Asset Management

Hedgefonds werden heimisch

Bisher 17 Vertriebszulassungen - Welle neuer Produkte rollt an - Gebühren und Wertentwicklung in der Diskussion

Hedgefonds werden heimisch

Von Christoph Ruhkamp, FrankfurtAllen Unkenrufen zum Trotz beginnt die Hedgefonds-Branche, sich in Deutschland heimisch einzurichten. Die im Investmentverband BVI vertretenen zwölf Fonds haben 2004 zwar nur rund 700 Mill. Euro eingesammelt und verwalten gerade mal 1 Mrd. Euro. Doch dürfte der echte Startschuss für den Markt in diesem Jahr erst noch fallen. Das lässt zumindest die Welle neuer Produkte vermuten: Inzwischen hat die Finanzaufsicht BaFin 17 Hedgefonds zum Vertrieb zugelassen, darunter auch die Münchener Investment-AG Sascam und eine Master-KAG der Citigroup, die Dienstleistungen für Hedgefonds erbringt.Darüber hinaus liegen der Behörde Anträge für weitere sechs Dach- und zwei Einzel-Hedgefonds vor. Des Weiteren warten noch zwei Investment-AGs und eine Master-KAG der SEB auf ihre Zulassung. Den Investoren wird es also bald nicht mehr an Auswahlmöglichkeiten unter in Deutschland regulierten Produkten mangeln. Union Panagora plant FondsFast alle Gesellschaften sind bald mit von der Partie: So will etwa die Spezialfondsgesellschaft Union Panagora noch in diesem Jahr einen Einzel-Hedgefonds für Institutionelle auflegen. Der Frankfurt-Trust legt zum 21. Februar in Luxemburg einen Dach-Hedgefonds auf, dessen Portfolio von der Pariser BHF-Konzernschwester Altigefi gemanagt wird. “Wir sehen diese Produktart keinesfalls als überteuerten Mode-Gag für ahnungslose Anleger, sondern als sinnvolle, das Gesamtdepot stabilisierende Ergänzung der Anlagealternativen”, sagt Frankfurt-Trust-Chef Karl Stäcker. Auch die Deka plant dem Vernehmen nach einen Dach-Hedgefonds in Zusammenarbeit mit der Schweizer RMF, einer Tochter der britischen Man Investments.Der größte deutsche Anbieter ist laut BVI-Daten bisher die Union-Tochter Unico mit einem verwalteten Hedgefonds-Volumen von 430 Mill. Euro. Auf dem zweiten Platz folgt Allianz Global Investors mit 390 Mill. Euro (ohne BaFin-Vertriebszulassung); bei der DWS sind es nur rund 60 Mill. Euro. Die nicht im BVI vertretene Lupus Alpha sammelte im vergangenen Jahr 200 Mill. Euro für Hedgefonds ein und hat sich für dieses Jahr nochmal den gleichen Betrag vorgenommen.Abseits der regulierten Fonds tummeln sich zahlreiche Boutiquen wie Absolute Plus, Aquila Capital oder Arsago, die ihre Hedgefonds Institutionellen und Privaten in verschiedenen Verpackungen anbieten. Arsago etwa kooperiert mit einer Service-Plattform der Citigroup, Aquila will mit der SEB zusammengehen. Mindestens zehn seriöse Anbieter dieser Art gibt es in Deutschland, die den großen KAGs Konkurrenz machen (siehe Artikel auf dieser Seite).In der Kritik stehen die Gebühren der Fonds. So hat das Londoner Analysehaus Fitzrovia ermittelt, dass zwar 87 % der Hedgefonds eine sogenannte High Water Mark ansetzen. Das heißt, die erfolgsabhängige Gebühr greift nach einem Einbruch erst wieder, wenn der vorhergehende Höhepunkt erneut überschritten wird. Doch nur 2 % der Fonds setzen die High Water Mark regelmäßig neu an, die Mehrzahl versteht sie als permanent gültig. Fitzrovia fordert dagegen im Sinne der Investoren, die Höhe der High Water Mark alle ein bis drei Jahre neu anzusetzen.Ähnlich unbefriedigend für Investoren – und vermutlich eines der wichtigsten Hindernisse für den erfolgreichen Marktstart in Deutschland – war die schlechte Wertentwicklung vieler Hedgefonds im Jahr 2004. Nach einem der gängigsten Indizes des Anbieters CSFB/Tremont haben etwa die Fonds der Kategorie “Dedicated Short Bias”, die auf Leerverkäufe setzen, im Schnitt 7,7 % an Wert verloren. Grund waren die steigenden Kurse an den Aktienmärkten. Am besten schnitten dagegen 2004 die “Distressed”-Hedgefonds ab, die Wertpapiere – insbesondere Anleihen – von kriselnden Unternehmen kaufen oder leer verkaufen. Sie lieferten ein Plus von 15,6 %.Der Grund für den schwachen Start der Hedgefonds muss jedoch nicht allein in der Performance liegen. “Ich glaube, dass die Asset-Klasse einfach noch nicht bekannt genug ist – bei Anlegern wie auch Beratern”, sagt Klaus Bollmann, Geschäftsführer der Union Alternative Assets. Außerdem hätten Institutionelle, wie etwa Versicherer, erst sehr spät im vergangenen Jahr von der Aufsicht die Vorgaben für ihre Hedgefonds-Investments erhalten und hätten entsprechend zögerlich agiert.Die Union verzeichnet unterdessen in ihrem Luxemburger Dach-Hedgefonds für Institutionelle vor allem viele kleinere Investments von insgesamt 125 Großanlegern. “Die meisten haben die Hedgefonds-Quote, die sie letztendlich anstreben, noch nicht erreicht. Sie befinden sich noch in der Annäherungsphase”, sagt Bollmann, der deshalb optimistisch für weiteres Wachstum ist. Der junge deutsche Anlegermarkt weckt unterdessen immer stärker auch das Interesse ausländischer Anbieter, insbesondere aus den USA. So gründeten Ex-Führungskräfte von Goldman Sachs vor wenigen Monaten die “Prisma Capital Partners” und sammelten auf Anhieb – unter anderem hierzulande – 1,5 Mrd. Dollar ein. Das Joint Venture mit dem Versicherer Aegon verfolgt eine Dach-Hedgefonds-Strategie für einen Stamm institutioneller Kunden bestehend aus Versicherern, Stiftungen und Altersversorgern.Bereits heute stammen fünf der hierzulande zugelassenen Produkte aus dem Ausland. “In den kommenden fünf Jahren”, prognostiziert Sven Zeller von der Anwaltskanzlei Clifford Chance, “werden in Deutschland über 50 Mrd. Euro über Hedgefonds umgesetzt.” Das Potenzial werde bei folgender Berechnung deutlich: Würden nur 10 % der größten von der Finanzaufsicht BaFin beaufsichtigten Versicherungen die erlaubten 5 % ihrer Versicherungsgelder in Hedgefonds investieren, würde der Markt ein Volumen von rund 30 Mrd. Euro dazugewinnen.Völlig übertrieben ist diese Schätzung jedenfalls nicht. Laut dem Consultant Greenwich Associates nutzen bereits heute 32 % der europäischen institutionellen Anleger die Vehikel. Ende 2003 waren es nur 23 % gewesen. Mittlerweile erreichten die Quoten in der Gesamtallokation der Vermögen eine Höhe, die den Hedgefonds erheblichen Einfluss auf die Gesamt-Performance einräume. Grund für den wachsenden Erfolg der Hedgefonds bei Institutionellen sei, dass die Fonds zunehmend die Transparenz- und Service-Anforderungen der Großanleger erfüllten.