GSK Stockmann expandiert über Immobilien- und Bankrecht hinaus
Von Walther Becker, FrankfurtDas ließen sich weder Theo Waigel, Bundesfinanzminister a.D., noch Peer Steinbrück, nach Einschätzung seiner Partei Bundeskanzler in spe, nehmen: Bei der Feier zum 15-jährigen Bestehen von GSK Stockmann+Kollegen tauschte sich der SPD-Politiker, dessen Auftritte in der Wirtschaft inzwischen legendär sind, locker mit dem Ex-Finanzminister – Of Counsel bei GSK – zu aktuellen Fragen um Finanzmärkte und Euro aus. Damals, im September 2012, hat die Sozietät mit 250 Gästen gefeiert – immerhin ist sie der Finanzkrise und dem Trend zu großen internationalen Einheiten zum Trotz deutlich gewachsen.Heute steht GSK gemessen am Umsatz hierzulande auf Platz 27. Die Einnahmen lagen zuletzt bei knapp 47 Mill. Euro.Heute sieht sich GSK, wie Namenspartner und Mitgründer Rainer Stockmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt, als eine führende, unabhängige Corporate- und Real-Estate-Kanzlei “mit den weiteren Schwerpunkten Banking/Finance und öffentliches Wirtschaftsrecht”, wie er betont. Start vor 16 JahrenAlles begann 1997 mit einer Idee, die Stockmann, der von Hengeler Mueller kam, so umschreibt: “Vertikal integrierte Beratung für die Immobilienwirtschaft oder anders ausgedrückt, vom Bebauungsplan bis zum Börsengang.” Diese Strategie habe rasch zu Erfolgen geführt – und zwar zur Zeit der “Fusionitis”, als sich deutsche Adressen vornehmlich britischen Law Firms anschlossen.Die Entwicklung der einst “jungen Wilden”, wie Stockmann sagt, wurde getragen von großen Projekten und Mandanten aus dem Immobilien-, Unternehmens,- Bank- und Infrastruktursegment, erinnert er. Nach Berlin, München und Heidelberg kamen die Standorte Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Brüssel und Singapur hinzu. Dazu wurden auch Teams anderer Kanzleien integriert. Otto Gassner, Mitgründer und Namenspartner von GSK Gassner Stockmann & Kollegen, verließ im Herbst 2007 die Kanzlei. Pochen auf EigenständigkeitBei einem Verhältnis von Partnern zu angestellten Anwälten von 40 zu 90 bekomme der Mandant eine bessere “Partner Attention” als bei anderen Kanzleien. Man bleibe dabei, die Vorzüge einer großen und einer mittelständischen Kanzlei miteinander zu vereinen. GSK wolle, solange es gehe, eigenständig bleiben.Von der auf die Immobilienwirtschaft ausgerichteten Kanzlei hat sich GSK zu einer stärker auf Transaktionen und Projekte in zahlreichen Branchen ausgerichteten Kanzlei gewandelt. Dabei mache diese Art von Geschäft etwa die Hälfte des Volumens aus, die andere steuert die Dauerberatung bei. Die Themen Compliance – hier war man mit Theo Waigel länger für Siemens unterwegs – und die Fondsrichtlinie AIFM sorgten heute für Geschäft. Zudem kämen immer wieder Immobilienportfolios an den Markt und/oder benötigten Restrukturierung.Auch international ist GSK nach Einschätzung von Stockmann gut vertreten. Seit 2002 arbeitet die Kanzlei in einer “exklusiven Allianz, das ist mehr als beste Freunde” mit mehr als 960 Anwälten und 23 Büros in den wichtigsten Finanz- und Wirtschaftszentren Europas zusammen. Hier gebe es integrierte Praxisgruppen. Gerade bei paneuropäischen Immobilientransaktionen sei das Netzwerk hilfreich.Des Weiteren habe man Kompetenzen im Steuerrecht und in der Konfliktlösung. Um auf Wachstumskurs zu bleiben, wolle sich GSK neue Märkte und Branchen erschließen. Gelungen sei dies bei erneuerbaren Energien, sagt Stockmann. Betreute Projekte – mit Investitionsvolumen im Milliardenbereich – seien Infrastrukturvorhaben bei großen Gaspipelines, Off- und Onshore-Windparks und der Nutzung der Sonnenenergie. Beim Finanzierungsinstrument Mittelstandsanleihen hat sich GSK laut Stockmann als einer der Marktführer etabliert. Eine Blase oder Überhitzung will der Berater in dem Markt nicht erkennen. In Stuttgart ist Peter Ladwig, früherer Vorstand der Börse in der Schwabenmetropole, die den Bondm lanciert hatte, Partner von GSK. Er leitet heute die Gruppe Kapitalmarkt und M&A.