Finanzen persönlich

Hedgefonds sind eine sinnvolle Depotbeimischung

Diversifikationseffekte helfen, Schwankungen zu verringern und Erträge stabiler zu halten

Hedgefonds sind eine sinnvolle Depotbeimischung

Von Horst Schneider *) Am Anfang sah es aus, wie Leser es schon oft vernommen hatten: Hedgefonds wären schuld an den Finanzmarktturbulenzen des Herbstes, so das Echo in der Finanzpresse. Zwei Hedgefonds des amerikanischen Hauses Bear Stearns eröffneten den Geldvernichtungsreigen, der inzwischen unter dem Namen “Subprime-Krise” eine breite Bekanntheit erreicht hat. Doch diese zwei – sich inzwischen in Insolvenz befindlichen – Hedgefonds waren nur die Spitze eines Eisberges, der sich bei näherem Hinsehen als handfeste Krise des hoch regulierten Bankensystems entpuppt hat. Situation stabilisiertIm weiteren Zuge der Krise entging dem aufmerksamen Beobachter nicht, dass aber gerade Hedgefonds frühzeitig unter den Finanzakteuren zu finden waren, die mit ihren Geschäften halfen, die Situation zu stabilisieren. Und die Ergebnisse der großen internationalen Hedgefonds-Indizes zeigten auch Ergebnisse, die das Wort Krise für die Branche als Ganzes in weite Ferne rücken. So weist der breit gefasste HFRI Fund Weighted Composite Index von Jahresanfang bis Ende Oktober ein Plus von über 12 % aus. Ein 40 Jahre alter Ingenieur, verheiratet, zwei Kinder, verfolgt die Berichterstattung hierüber in der Tagespresse aufmerksam. Da er eine größere Summe geerbt hat, möchte er große Teile des Geldes langfristig in seine Gesamtvermögensplanung einbinden. Er begibt sich zu seinem Finanzberater und bittet um Aufklärung bezüglich der Wirkungsweise von Hedgefonds und ihren Auswirkungen im Depot. Sein Berater klärt ihn zunächst darüber auf, dass für die Produktkategorie Hedgefonds keine Legaldefinition existiert. In Deutschland hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass darunter alle Anlagestile fallen, die erstens unter Einsatz von Kreditmitteln das Ergebnis auf das eingesetzte Kapital erhöhen (Leverage). Das zweite Merkmal für Hedgefonds ist, dass sie im Rahmen ihrer jeweils gewählten Anlagestrategien ihre gehandelten Aktiva auch leer verkaufen können, mit dem Ziel, diese später billiger zurückzukaufen (shorten). Diese zwei Eigenschaften – shorten und hebeln – setzen viele im internationalen Markt befindliche Hedgefonds in sehr unterschiedlichem Ausmaß ein. Dies verwundert nicht angesichts der rund 10 000 zumeist mittelgroßen bis kleinen Hedgefonds. Wer von Hedgefonds spricht, so klärt der Berater seinen Kunden auf, muss zumindest vier verschiedene große Strategiezweige unterscheiden. Vier StrategiezweigeUnter Relative Value verstehen Experten Investmentstrategien, die danach streben, unterschiedliche Preisbewegungen zwischen je zwei verwandten Wertpapieren auszunutzen und damit unabhängig von der Marktrichtung Erträge zu erzielen. Bei der Strategie Event Driven versuchen Manager, Preisineffizienzen zu finden, die durch ganz bestimmte einzelne Ereignisse ausgelöst werden. Das können Fusionen sein, Ausgliederungen von Unternehmensteilen, Konkursgefahr oder auch Sanierungsbedarf. Im dritten großen Strategiebündel – Equity Hedge – handeln die Manager Aktien auf der Grundlage fundamentaler und/oder technischer Analysen. Die Fonds können zwar marktneutral ausgerichtet sein, je nach Intention des Managers aber auch versuchen, positive oder negative Abhängigkeit zu den zugrunde liegenden Aktienmärkten zu erzielen. Tactical TradingUnter Tactical Trading verstehen Profis einerseits Investmentstrategien, bei denen das Management spezifische Meinungen zu einzelnen Ländern, Regionen oder etwa Zinsentwicklungen hat und dahingehend Positionen eingeht. Dieser Stil heißt in der Fachsprache Global Macro. Managed Futures heißen andererseits jene Investmentansätze innerhalb des Tactical Trading, bei denen die Fonds statistische und technische Analysen zur Identifikation von Trends in den jeweiligen Märkten heranziehen und bei denen formalisierte Programme die Kauf- und Verkaufssignale auslösen.Für den privaten Anleger, so der Berater, sei es wichtig zu verstehen, dass einzelne Hedgefondsstrategien eher die Bedürfnisse institutioneller Investoren abdecken, die diese zielgenau in ihr Gesamtportfolio einbauen. Privatanleger hingegen, so seine Empfehlung, sollten wiederum auf breit streuende Dach-Hedgefonds achten. Ein Dach-Hedgefonds investiert in eine ganze Reihe von Ziel-Hedgefonds. Wie bei einem normalen Fonds ergeben sich hier positive Diversifikationseffekte.Der Kunde ist interessiert und möchte nun wissen, welche Effekte er beobachten kann, wenn er Dach-Hedgefonds in ein Portfolio integriert. Der Berater rechnet anhand der historischen Daten eines Aktienindex (MSCI World), eines Anleihenindex (JPMorgan Global Government Bond Index) und eines Hedgefondsindex (ARIX Composite) vor, zu welchen Ergebnissen unterschiedliche Mischungsverhältnisse führen (siehe Tabelle). Daraus resultiert eine Reihe von Erkenntnissen: Die Schwankungsanfälligkeit des Depots verringert sich mit steigendem Hedgefonds-Anteil. Ebenso reduziert sich das Ausmaß einzelner Verlustereignisse (drawdowns). Im Gegenzug steigen die Ertragskennziffern (Rendite und Sharpe Ratio) sogar leicht an. Zusammenfassend stellt der Berater fest, dass eine Hedgefonds-Beimischung zu positiven Portfolioeffekten führt. Fonds oder ZertifikateDer Kunde ist überzeugt und bittet den Berater, für das nächste geplante Treffen mit ihm in Frage kommende Produkte zu diskutieren. Dazu gehören verschiedene Hedgefonds-Zertifikate, aber auch deutsche steuertransparente DachHedgefonds. Und die Wahrscheinlichkeit, dass darin Subprime-Risiken enthalten sind, die Bankaktien so belasten, ist nun wirklich klein. *) Horst Schneider ist Leiter Vermögensmanagement beim Finanzdienstleister MLP.