ASSET MANAGEMENT - ALTERSVORSORGE IM VERGLEICH: SPANIEN - SERIE: ALTERSVORSORGE IM VERGLEICH (TEIL 2)

In Spanien spitzt sich die Lage zu

Krise und Überalterung belasten das System der Altersvorsorge - Doch Pensionsfonds sind weiter beliebt - Fondsbranche wächst

In Spanien spitzt sich die Lage zu

Spanien steht mit seiner Alterspyramide unter den europäischen Ländern auf besonders wackligen Füßen: Eine hohe Lebenserwartung paart sich schon seit Jahren mit einer niedrigen Geburtenrate.Von Angelika Engler, MadridDie ungünstige demographische Konstellation in Spanien haben auch Einwanderströme zu Boomzeiten nicht wesentlich aufbessern können. Und sie lässt – ganz unabhängig von der derzeitigen Wirtschafts- und Schuldenkrise – erahnen, dass die Renten in der Zukunft alles andere als sicher sind: Zu Boomzeiten gingen Kritiker davon aus, dass die Sozialversicherung in ihrer damaligen Form in den Jahren 2018 bis 2020 in Zahlungsschwierigkeiten geriete. Heutzutage sei dies nicht mehr klar kalkulierbar, heißt es nun.Die Regierung rang sich zu Jahresbeginn zwar zu einer ersten Reform durch, die von 2013 an stufenweise greifen wird. Dreh- und Angelpunkt sind die Heraufsetzung des Rentenalters von derzeit 65 auf 67 und die Ausweitung des Bemessungszeitraums für die Rentenhöhe von 15 auf 25 Jahren. Allein diese beiden Maßnahmen, die nach einer Übergangszeit von 15 Jahren voll greifen werden, sollen die staatliche Rentenkasse im Jahr 2040 um bis zu 40 Mrd. Euro oder 4 % des aktuellen Bruttoinlandsproduktes entlasten.Auf einem anderen Blatt steht, wann die Sozialversicherung angesichts der hohen Arbeitslosenquote von 21 % und der nur vagen Aussichten auf Wachstum und neue Stellen in den kommenden Jahren in die Verlustzone rutschen wird. 2011 könnte sie nach Meinung von Experten noch einmal einen Überschuss von 4 Mrd. Euro ausweisen. Die Rentenreform gilt unter Experten allerdings nur als erster Schritt und muss vertieft werden, etwa über eine weitere Ausdehnung des Bemessungszeitraums auf 35 Jahre. Das bereits Paktierte gelte es zudem ohne zu zögern umzusetzen, meint das Wirtschaftsinstitut Instituto de Estudios Económicos (IEE). Sicherheit adeFür Arbeitnehmer bieten die aktuelle Wirtschaftskrise in Spanien und deren Folgen für die Sicherheit der Renten mehr denn je Anlass, sich um eine private zusätzliche Altersvorsorge zu kümmern. Einer aktuellen Studie von Spaniens führendem Versicherer Mapfre zufolge glauben zwei von drei Spaniern, dass die Renten in der Zukunft nicht gesichert seien. Und weitere 52 % der Befragten befürchten, dass die Rentenhöhe in den kommenden Jahren angesichts der herrschenden Arbeitslosigkeit, der sinkenden Zahl der Beitragszahler und der klammen Staatsfinanzen sinken wird.Die Renten in Spanien liegen einer Studie der Steuerinspektion Gestha zufolge um 34 % unter dem Durchschnitt der deutschen Renten. Die Mapfre-Studie ermittelte eine durchschnittliche Rente von 911,70 Euro im Monat. Doch das Leben in Spanien mit den künstlich hoch gehaltenen Mieten nach dem Immobilienboom und den zur Euro-Einführung in die Höhe geschnellten Lebensmittelpreisen ist teilweise teurer als in Deutschland: ein weiterer Grund, warum die Tendenz zu einem privaten “Zubrot” in Zukunft wachsen könnte.Das liebste private Vorsorgeprodukt der Spanier sind der Mapfre-Studie zufolge die Pensionsfonds, gefolgt von Festgeldanlagen und Immobilien. Die Lebensversicherung, die in Spanien ebenfalls beachtliche Volumina aufweist, führt die Studie als Form der Altersvorsorge nicht auf. Acht Millionen Menschen besitzen bereits Anteile an Pensionsfonds, das sind etwa 44 % der aktiven Bevölkerung. Nach Angaben von Inverco, dem Branchenverband der Fondsindustrie, steht Spanien mit diesem Engagement im europaweiten Vergleich etwa im Mittelfeld, denn es gebe sowohl Länder mit besser abgesicherteren als auch schlechter abgesicherten Arbeitnehmern. So sorgten Menschen in Dänemark, Irland, den Niederlanden aber auch in den baltischen Staaten sowie in Großbritannien stärker auf privatem Wege für das Alter vor. Inverco zeigte sich im Februar für das Geschäftsjahr 2011 “gemäßigt optimistisch”.Das verwaltete Fondsvermögen in Spanien – Investment- und Pensionsfonds – könnte im laufenden Jahr um 4 Mrd. Euro auf dann knapp 235 Mrd. Euro wachsen, hieß es. Für die Pensionsfonds sieht Inverco ein Plus von 7 % auf 90,5 Mrd. Euro voraus. Von diesem Vermögen entfallen etwa 56,4 Mrd. Euro auf individuelle Pensionsfonds und der Rest auf betriebliche Altersvorsorgepläne.Der größte Konkurrent der Fonds sind in Spanien die hochverzinsten Festgeldanlagen. Sie erreichten 2010, als unter Banken und Sparkassen ein wahrer Kampf um Neukunden und Liquidität tobte, bis zu 6 %. Mittlerweile trat zwar das Gesetz in Kraft, das zu aggressive Offerten gerade seitens der mit staatlichen Darlehen gestützten Sparkassen mit Strafen belegt. Doch Skeptikern zufolge wird dieser Kampf fortan auf etwas subtilere Art und Weise weiter ausgefochten. Magere RenditenIn jedem Fall haben die Festgeldofferten der Fondsindustrie einen “Schaden” verursacht, wie Inverco-Präsident Mariano Rabadán bei der Vorlage der Branchenaussichten bestätigte. Hinzu kam die schlechte Performance der spanischen Börse. 2010 gab der Leitindex Ibex 35 satte 17 % nach. Viele Fonds blieben mit ihrer Rendite unter den Kosten, die der Kunde für die Verwaltung seiner Gelder aufbringen musste.VidaCaixa, die Versicherungs- und Fondssparte der mittlerweile börsennotierten Caixabank, führte im abgelaufenen Jahr eigenen Angaben zufolge die Hitliste der rentabelsten Pensionsfondsverwalter an. Sie erzielte für die nicht garantierten Fonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren eine Rendite von durchschnittlich 1,16 %, verglichen mit 0,83 % Rendite, die der Sektor erzielte. Die Rendite der fünfjährigen Fonds belief sich auf 1,42 % versus der 0,36 % des Sektors. VidaCaixa stellt in Spanien den Marktzweiten mit einem verwalteten Gesamtvermögen der unterschiedlichen Arten an Pensionsfonds per März 2011 von 13,7 Mrd. Euro.Das Ranking der Pensionsfonds führt die Großbank Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) mit einem verwalteten Vermögen von 15,5 Mrd. Euro an. Spaniens größte Bank, Banco Santander, kommt mit 8,9 Mrd. Euro auf Platz 3. Die Krise in Spanien ließ die Ersparnisse der Haushalte schrumpfen und führte zu einem Abfluss bei Investmentfonds von 10,5 Mrd. Euro. Doch die Pensionsfonds hätten sich “ihr Kuchenstück bewahren” können, meint Inverco-Vizepräsident David Carrasco. “Es scheint, als hätten die Pensionsfonds unter den Verbrauchern an Bedeutung gewonnen.”—-Bisher erschienen:- Nur gemächliches Reformtempo in der Schweiz (12.7.)