FINANZEN UND TECHNIK - IM GESPRÄCH: MAXIMILIAN LAUTENSCHLÄGER

Iconiq Lab beackert viele Felder

Frankfurter Fintech betreibt Start-up-Finanzierung sowie ICO-Beratung und führt eigenen Token Sale durch

Iconiq Lab beackert viele Felder

Das Fintech Iconiq Lab deckt viele Themen rund um Initial Coin Offerings (ICO) ab und führt derzeit selbst einen sogenannten Token Sale durch. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert Mitgründer und Geschäftsführer Maximilian Lautenschläger die Aufstellung des Blockchain-Start-ups. Von Franz Công Bùi, FrankfurtIm Zusammenhang mit dem Frankfurter Fintech Iconiq Lab tauchen viele Beschreibungen auf: Emissionshaus für Kryptowährungen, ICO-Accelerator und Company Builder für Blockchain-Start-ups oder auch Krypto-Dienstleister. Vornehmlich finanziert das Start-up andere Start-ups über Initial Coin Offerings (ICO), beackert aber weitere damit verbundene Geschäftsfelder, wie Mitgründer und Geschäftsführer Maximilian Lautenschläger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung darlegt. Der Sohn des MLP-Mitgründers Manfred Lautenschläger, der im Juni in den MLP-Aufsichtsrat gewählt werden soll, hatte Iconiq Lab im Frühjahr 2017 mit Patrick Lowry, Sandris Murins, Arabdha Sudhir, Lukasz Musialski und Or Barmatz gegründet.Wie Lautenschläger erklärt, übernimmt das Fintech bei ausgewählten Start-ups bis zu 300 000 Euro an Kosten, die im Zusammenhang mit einem geplanten ICO stehen. Iconiq Lab möchte mit dem zur Verfügung gestellten Geld ermöglichen, wenn erforderlich einen Prototyp zu entwickeln. Außerdem werde beim Business Development sowie bei der Strukturierung der Token für den anschließenden Sale geholfen und Unterstützung bei rechtlichen Aspekten gegeben, damit das ICO juristisch compliant aufgesetzt wird.Derzeit befinden sich sechs Start-ups auf der Plattform, mit drei anderen werde darüber hinaus zusammengearbeitet. Allerdings gehe es nicht bei allen um eine Finanzierung, da neben einem Accelerator-Programm auch Consulting-Dienstleistungen angeboten würden. Start-ups, die an dem zwölfwöchigen Acceleration-Programm teilnehmen wollen, müssen zunächst ein automatisiertes digitales Auswahlverfahren und dann eine sorgfältige Due Diligence mit etwa 60 Teilschritten durchlaufen. Bislang seien lediglich fünf Start-ups aus über 350 Bewerbungen selektiert worden.Wichtig seien neben dem Produkt auch die Menschen dahinter, daher werde etwa geprüft, ob die Hintergrundinformationen stimmen. Und neben der eingehenden Marktanalyse sei ein entscheidender Punkt, ob die Blockchain auf der jeweiligen Plattform einen Mehrwert bietet, und wenn ja, ob Tokenisierung diesen Mehrwert dort unterstützen kann. Darüber hinaus biete Iconiq Lab eine intensive Auseinandersetzung mit Token-Modellen, den sogenannten Tokenomics, also wie es gelingen kann, den virtuellen Unternehmensanteil, der von einem Token abgebildet werden soll, so darzustellen, dass sich für den Investor ein intrinsischer Wert ergibt.Auch das Investorennetzwerk mit Vertretern aus der traditionellen Finanzwelt, etwa namhaften Venture-Capital-Gebern (VC) sowie Family Offices, sowie Krypto-Hedgefonds oder großen Krypto-Investoren, die qualitativ hochwertige ICOs suchen, spiele eine große Rolle. Iconiq Lab sponsert überdies die erste europäische regulierte Kryptobörse, die Gibraltar Blockchain Exchange (GBX); somit würden die Start-ups auch dorthin Zugang erhalten. Zudem verfüge das Start-up über Verbindungen in relevanten Jurisdiktionen weltweit zu Anwaltskanzleien, die sich intensiv mit ICOs beschäftigen.Ein großes Problem verortet Lautenschläger bei den Themen Antigeldwäsche (Anti-Money Laundering, AML) und Know Your Customer (KYC): “Da wird viel Geld von Investoren eingesammelt, aber am Ende des Tages sind viele gar nicht in der Lage, das in Euro umzuwandeln, weil die Banken hintendran die KYC- und AML-Prozesse der ICOs nicht akzeptieren.” Sein Start-up arbeite mit Verfahren wie Videoidentifizierung sowie parallel mit dem Partner Coinfirm, dessen Plattform über einen automatisierten Compliance-Prozess für blockchainbasierte Transaktionen Zugang zu großen Finanzinstitutionen für die Umwandlung von Krypto- in Fiat-Geld ermögliche.Iconiq Lab positioniert sich in gewisser Weise als Alternative zur klassischen VC-Finanzierung, denn diese Kapitalgeber beanspruchten im Regelfall einen Teil der Firmenkontrolle und der Prozess dauere sehr lange. Bei einem ICO könne ein Start-up hingegen selbst entscheiden, welche Funktionalität der Token hat und damit einen Wert für Investoren schaffen, ohne Kontrolle abzugeben. Beim VC-Modell, das natürlich seine Daseinsberechtigung habe, stehe zudem oftmals der Exit im Vordergrund und das könne zulasten des langfristigen Geschäftserfolgs und des organischen Wachstums gehen.Lautenschläger erklärt: “Wir sind gar nicht interessiert, am Equity beteiligt zu sein. Wir glauben an Tokenisierung und an Token, und wir glauben an die Menschen dahinter sowie daran, dass Blockchain diese Welt besser, fairer und gleicher machen wird.” Man wolle Start-ups in der Frühphase nicht mit Mitsprache- oder Vetorechten behindern. Stattdessen helfe Iconiq Lab beim Fundraising und wolle am Ende nur einen Teil der Token erhalten.Dieser Ansatz von Iconiq Lab zieht auch regulatorische Fragen nach sich. Allein das Geschäftsmodell als Accelerator, der nicht in Start-ups investiert, auch wenn es danach zunächst aussehe, weil deren Kosten übernommen würden, legt Lautenschläger dar: “Wir wurden gefragt, ob wir equityseitig in Start-ups investieren, was wir nicht tun. Oder ob wir Darlehensgeber sind oder in irgendeiner Form als Underwriter agieren, was beides nicht zutrifft. Und dann, ob unsere Token unter das Wertpapierhandelsgesetz fallen, weil das vielleicht einer Aktie oder einem Finanzinstrument gleicht.” Im April sei von der BaFin jedoch bestätigt worden, dass es sich beim ICNQ-Token nicht um ein Wertpapier handelt. Somit könne Iconiq Lab bei dem öffentlichen Sale gewiss sein, dass alles compliant ist und nichts rückabgewickelt werden muss.Im November vergangenen Jahres hatte Iconiq Lab ein Minderheitsinvestment im sechsstelligen Bereich von der Finlab AG für einen nicht näher bezifferten Anteil angenommen. Das eigene ICO auf Ethereum-Basis erfolgt nun in Einzelschritten, zuerst mit einem privaten Presale, bei dem von institutionellen Partnern 1 Mill. Euro eingesammelt worden seien. Im darauf folgenden öffentlichen Presale Anfang April seien 500 000 Euro zusammengekommen. Beim seit 15. April bis Ende Mai laufenden Main Token Sale wird ein Volumen von 3 Mill. Euro angestrebt. Und auf institutioneller Seite sollen weitere 5 Mill. Euro über private Sales eingesammelt werden, die nicht über den Smart Contract angeschlossen würden, sondern etwa über ein Private Placement Memorandum (PPM) und Simple Agreement of Future Tokens (SAFT).Im September soll ein Iconiq-Lab-Accelerator in New York und im November dann in Asien starten. Und die Nachfrage beim Consulting sei so hoch, dass bereits im Juni dazu eine eigene GmbH mit neuen Mitarbeitern gegründet werde, die in eine Beratung für große Unternehmen und Mittelständler sowie für Start-ups und ein wenig fortgeschrittenere kleine Unternehmen münden soll.