Von Heino Reents “Hansmary”, so nennt er sich im Internet, braucht einen Kredit. Der nach eigenen Angaben 75-jährige Rentner aus Sachsen muss die Restschuld in Höhe von 6 000 Euro für einen Pferdestall aufbringen. “Den vollen Betrag kann ich leider nicht auf einmal aus meinen Rücklagen aufbringen und deshalb bitte ich sie, mein Projekt zu unterstützen”, schreibt er auf der Internetplattform Smava.de. Und weiter: “Aufgrund meiner monatlichen Rente besitze ich ein gesichertes Einkommen.”Das Beispiel zeigt: Kredite gibt es mittlerweile nicht nur bei der Bank. Auch im Internet bieten Portale wie Smava, Auxmoney oder Money4friends Darlehen beziehungsweise die Vermittlung zu privaten Geldgebern an. Und die Nachfrage steigt. Ein Grund für den Zulauf ist, dass viele Banken die Bedingungen für Darlehen verschärft haben. Die Institute verlangen größere Sicherheiten und vergeben allgemein weniger Kredite. Dabei hatten es Selbstständige und Privatleute mit geringer Zahlungsfähigkeit schon vorher besonders schwer, Geld von der Bank zu bekommen. Geschäftsidee von der InselDie Geschäftsidee kommt ursprünglich aus Großbritannien, wo seit 2005 über www.zoba.com Kredite im zweistelligen Millionenbereich verliehen wurden. Auch in den USA gilt die private Kreditvermittlung als Zukunftsmarkt. Das Prinzip ist von der Tauschbörse Ebay bekannt: Einer sucht etwas, ein anderer bietet was an, und im Internet finden beide zusammen. Schuldner und Gläubiger finden auf den Plattformen anonym zueinander. Einer will ein Auto kaufen und braucht Geld, der andere sucht eine gute Verzinsung für seine Ersparnisse. Eine interessante und erfolgreiche Version dieses Ebay-Gedankens ist die deutsche Plattform Smava – laut “Finanztest” “die einzige Plattform mit Hand und Fuß”. Das Prinzip ist recht einfach: Der Kreditsuchende beschreibt seinen Wunsch auf der Internetseite und schlägt je nach Bonität einen Zins vor. Findet er keine Geldgeber, so hat er die Möglichkeit, den Zinssatz zu verändern. Wer verleihen möchte, sondiert die Angebote und schlägt ein, wenn ihm die Sicherheiten ausreichend erscheinen. Meist finanzieren mehrere Kreditgeber ein Projekt gemeinsam. 14 KreditgeberSo wie bei “Hansmary”. Er hatte Erfolg. Insgesamt 14 Nutzer erklärten sich innerhalb kurzer Zeit bereit, dem Suchenden für einen Zinssatz von 8,3 % Summen zwischen 250 und 1 000 Euro zu leihen. Die Laufzeit des Vertrages beträgt 36 Monate. Für Darlehen mit solch einer Laufzeit werden bei Smava 2 % der Kreditsumme, mindestens jedoch 40 Euro, als Bearbeitungsgebühr erhoben. Bei Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit beträgt diese Gebühr 2,5 % bzw. mindestens 60 Euro. Anleger, die Geld privat verleihen, müssen eine Bearbeitungsgebühr von 4 Euro für jeden Forderungskauf bezahlen.Anders als es das Firmenmotto “Von Mensch zu Mensch” vermuten lässt, ist aber bei Smava zwischen Kreditgeber und -nehmer die Bank für Investments und Wertpapiergeschäfte (BIW) aus Willich in Nordrhein-Westfalen geschaltet, die das Kreditgeschäft abwickelt. Und das funktioniert so: Die Kreditgeber schließen mit der Bank einen Vertrag über den Kauf einer Darlehensforderung und zahlen die vereinbarte Summe auf ein BIW-Konto ein. Anschließend gibt die Bank den Betrag an die Kreditnehmer weiter und kassiert Monat für Monat die Raten sowie den Zins. Das zurückfließende Geld bekommt der Gläubiger jedoch nur, wenn der Kreditnehmer auch wirklich zahlt. Und noch etwas unterscheidet Smava von anderen Plattformen hierzulande: Die potenziellen Kreditnehmer müssen sich einer Schufa-Auskunft unterziehen, außerdem ist ein Gehaltsnachweis Voraussetzung für das Geschäft.In den vergangenen beiden Jahren gab es mehrere Plattformen, auf denen Kreditnehmer Hilfe suchen und potenzielle Investoren Geld verleihen konnten. Allerdings agierten sie zum größten Teil nur sehr kurzzeitig und schlossen ihre Seiten dann wieder – zumeist weil das Geschäftsmodell nicht ausgereift war und das Interesse ausblieb. Geblieben sind Smava und die Seite Auxmoney.com. Allerdings ist dort das Anlegerrisiko größer, da auch bei schwacher Zahlungswürdigkeit ein Kredit gewährt wird und es keine Anlegerpools gibt, die Ausfälle abfedern könnten. Geht ein Kreditnehmer Pleite oder zahlt er seine Raten nicht, müssen die Kreditgeber das Geld also selbst eintreiben. Zudem muss man auch zahlen, wenn man keinen Kredit bekommt. Problem bei Money4friends Problematisch ist auch die Funktionsweise von Money4friends, die nur den Kontakt zwischen den Parteien herstellt. Aus dem eigentlichen Kreditgeschäft halten sie die Verantwortlichen heraus. Das bedeutet, die Beteiligten müssen selbst einen realistischen Zinssatz aushandeln und akzeptable Modalitäten finden.Allerdings bewegen sich Nutzer, die regelmäßig im Internet Geld verleihen wollen, in einer rechtlichen Grauzone. Denn wer Geld verleiht, um damit dauerhaft Gewinne zu erzielen, braucht eine Bankerlaubnis. So will es zumindest die Finanzaufsichtsbehörde BaFin. Und wer mehr als einmal einen Kredit vergibt, setzt sich diesem Verdacht aus.