Herbert Smith Freehills strebt am deutschen Markt unter die Top 10
Von Walther Becker, Frankfurt Ein halbes Jahrzehnt ist die Anwaltssozietät Herbert Smith Freehills jetzt am deutschen Markt präsent. Von null auf rund 60 Rechtsberater ist sie inzwischen gewachsen und Nico Abel, seit Juli Managing Partner der deutschen Praxis, will, dass die Sozietät auch hierzulande zu den führenden Adressen gezählt wird. “Führend heißt für uns eine Kombination aus Qualität des Geschäfts und Größe, die Visibilität mit sich bringt”, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Dominiert wird der Rechtsmarkt von den vier Londoner “Magic Circle”-Kanzleien, den drei großen deutschen Häusern Hengeler Mueller, Noerr und Gleiss Lutz sowie einem Quartett aus amerikanischen Kanzleien. Abel hält eine Platzierung von Herbert Smith Freehills unter den Top 10 für möglich. Und wie will er das erreichen?”Wir sind in Deutschland gestartet, um das zu replizieren, wofür Herbert Smith Freehills auch an allen anderen Standorten steht”, betont er und stellt vor allem ab auf den Anspruch, zur Marktspitze zu gehören, einen Schwerpunkt auf Transaktionen sowie Rechtsstreitigkeiten und Schiedsgerichtsbarkeit, auf gut Neudeutsch Litigation, Arbitration und Investigations. Hier gilt die Kanzlei weltweit als eine der führenden Adressen. Just auf diesen, abseits auch der interessierten der Öffentlichkeit betriebenen Gebieten fällt es schwer, Mandate und Mandanten namentlich zu nennen.Abel ist schon der dritte Leiter der hiesigen Aktivitäten, war doch der Nachfolger von Ralf Thaeter, der Kartellrechtler Michael Dietrich, nur ein halbes Jahr nach seiner Wahl zum Managing Partner im Sommer zu Clifford Chance gewechselt. “Über den Boutiquenstatus sind wir inzwischen weit hinaus”, sagt Abel mit Blick auf einige US-Kanzleien, die sich hier nur auf wenige Rechtsgebiete kaprizieren. Welche Ziele, etwa gemessen an der Manpower, die Sozietät hat, lasse sich schlecht sagen, meint Abel. Gestartet war sie als später Neuankömmling im deutschen Markt. Klar ist, dass 60 Berufsträger nicht das Ende der Fahnenstange sind. Zum möglichen Ausbau infolge des Brexit will er sich nicht äußern. Zu den Standorten Frankfurt und Berlin ist längst Düsseldorf hinzugekommen, weitere Büros seien derzeit kein Thema. “Das künftige Wachstum hängt vom Rechtsmarkt insgesamt und den Bedürfnissen unserer Mandanten ab”, betont Abel. Er versteht seine Position als Koordinator und Gestalter und ist weiterhin in der Mandatsarbeit tätig. Kein SatellitHerbert Smith Freehills fasse immer stärker gerade im komplexeren High-End-Geschäft mit grenzüberschreitenden Transaktionen Fuß. Zum Wachstum gehöre auch, dass man auch in Gesellschaftsrecht/M&A sowie Immobilien und Finanzrecht inzwischen breiter aufgestellt sei. Verstärken will sich die Kanzlei etwa in Steuerthemen, eventuell auch im Recht des geistigen Eigentums und anderen Praxen. Teile des Kapitalmarktrechts wie der Aktienprimärmarkt stünden nicht im Fokus.”Wir sind ein integrierter Bestandteil der Gesamtkanzlei”, betont Abel, “wir wollen kein Satellit sein”. Dies sei auch im Sinne der Mandanten, die die Kanzlei immer wieder international teile. Und das klappe auch schon ganz gut: Während in den ersten Jahren das von draußen hereinkommende Geschäft eine dominierende Rolle gespielt habe, gehe es nun auch stärker in die andere Richtung, also deutsche Mandaten jenseits der Grenzen zu begleiten. Fifty-fifty? “Das lässt sich nicht generell beziffern und kann in einem bestimmten Jahr auch von einzelnen größeren Mandaten abhängen.”Global ist die Kanzlei an 27 Standorten in 20 Ländern mit rund 2 900 Berufsträgern präsent. Hierzulande berät die Sozietät den Verkäufer von Cinestar, die australisches Event Hospitality & Entertainment, bei der Fusion mit der zur britischen Vue zählenden Cinemaxx, womit die beiden Marktführer in Deutschland unter ein Dach kommen. Zuvor stand man dem chinesischen Bieter bei der Übernahme des Autozulieferers Grammer zur Seite. Auch im Dax fasse die Kanzlei immer stärker Fuß. “Es geht heute darum, Fragestellungen der Mandanten zu antizipieren.” Unterstützt werde die Beratung global durch “Legal Operations”, wo Anwälte mit Projektmanager oder IT-Experten um innovative Lösungen für die Klientel kümmerten. Zudem gibt es weltweit Zentren für “Alternative Legal Services”, wo es etwa um die Analyse großer Datenmengen etwa für Due Diligences gehe.