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Hausse am Bosporus

Die Türkei gilt vielen Investoren als lukrativer Markt - Analysten sehen großes Wachstumschancen

Hausse am Bosporus

Von Martin Hampel, Frankfurt Die Lage der Türkei zwischen Eurozone und dem arabischen Raum, zwischen Okzident und Orient, hat das Land als Investment-Nation ein wenig aus dem Fokus der Anleger herausgehalten, die aktuellen politischen Debatten um Griechenland verstellen vielen den Blick auf gute Anlagegelegenheiten im östlichen Mittelmeerraum.Der Weg in die EU ist noch weit für die Türkei, gleichwohl haben Wirtschaft und Gesellschaft von den jüngsten Veränderungsprozessen profitiert. Die Aktien an der Istanbul Stock Exchange haben zuletzt auch andere Schwellenländer outperformt, seit den Tiefständen vom März 2009 hat der ISE 100-Index gut 100 % zugelegt. Analysten sehen das Potenzial, dass die Hausse noch anhält.Es gibt gute Gründe, optimistisch für den Markt am Bosporus zu sein. Die zuletzt veröffentlichten positiven Makrodaten wie beispielsweise die türkischen Exporte stützen den Ausblick, heißt es in einer Studie des Investmenthauses Barings. Die Analysten der Citigroup haben unlängst ihre Wachstumsprognose auf 5,4 % und 5,5 % für die Jahre 2010 und 2011 erhöht.Wie weit die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei mittlerweile fortgeschritten ist, zeigten jüngst etwa die Bewertungen der Ratingagenturen: Fitch erhöhte im Dezember das Bonitätsrating der Türkei von “BB-” um zwei Stufen auf “BB+”, und im Januar stufte Moody’s das Rating von “Ba3” auf “Ba2” hoch. Finanztitel begehrtDie Experten von Pioneer Investments halten vor allem den türkischen Bankensektor derzeit für attraktiv. “Der türkische Banken- und Konsumbereich bietet Investoren gute Aussichten”, erklärt Marcin Fiejka, der Manager des Pioneer Funds – Emerging Europe and Mediterranean Equity. “Die türkischen Banken werden über einen längeren Zeitraum eine wesentlich höhere Eigenkapitalrendite und ein stärkeres Kreditgeschäft verbuchen, als viele erwarten”, so Pioneer-Experte Fiejka. Im Dezember 2009 hatte die türkische Zentralbank den Leitzins auf historisch niedrige 6,5 % gesenkt. “Das macht die von den Banken angebotenen Kredite für mehr Menschen erschwinglich, was zu einem höheren Kreditvolumen führen dürfte, ohne aber gleichzeitig die Margen der Institute deutlich zu verschlechtern”, so Fiejka. Zudem verleihe die starke Binnennachfrage vielen türkischen Unternehmen einen kräftigen Schub: so etwa dem Mischkonzern KOC. Das Unternehmen profitiere unter anderem von der Nachfrage nach Automobilen, Haushaltsgeräten, Unterhaltungselektronik, Textilien und Finanzdienstleistungen. Günstige GelegenheitPotenzial gibt es noch reichlich, und die Krise könnte für die Türkei auch eine große Gelegenheit sein. Durch die Rezession habe das Land die Chance, die Inflation langfristig im Bereich von 4 bis 8 % zu halten, statt wie in den vergangenen fünf Jahren zwischen 7 und 12 %, heißt es in einer Studie von Bank of America-Merrill Lynch. Die negative Produktionslücke, die zeitweise rund 9 % betrug, legt nahe, dass es angebotsseitig keine inflationären Tendenzen geben dürfte. Eine Erholungsphase dürfte zu kräftigen Produktivitätszuwächsen führen. Gleichzeitig gibt es auch seitens des Arbeitsmarkts positive Signale, die Zahl der Arbeitslosen ist zwar immer noch hoch, doch die Statistiken fallen immerhin besser aus als von den Analysten prognostiziert.Das Wachstumspotenzial der Türkei sei “dreimal höher als der Durchschnittswert aller EU-Staaten”, heißt es in einem Papier von Fortis Investments. Das Land am Bosporus gehöre inzwischen “zu den Top 20 der Welt gemessen am Bruttoinlandsprodukt”. Der türkische Aktienmarkt gelte als unterbewertet und sei verglichen mit anderen Märkten der Region sehr liquide und stark diversifiziert.Attraktiv für Investoren, die ihr Depot mit türkischen Aktien anreichern wollen, ist zudem der Umstand, dass die Korrelation zwischen dem türkischen und dem europäischen Aktienmarkt eher gering ist. Das könnte sich bei zyklischen Schwankungen als Vorteil erweisen.