Herausforderungen im Pensionsmanagement
Angesichts der nach den Kursverlusten immer noch volatilen Märkte auf der einen Seite und einer angespannten Liquiditätssituation auf der anderen Seite fragen sich Unternehmen, wie gut sie derzeit ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen können. Obwohl ein im internationalen Vergleich konservativer Anlagemix deutscher Pensionsvehikel Schlimmeres verhindert hat, konnte sich niemand von dieser Krise vollständig abkoppeln.Allerdings schlägt sich das in den Konzernbilanzen, zumindest in denen nach internationaler Rechnungslegung, derzeit nur sehr eingeschränkt nieder. Denn parallel zu den Verlusten im Planvermögen sind die Renditen der Referenzanleihen und damit die Rechnungszinssätze zur Bewertung der Pensionsverpflichtungen stark gestiegen. Damit kompensieren sich beide Effekte in gewisser Weise. Viele sind zumindest in der Bilanz mit einem blauen Auge davongekommen, d. h. die Deckungsquote bei den Dax-Unternehmen ist 2008 lediglich von 68 auf 63 % zurückgegangen, wohingegen das Pensionsvermögen um 16,2 % gesunken ist. Neue RisikenAuf der Passivseite werden die Pensionsverpflichtungen bei international bilanzierenden Unternehmen jedoch in dem Maße wieder ansteigen, in dem die Renditeaufschläge der Unternehmens- zu Staatsanleihen sich wieder zurückbewegen. Das betrifft auch viele Mittelständler, die ab 2010 unter das Bilanzmodernisierungsgesetz fallen. Es gibt aber heute kaum noch einen Treasurer, der mit seinem Planvermögen außerhalb der sicheren Assetklassen anlegt. Die Anteile der Staatsanleihen sind daher durchgängig sehr hoch. Aber wenn Staatsanleihen 3 % abwerfen, die Liabilities dagegen faktisch mit 6 % laufen, dann haben Unternehmen die Lücke von 3 % eingebucht.Doch abgesehen davon, dass man mit den derzeitigen Renditen der Staatsanleihen den Verpflichtungen auf der Passivseite nicht gerecht wird, sollte man angesichts der virulenten Inflationsgefahren irgendwann wieder steigende Zinsen und damit deutlich sinkende Kurse der Staatsanleihen ins Kalkül ziehen. Folglich müsste man auf der Aktivseite mehr Investmentrisiko nehmen. Hier sehen wir die größte Herausforderung der nächsten Jahre.Mit der Krise verlassen viele die bisherige Asset-Liability-Strategie und sehen nur noch partiell das Deckungsrisiko. Die Krise an den Kapitalmärkten ist irgendwann vorbei, die Finanzrisiken für die Pensionssysteme sind es damit aber noch lange nicht. Insbesondere die schnellen Veränderungen und Verschiebungen an den Märkten können ein Pensionssystem sowohl auf der Vermögensseite als auch auf Seiten der Verbindlichkeiten unmittelbar in unruhiges Fahrwasser bringen. Starre Konzepte können hier nur sehr bedingt helfen. In dem Maße, wie sich derzeit das Umfeld für ein Unternehmen stark verändert, wird auch ein aktives Anlage- und Risikomanagement in Bezug auf seine Pensionsverpflichtungen zum Gebot der Stunde. Zur Chefsache gewordenNeben den unausweichlichen Fragen zur Marktentwicklung müssen Unternehmen nun im Licht der Finanzkrise ihre Strukturen und Prozesse im Hinblick auf Kapitalanlage und Finanzierung grundsätzlich überdenken. Wie gut ist die Informations-, Entscheidungs- und Umsetzungsqualität? Wie effizient ist die bestehende Risikotransparenz und -steuerung? Bestehen ein adäquates Reporting und ein regelbasiertes Risikomanagement? Gerade im Risikomanagement wird typischerweise in den guten Jahren zu wenig investiert.Es zeigt sich nun, dass die stark steigenden Risiken für Pensionsvermögen den strategischen Pfad eines Unternehmens beeinträchtigen können. Somit ist das Thema durch die Krise in den Fokus von Chief Financial Officer und Chief Executive Officer geraten. Sie übernehmen nicht die operative Steuerung oder die Aufsetzung und Kontrolle der Pensionspläne. Die Verantwortung hierfür soll an kompetenter Stelle gebündelt werden. Dabei muss die Verantwortung für diese Prozesse nicht mehr zwingend im eigenen Haus angesiedelt sein, stellen sich doch Unternehmen auch aus Kostengründen vermehrt die Frage, ob und welche Teile des komplexen Pensionsmanagements zu ihren Kernkompetenzen gehören. Strategischer Partner Nachdem die Wahrnehmung von Asset Management lange unter dem Primat der Renditeerzielung stand, gewinnt der komplementäre Zweig des Risikomanagements zunehmend an Bedeutung. Unternehmen können jedoch nur in dem Maß von der Kompetenz eines Vermögensverwalters profitieren, wie sie bereit sind, mit ihm gemeinsam mögliche Risikoquellen zu identifizieren und zu analysieren. Gerade für das effiziente Management von Pensionsverpflichtungen ist eine sorgfältige und übergreifende Risikosteuerung notwendig: von Risiken, die sich aus der Versorgungsordnung ergeben, über Langlebigkeitsrisiken bis hin zu Kapitalmarkt- und Finanzierungsrisiken.Eine Asset-Liability-Studie stellt somit den Grundstein für eine langfristig angelegte Zusammenarbeit dar. Ziel muss es sein, die Deckungsquote nachhaltig zu erhöhen und gleichzeitig die Finanzierungskosten zu minimieren sowie dabei Risikotransparenz und Kontrolle zu erhalten. Nicht weniger wichtig ist die starke administrative Entlastung des Kunden. Dabei übernimmt der Asset Manager die Wertpapierhandels- und Abwicklungsleistungen, die Cash-flow-Planung sowie das Bereitstellen eines integrierten Reporting.Für viele Unternehmen steht auch eine enge Koordination des internationalen Pensionsmanagements auf der Agenda. Durch vereinheitlichte Prozesse und Leistungsbündel lässt sich die Effizienz steigern und das Risiko auf Ebene der operativen Ländergesellschaften deutlich minimieren. Denn die Kosten der Altersvorsorgemodelle wirken sich unmittelbar auf die Unternehmensfinanzen aus. Globale KoordinationInzwischen haben 71 % der multinationalen Unternehmen ein zentrales Risikomanagement für die Pensionspläne ihrer Mitarbeiter. Darüber hinaus lässt sich ein Trend zu einer stärkeren globalen Koordination der Anlagepolitik bei der Verwaltung von Pension-Assets beobachten: 2008 koordinierten sechs von zehn Multinationals ihre Pensionsanlagen auf globaler Ebene, 2004 war es nicht einmal jedes zweite Unternehmen.Auch mit der Wahl des Pensionsregimes lässt sich das Risiko auf Unternehmensebene steuern. Viele Unternehmen stellen ihre Pensionspläne vermehrt auf Beitragsorientierung (defined contribution) um, bei denen das Unternehmen einen festen Beitrag zur betrieblichen Altersvorsorge leistet, aber keine festgelegte Auszahlung garantiert.