"Ich scheue keinen Konflikt"
Vor mehr als 20 Jahren hat Jörg Bantleon seine Gesellschaft als Spezialisten für Anleihen gegründet. Aus dem Nischenplayer wurde ein Manager mit inzwischen über 5,8 Mrd. Euro anAssets.Von Julia Roebke, FrankfurtJörg Bantleon nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Gründer des Anleihespezialisten Bantleon hat zu allen Finanzthemen eine Meinung, und im Zweifel schwimmt er eher gegen den Strom – so etwa bei der Finanztransaktionssteuer. Die Aufregung in der Fondsbranche über diese Steuer, die ja inzwischen sowieso wieder auf Eis liegt, kann der gelernte Bankkaufmann nun wirklich nicht verstehen. “Nicht kriegsentscheidend”, sagt er dazu nur. Und: “Das Ergebnis einer Kapitalanlage liegt nicht daran, wie hoch die Kosten sind”, so sein Fazit im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vielmehr müssten die Asset Manager einfach weniger traden und sich besser vorher überlegen, wo sie ihr Geld investieren.Klare Ansage, und nach diesem Stil führt Bantleon auch sein Haus, seitdem er sich mit 35 Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückzog und den Posten des Aufsichtsratschefs einnahm. Er sei ein bisschen die Nervensäge im Hause Bantleon, gibt er zu. “Ich scheue keinen Konflikt, bin aber vor allem erster Ansprechpartner für neue Ideen.” Mit dieser Arbeitsaufteilung ist Bantleon, dem noch immer über 90 % des 1991 gegründeten Anleihemanagers gehören, über die Jahre auch ganz gut gefahren. In den letzten drei Jahren haben sich die Assets nahezu verdoppelt, zum Ende März 2012 erreichten sie 5,8 Mrd. Euro.”Man stimmt uns mittlerweile zu, wenn wir sagen, dass Kapitalerhalt nicht von selbst kommt”, sagt Bantleon nicht ohne Stolz. Doch auch sein Haus haben die Turbulenzen an den Anleihemärkten getroffen. “Unser Fokus liegt ganz konsequent auf Bonds mit höchster Qualität. Bis zum Jahr 2011 gab es keine Anlageklasse, die eine stabilere Performance ablieferte.” Doch die Krise rund um die zu hohe Staatsverschuldung einiger Euro-Länder stelle das ganze monetäre System in Frage. “Die Welt ist holpriger geworden, nicht mehr so berechenbar”, sagt Bantleon. Man müsse reagieren und andere Assetklassen beimischen, Bonds höchster Bonität allein reichten vielen institutionellen Investoren des Anleihespezialisten nun nicht mehr, weiß auch Bantleon.Doch der 47-Jährige ist keiner, der alle Moden mitmacht, auch weil neue Ideen grundsätzlich erst einmal mit eigenen Geld getestet werden, wie er berichtet. ABS-Papieren hat er damals widerstanden, ein kluger Schachzug, wie es sich später erweisen sollte. Doch auch Bantleon hat seine Angebote weiter entwickelt, zuerst 2006 mit “Bantleon Yield”, einem Produkt, das seinen Mehrertrag gegenüber dem Anleihemarkt aus Spreadprognosen ziehen soll. Später, im Jahr 2008, kam dann noch die Produktreihe “Opportunities” hinzu, die zeitweise in Aktien oder auch Rohstoffe investiert.”Konservative Dosen” nennt Bantleon diese zusätzlichen Bausteine, die bei Mager-Renditen von deutschen Staatsanleihen die Ergebnisse aufpeppen sollen. Dabei sei man immer mit Vorsicht unterwegs, betont er, die High-Quality-Bonds würden immer den Anker bilden.Auch in Sachen Produktpolitik hat Bantleon jetzt erst einmal die Bremse angezogen. “Wir sind jetzt so aufgestellt, dass wir sicher in die Zukunft marschieren können, man darf sich auch nicht verzetteln”, erläutert der Stratege, der nach einer Öffnung der Fonds für Privatkunden im Jahr 2009 das Wachstum allerdings weiterhin im institutionellen Sektor oder etwa bei Wealth-Management-Abteilungen ausmacht.