Kapitalanlage

Im Schatten Chinas nach oben

Lateinamerikas Wirtschaft befindet sich dank des Rohstoffreichtums im Aufwind - Riskante Investments

Im Schatten Chinas nach oben

Von Armin Schmitz, Frankfurt Das als Krisenkontinent bekannte Lateinamerika hat sich in den vergangenen fünf Jahren überraschend gut entwickelt. Eine wichtige Ursache für die konjunkturelle Erholung ist der boomende Rohstoffmarkt. Dank der seit fünf Jahren jährlich steigenden Exporte können die lateinamerikanischen Staaten erstmals seit den siebziger Jahren eine positive Leistungsbilanz vorweisen. Der Kontinent ist der Zulieferer von Industriemetallen, Agrarprodukten und Öl und Treibstoffen für die boomenden asiatischen Länder. Dank der hohen Exporte haben sich die chronisch schwächelnden Währungen stabilisiert, die Verbesserung der Kaufkraft der Bevölkerung hat auch den Konsum stimuliert. Seit 2004 betrug das Wirtschaftswachstum nach Angaben von Morgan Stanley durchschnittlich 5,3 % (siehe Tabelle). Länder wie Venezuela kamen sogar auf Raten von mehr als 10 %. Den Aufschwung nutzten viele Unternehmen Lateinamerikas für strukturelle Verbesserungen. Eine Reihe von Firmen aus Brasilien und Mexiko haben sich zu internationalen Größen entwickelt. Companhia Vale do Rio Doce (CVRD), Cemex, Petrobras und Embraer brauchen sich gegenüber den Konzernen der Industrienationen nicht zu verstecken. Sie haben den Wirtschaftsaufschwung zu strukturellen Verbesserungen genutzt. Sie eifern ihren Vorbildern in den Industrieländern sogar nach und expandieren durch gewichtige Übernahmen auch global. Daher auch der Name Multilatinas. Kurse haben sich vervielfacht Diese Entwicklungen sind der Nährboden für die positive Performance der Aktienmärkte. Indizes wie der argentinische Merval oder der brasilianische Bovespa haben sich in den vergangenen vier Jahren mehr als verdreifacht. Die Regierungen haben sich bisher nur wenig an den strukturellen Veränderungen beteiligt, was ein Risiko darstellt. Die zwingend notwendigen Reformen, die in der aktuellen Boomphase ohne große Proteste durchzuführen wären, sind bisher ausgeblieben. Verbesserungen von Infrastruktur, Bildungs- und Steuer- sowie Rentensystem bleiben häufig aus, was sich in einer Abschwungphase als nachteilig erweisen wird. Für den Privatanleger ist eine Einzeltitelauswahl wegen der schlechten Informationspolitik und des hohen Kursniveaus nicht ohne Risiko. Der Anleger hat aber die Wahl zwischen einer ganzen Reihe von passiv und aktiv gemanagten Produkten, mit denen er das Portfolio diversifizieren kann. Mit viel Erfolg verwaltet Luis Carrillo seit 2003 den Latin America Equity Fonds von JPMorgan (LU0053687314). Dank einer Übergewichtung brasilianischer und mexikanischer Unternehmen kam er in den vergangenen zwölf Monaten auf eine Performance von fast 39 %, womit er die Benchmark, den MSCI EM Latin America, schlagen konnte. Im Dreijahreszeitraum erreichte er eine Rendite von 56,4 % p. a. Aufgrund der Anhängigkeit von der amerikanischen und chinesischen Wirtschaft wählt er seine Portfoliowerte recht konservativ aus. Die Volatilität von 22 % ist allerdings beachtlich. Mit einer Wertsteigerung von knapp 34 % auf Jahresfrist war der Latin America Fund (LU0050427557) von Fidelity nur geringfügig schlechter. Fondsmanager Brent Bottamini setzt vor allem auf Mexiko. Mit einem Anteil von 10 % ist der mexikanische Mobilfunkanbieter América Móvil das Schwergewicht, gefolgt von dem Zementhersteller Cemex. Die Anzahl an Indexzertifikaten auf lateinamerikanische Werte ist übersichtlich. Dennoch kann der Anleger mit Hilfe von Tracker-Produkten gezielt auf einzelne Aktienmärkte setzen. So bieten die Banken Indexzertifikate auf den brasilianischen Bovespa (DE000DB1CC7), den MSCI EM Mexico (DE000GS5HHC6) oder den Chile Inter 10 Index (NL0000756583) an. Mit dem Zertifikat der Société Générale auf den FTSE Latibex Index (DE000SG0AZC4) ist auch ein kontinentübergreifendes Investment möglich. Mit einer Gewichtung von 50 % brasilianischen Werten besteht allerdings ein Klumpenrisiko. Der übrige Anteil verteilt sich auf mexikanische und chilenische Titel. Mit einer Performance von 40 % seit Mai 2006 kann der Anleger jedoch zufrieden sein. Mit einer Reihe von Themenprodukten öffnet auch die Verbriefungstochter der DWS, DWS Go, den Zugang zu lateinamerikanischen Aktienmärkten. So basiert das DWS Go Lateinamerika Rohstoffe TR Index Zertifikat (DE000DWS0GT4) auf einem aktiv gemanagten Index, der die 15 führenden Rohstoffunternehmen Lateinamerikas abbildet. Darunter befinden sich die brasilianischen CVRD und Usinas Sider Minas Gerais. Die Multilatinas versucht das Lateinamerika All Stars Indexzertifikat von DWS Go (DE000DWS0GW8) abzubilden. Am stärksten vertreten sind Unternehmen wie der Ölkonzern Petrobras und CVRD. Wie bei allen anderen Investments in Lateinamerika sollte sich der Anleger der hohen Volatilitäten bewusst sein. Daher ist ein Investment nur mit kleinen Depotanteilen ratsam.