Investmentfonds

Gute Performance mit gutem Gewissen

Nachhaltigkeitsfonds beachten soziale und ökologische Aspekte bei der Zusammenstellung des Portfolios

Gute Performance mit gutem Gewissen

Von Martin Hampel, FrankfurtDie Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat der Öffentlichkeit die Wichtigkeit von Umweltschutz und Nachhaltigkeit einmal mehr vor Augen geführt. Viele Anleger sind entsetzt und kehren dem Betreiber der betroffenen Ölplattform den Rücken – vermutlich nicht nur aus Angst vor dem wirtschaftlichen Schaden, sondern auch aus ökologischen und moralischen Aspekten.Auch wenn das Augenmerk derzeit eher auf den Fehlern der Unternehmen wie etwa BP oder der Deutschen Bahn liegt: Viele Konzerne lassen sich die eigenen sozialen und ökologischen Engagements einiges kosten und geben gleichzeitig bereitwillig darüber Auskunft. Wer sein Geld über mehrere Unternehmen streuen will, dem bieten die Vermögensverwalter eine breite Palette an Fonds an, die sich einer wachsenden Beliebtheit erfreuen (siehe Grafik) und Anlegern ein gutes Gewissen bescheren können.Dabei stellen die Anbieter ihre Produkte nach unterschiedlichen Kriterien zusammen. Manche Anbieter setzen auf die sogenannte Positivselektion und suchen sich Unternehmen, die für bestimmte soziale oder ökologische Fragestellungen gute Lösungen zu bieten haben. Die Positivselektion ist zumindest in Deutschland die am häufigsten genutzte Methode zur Auswahl des Investmentuniversums. Fondsmanager, die auf die Negativselektion vertrauen, holen sich grundsätzlich keine Aktien aus bestimmten Branchen wie etwa Tabak- und Alkoholproduktion, Waffenherstellung oder Pornografie ins Depot. Eine dritte Auswahlmethode ist der sogenannte Best-in-Class-Ansatz. Hierbei vertrauen die Fonds auf die Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Sektor die besten Nachhaltigkeitskonzepte aufweisen können – das kann für Anleger allerdings mitunter bedeuten, dass sie in ihrem Depot Aktien von Konzernen aus Bereichen wie dem Ölsektor finden, obgleich sie sich von ihrem Investment eine umweltschonende Geldanlage versprechen. Das “Engagement-Prinzip” setzt darauf, dass die Fondsmanager sich quasi argumentativ mit den Unternehmen, in die sie investiert sind, auseinandersetzen, um sie zu einer stärkeren Nachhaltigkeitspolitik zu bewegen. Marktmacht eingesetztJe nach Marktmacht kann das weit führen. Unlängst haben sich 20 internationale Vermögensverwalter, darunter einige schwedische Adressen, ein kalifornischer Pensionsfonds sowie die Asset Manager F & C und Henderson, zusammengeschlossen und einen Brief an 21 Unternehmen verfasst: Darin fand sich unter anderem die Aufforderung, dass die Konzerne ihre Berichterstattung über Korruptionsfälle sowie die diesbezügliche Prävention offenlegen sollen. Hinter der Forderung steht die wirtschaftliche Macht von immerhin 1,7 Bill. Dollar, über die die Asset Manager verfügen.Für die Anleger dürfte das nicht von Schaden sein. Dass sich das nachhaltige Engagement an den Aktienmärkten auszahlt, zeigt eine Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), das sich in Kooperation mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die Entwicklung verschiedener Aktienindizes in den Jahren der Finanzkrise angeschaut hat. Mehrere marktbreite Nachhaltigkeitsindizes wie zum Beispiel der Dow Jones Sustainability Index erzielten im Untersuchungszeitraum von 2007 bis 2009 in etwa die gleichen Ergebnisse wie der Vergleichsindex MSCI World. Gleichwohl wäre es “falsch zu glauben, sich mit den breit aufgestellten Nachhaltigkeitsindizes dem Abwärtstrend in der Krise entziehen zu können”, erklärte Michael Schröder, Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement am ZEW.Gewisse Vorteile bringe allerdings eine intensive Nachhaltigkeitsselektion. So habe der Naturaktienindex (NAI) in der Krise deutlich geringere Verluste hinnehmen müssen und eine deutliche Outperformance erzielt. Damit bestätigt das ZEW die Ergebnisse einer im Jahr 2008 ebenfalls im Auftrag der DBU erstellten Studie, in der der NAI über einen wesentlich längeren Zeitraum deutlich bessere Ergebnisse vorweisen konnte als die Vergleichsindizes.So gesehen gibt es für Anleger an sich mehr Gründe für Nachhaltigkeitsfonds als dagegen. Sicher ist auch, dass Investoren auch in diesem Segment die Portfolien genau prüfen sollten, um Klumpenrisiken zu vermeiden – und um etwaige schwarze Schafe in der Branche des guten Gewissens auszusortieren.