Asset Management

In Spanien beginnt die Hedgefonds-Ära

Rechtsgrundlage unter Dach und Fach - Manager-Talente sind Mangelware

In Spanien beginnt die Hedgefonds-Ära

Von Angelika Engler, Madrid In Spanien bricht mit 2006 ein neues Zeitalter für Investoren an. Endlich können sich Hochrisikofonds, die Hedgefonds, registrieren lassen und mit der Vermarktung beginnen. Bislang war dies nicht möglich, da die rechtliche Grundlage fehlte. Große Investoren wie die Bau-Erbin Alicia Koplowitz oder Emilio Botín, Sohn des gleichnamigen Präsidenten von Spaniens größter Bank Santander, sahen sich deshalb ein ums andere Mal zu Überseereisen gezwungen, um in anderen Ländern ihre Fonds anzumelden. “Regen in der Wüste”Diese kostspieligen und aufwendigen Manöver sind nun nicht mehr nötig. Die spanische Börsenaufsicht Comisión Nacional del Mercado de Valores (CNMV) hat eine Richtlinie entworfen und wartet für die endgültige Verabschiedung auf die Autorisierung durch die Regierung, die noch im Januar erfolgen soll. Dann kann der Verkauf der Hochrisikofonds losgehen. “Darauf haben wir gewartet wie auf Regen in der Wüste”, sagte Carlos Fernández-Rubíes, Präsident der Fondsgesellschaft Capital Markets Bolsa. Die Direktive der Börsenaufsicht soll vor allem die Gründung von Hedgefonds spanischer Anbieter unterstützen. Der Börsenaufsicht zufolge werden aber auch ausländische Fondsanbieter sowie Produkte internationaler Investmentgesellschaften zugelassen, sofern sie die spanischen Richtlinien erfüllen. Mindestkapital: 50 000 EuroNach Meinung einiger Vertreter der Fondswirtschaft kommt das grüne Licht für die Hedgefonds sehr spät. Andere fragen sich, ob das Regelwerk der CNMV die Tür zu weit aufmacht. Als Mindestinvestition muss ein Privatkunde 50 000 Euro anlegen und schriftlich bestätigen, dass er sich der hohen Risiken bewusst ist. Angesichts dieser Summe dürfte sich das Gros der Hedgefondsanleger aus Institutionellen zusammensetzen, erwartet die Börsenaufsicht. Bei Banco Banif, der zu Santander gehörenden Privatkundenbank, wird gar ein Engagement von 150 000 Euro vorausgesetzt. Alle Anbieter wollen dabei sein und sich für den “big bang” in der spanischen Fondsbranche rüsten. Dies mache sich bereits im gegenseitigen Abwerben von Fondsmanagern bemerkbar, heißt es. Dabei neigen viele Häuser dazu, eher auf die Auswahlstrategien als auf einen bestimmten Fondsmanager zu setzen, zumal gerade in Spanien große Talente mit entsprechender Erfahrung derzeit eher noch Mangelware sind und erst einmal herangezüchtet werden müssten. “Wir beobachten derzeit ein reges Pokern um die besten Manager. Ich persönlich würde mich aber sicherer fühlen bei einem Profi, hinter dem ein gutes Haus steht”, sagt José María López-Frade von der Privatbank Banco Madrid.Prognosen über das zu erwartende Investitionsvolumen gibt es noch nicht. Neben der betuchten und risikofreudigen Privatklientel können auch die traditionellen Investmentfonds theoretisch Kunden der Hedgefonds werden.Bis zu 10 % ihres verwalteten Vermögens dürfen sie in solche Hochrisikofonds fließen lassen. Für Pensionsfonds bereitet die Marktaufsicht für Versicherungen, die Dirección General de Seguros y Fondos de Pensiones, eine ähnliche Spielregel vor. Die meisten Vermögensverwalter gehen indes davon aus, dass sich der Markt nach anfänglicher Euphorie und möglicherweise einer Vielzahl registrierter spanischer Hedgefonds selbst bereinigen wird.