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Hochwasser treibt Mais auf Preisrekord

Überschwemmungen in Iowa verteuern Getreide

Hochwasser treibt Mais auf Preisrekord

ars Frankfurt – Die veränderten Ernährungsgewohnheiten der Chinesen haben in den vergangenen Monaten als Erklärung für die allgemeine Verteuerung von Lebensmitteln herhalten müssen. Trotz Laktose-Intoleranz trinken die Asiaten vermehrt Milch oder naschen mehr Schokolade. Doch es ist weniger der große Hunger der Chinesen nach Cornflakes, Popcorn oder Erdnussflips, der den Preis für Mais von Rekordhoch zu Rekordhoch treibt. Seit April dieses Jahres ist der Preis für den Juli-Kontrakt um rund 50 % gestiegen. Vor wenigen Tagen mussten die Händler an der Terminbörse in Chicago 772 Dollar je Scheffel zahlen – so viel wie nie zuvor. Die hohe Nachfrage, niedrige Lagerbestände und Wetterkapriolen führten zu einem Ungleichgewicht, das zu einem kräftigen Preisschub geführt hat. Der wichtigste Grund liegt in den schweren Überschwemmungen im Mittleren Westen der USA. Der Bundesstaat Iowa gilt als das wichtigste Anbaugebiet. Durch die Überflutungen sind allein Maisfelder in einer Größenordnung von 2 Mill. Acres, also rund 810 000 Hektar, zerstört worden. Für das laufende Erntejahr waren vom US-Landwirtschaftsministerium Anbauflächen von insgesamt 86 Mill. Acres vorhergesagt worden. Das Problem liegt aber nicht nur in der Vernichtung der aktuellen Erntebestände, sondern auch in der längerfristigen Störung der Böden. So schwemmen die Fluten die Nährstoffe aus der Erde. Eine spätere Aussaat, sobald die Wassermassen abgeflossen sind, sollte daher auch zu einem verringerten Ernteertrag führen. Nach Schätzungen des Department of Agriculture, des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, wird die Maisernte in diesem Jahr um 390 Mill. Scheffel geringer ausfallen, als noch im Januar erwartet. Unabhängig, ob andere Anbaugebiete wie die Ukraine oder Russland diese Ausfälle durch ein Überangebot kompensieren können, ist es an den Rohstoffmärkten zu dem Preissprung gekommen. Da Mais in Europa und Nordamerika als Viehfutter verwandt wird, ist hier bei der Rinder- und Schweinezucht in den nächsten Monaten mit Preissteigerungen zu rechnen, die auf die Verbraucher überwälzt werden. Preisgefahren gehen auch von der Verwendung des Mais bei der Herstellung von Biotreibstoffen aus. Da das Süßgras in vielen Ländern wie Reis zu den Grundnahrungsmitteln gehört, sind Unruhen wie in Bangladesh oder Haiti mittelfristig nicht auszuschließen.