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Immer mehr Investoren setzen auf Diamanten

Deutliche Preissteigerungen in diesem Jahr - Neues Online-Portal am Start - Expertisen für Steine sind sehr wichtig

Immer mehr Investoren setzen auf Diamanten

Schuldenkrisen, geopolitische Unruhen und Furcht vor hohen Inflationsraten lassen immer mehr Anleger in die härteste Währung der Welt investieren: Diamanten. Die edelsten unter den Edelsteinen zeichnen sich durch eine langjährige sehr gute Performance aus. In diesem Jahr haben Diamanten ebenfalls deutlich an Wert zugelegt. Doch bevor Privatpersonen in Diamanten investieren, sollten sie diverse Aspekte bedenken und bei der Anschaffung sehr sorgsam vorgehen, um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen.Von Kai Johannsen, FrankfurtPreissteigerungen zwischen 30 und 35 % sind bei Diamanten in einzelnen Qualitäts- und Karatkategorien in diesem Jahr bereits zu erzielen gewesen. Experten gehen angesichts des günstigen Marktumfeldes (siehe Interview auf dieser Seite) auf mittlere und lange Sicht von einer anhaltend guten Performance aus. Auch wenn die gesehenen Preissteigerungen und vor allem die guten Aussichten für Anleger sehr verlockend sind, sollte ein Investment in Diamanten sehr gut überlegt werden. Denn es gibt diverse Aspekte, die vorab zu prüfen sind. Nicht zuletzt deshalb, weil sich in diesem Bereich auch sehr viele Anlagebetrüger tummeln, die sehr schlechte Ware zu völlig überhöhten Preisen anbieten.Ulrich Freiesleben, der als Diamantenhändler an der Diamantenbörse im belgischen Antwerpen zugelassen ist und dieser Tage mit einem Online-Portal für Diamanten (www.diamondax.com) an den Start geht, sieht auch nicht in jedem Investor einen Diamanteninvestor. Wer daran interessiert ist, sein Vermögen auch über Diamanten zu diversifizieren bzw. zu sichern, sollte bereits über einen breiten Mix an Assets verfügen. Denn auch hier gilt: Nicht alles auf eine Karte setzen. Einem gut diversifizierten Portfolio aus herkömmlichen Finanzanlagen (Aktien, Anleihen), Immobilien und physischen Anlagen wie etwa Gold, Kunst oder Antiquitäten lassen sich sehr gut Diamanten beimischen, so seine Einschätzung. Die Größenordnung von Edelmetallen und Diamanten im Portfolio sollte allerdings 20 % nicht übersteigen.Ein Investment in Diamanten erfolgt direkt, d. h. in Form des Kaufs der Steine. Denn Finanzprodukte wie etwa Zertifikate, Optionsscheine, Hebelprodukte oder Fonds auf Diamanten gibt es für Privatanleger nicht. Wer einen ETF auf Diamanten sucht, wird ebenfalls enttäuscht. Die Gründe, warum derartige Produkte nicht existieren, sind in dem Diamantenmarkt und seinem Umfeld selbst zu suchen. “Entscheidend bei einem ETF, Fonds oder auch jedem anderen Produkt ist doch, dass in einem nicht regulierten Markt ein unabhängiger und günstiger Einkauf gewährleistet wird. Das erfordert Expertise und Know-how, über das Banken nicht verfügen, da sie nicht in diesem Markt tätig sind. Bei einem Fonds oder ETF wäre zudem die Mischung von marktgängigen Diamanten in unterschiedlichen Karateinheiten und Qualitäten ausgesprochen wichtig. Es darf sich also nicht um eine Ansammlung von exotischen Steinen oder gar Liebhaberstücken handeln. Noch schlimmer wären gar Lagerhüter. Auch bei diesem Aspekt ist offenkundig wieder die Expertise und die Marktnähe entscheidend für die Realisierung und Überprüfbarkeit. Auch das können Banken nicht leisten”, sagt Freiesleben.Anleger, die sich für ein Diamanteninvestment entscheiden, müssen sorgfältig vorgehen. Experten empfehlen, geschliffene Steine zu kaufen, da es sich hierbei um marktgängige Steine handelt; sie sind leichter veräußerlich als Rohdiamanten. Der Brillant ist der Klassiker unter den Diamantschliffen. Mit einem Marktanteil von 95 % ist er am weitesten verbreitet. Für den Brillanten gelten zudem die detailliertesten Richtlinien zur Qualitätsbestimmung. Die Schliffform ist die am höchsten bewertete unter den traditionellen Formen.Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Qualität der Steine. Nur überdurchschnittliche Qualitäten sollten erworben werden, wenn die Vermögenssicherung und damit der langfristige Anlageaspekt im Vordergrund steht. Das gilt für die Farben und die Reinheiten der jeweiligen Steine. Experten raten zu den Farbgraden D bis G (auf einer Skala von D bis N). Hierbei handelt es sich um das hochfeine Weiß plus bis feines Weiß. Danach werden die Verfärbungen gelblicher bis bräunlich. Bei den Reinheitsgraden werden IF (Internally Flawless, lupenrein) bis VSI1 (Very Small Inclusions 1) angeraten. Die Skala der Reinheitsgrade umfasst elf Stufen und reicht von IF bis I3. IF bis VSI1 sind die ersten vier Abstufungen auf dieser Skala. Es beginnt bei 0,01 KaratDiamanten werden in Größen ab 0,01 Karat (1 Karat = 0,2 Gramm) gehandelt. Allerdings sind die kleinsten Steine nicht gerade zwecks Vermögenssicherung geeignet. Sie kommen schlichtweg zu häufig vor. Die winzigsten Steine finden zum Teil schon Eingang in Modeschmuck, wissen Experten. Zwecks Vermögenssicherung wird meist zu Steinen ab 0,3 bzw. 0,5 Karat aufwärts geraten. In größeren Portfolios, die dann auch dem größeren Geldbeutel vorbehalten sind, kommen laut Experten dann auch Steine ab zwei Karat aufwärts in Betracht. Nach oben ist keine Grenze gesetzt, mit Ausnahme der natürlichen. Ein Halbkaräter der Reinheitsstufe IF (lupenrein) des Farbgrades D oder E liegt derzeit bei einem Preis von ca. 6 500 bzw. 4 750 Dollar pro Karat, der Stein kostet demzufolge 3 250 bzw. knapp 2 400 Dollar. Ein Zweikaräter gleicher Kategorie (IF, D/E) liegt bei einem Preis von knapp 75 000 bzw. 55 000 Dollar pro Karat, der Stein kostet demzufolge ab 150 000 bzw. 110 000 Dollar (inkl. MwSt. von 19 %). Zu berücksichtigen ist, dass beim Erwerb von Diamanten auch die jeweilige nationale Mehrwertsteuer anfällt, in Deutschland also 19 %. Behördliche Meldepflichten bei einem Erwerb von Diamanten gibt es laut Experten aber nicht.Besonders wichtig für Anleger ist aber, dass die Steine über eine Expertise verfügen. Diese Expertise muss seriös und vor allem international anerkannt sein. Eine Expertise für einen geschliffenen Diamanten ist wie eine Art Pass. Sämtliche Merkmale des Steins und damit seine Identität werden in der Expertise dokumentiert. Der Stein ist damit eindeutig klassifiziert. Damit fragt sich nur, auf welche Expertisen Anleger setzen sollten, schließlich müssen die Expertisen Marktakzeptanz besitzen. International besitzen Diamantexpertisen des GIA (Gemmological Institute of America mit Sitz in New und Carlsbad) die höchste Akzeptanz und auch Reputation. In Europa sind die Expertisen des Hoge Raad Voor Diamant (HRD) aus Antwerpen sehr angesehen. In den Expertisen wird auch die Schliffform der Steine bewertet. Die Einstufung sollte mindestens “very good”, besser aber “excellent” sein, raten Experten. “Good ist eben nicht gut genug”, sagt Freiesleben.Abgeraten wird bei Diamanten von einer reinen Nutzung als Spekulationsobjekt. Sie gelten als langfristige Wertsicherungsinstrumente. In diesem Zusammenhang sind auch die Handelsmargen zu berücksichtigen. Zu synthetisch hergestellten Diamanten wird wegen der beliebigen Produzierbarkeit nicht geraten. Die Finger lassen sollten Anleger auch von Anpreisungen, die via Telefon ins Haus kommen. Experten wissen, dass hinter diesen Angeboten meist nur dubiose Offerten stecken.