Asset Management

Institutionelle entdecken die Nachhaltigkeit

Sozialverantwortliche Geldanlage rückt in den Fokus von Pensionsfonds und Versicherern

Institutionelle entdecken die Nachhaltigkeit

jur Frankfurt – Der Markt für sozialverantwortliche Investments (sogenannte Socially Responsible Investments, SRI) ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Waren zu Beginn vornehmlich vermögende Privatkunden die Treiber der Entwicklung, rückt diese Anlagestrategie inzwischen immer mehr in den Fokus institutioneller Anleger. Doch diese wollen damit auch ihr Image aufpolieren.Wurden die ersten “Öko-Fonds” in Deutschland noch belächelt, hat sich das Angebot inzwischen so gemausert, dass man schon von einer eigenen Assetklasse sprechen kann. Nach Daten des Sustainable Business Institute (SBI) sind derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 330 nachhaltige Publikumsfonds zum Vertrieb zugelassen. Zum Ende des ersten Quartals 2010 waren dort etwa 31 Mrd. Euro investiert. Laut der Statistik des European Sustainable Investment Forum (Eurosif), eines Verbands zur Förderung nachhaltiger Geldanlagen, hat sich das SRI-Marktvolumen in Europa zwischen 2005 und Ende 2007 mehr als verdoppelt. Die Assets, die nach nachhaltigen Kriterien verwaltet werden, stiegen von 1,03 auf 2,67 Bill. Euro.Das weltweit verwaltete Vermögen schätzt Eurosif inzwischen auf mehr als 6,8 Bill. Euro, wobei das Wachstum in Europa mit im Schnitt 42 % (zwischen 2005 und 2007) am höchsten war. Damit werden in Europa inzwischen mehr als 17 % der Gelder nach ethischen Kriterien verwaltet. Mit Abstand Vorreiter sind Großbritannien und die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Österreich hinken deutlich hinterher. Fonds als ImpulsgeberAls Grund für die hohe Bedeutung der SRI-Anlagen gerade in den Niederlanden wird häufig die Vorreiterrolle der Pensionsfonds ABP und PGGM angeführt. ABP hat 2,5 Millionen Kunden aus dem Bildungssektor und der niederländischen Regierung, PGGM ist ein öffentlicher Pensionsfonds für den Gesundheitssektor. ABP verwaltet ein Vermögen von 218 Mrd. Euro und erreichte im ersten Halbjahr 2010 eine Rendite von 4,6 %. Dabei setzt man auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit, guter Corporate Governance und überdurchschnittlicher Unternehmensperformance.Die Analysten von Deutsche Bank Research sprechen in diesem Zusammenhang von einer “Katalysatorfunktion”, die große Pensionsfonds einnehmen und damit auch anderen institutionellen Anlegern den Weg ebnen. “Einen derartigen Pionier-Investor, von dem Impulse für das Marktsegment der Responsible Investments ausgehen, gibt es in Deutschland nicht”, schreiben die Analysten. Sie gehen aber davon aus, dass nachhaltige Anlagestrategien künftig stärker in den Fokus institutioneller Investoren rücken werden.Eine solche Entwicklung in Deutschland bestätigen auch einige Studien. So belegt eine Umfrage der genossenschaftlichen Union Investment unter 242 deutschen Großanlegern wie Versicherungen, Pensionskassen und kirchlichen Investoren mit einem Anlagevolumen von insgesamt 920 Mrd. Euro, dass 68 % der Gesellschaften im Frühjahr 2010 in ökologisch, sozial oder ethisch ausgerichtete Anlageprodukte investiert waren. Ein Jahr zuvor lag der Wert noch bei 64 %. Der Anteil nachhaltiger Investments am Gesamtportfolio hat sich im gleichen Zeitraum um 76 % erhöht, wobei das durchschnittliche Investment zwischen 1 % (Großunternehmen) und 12,6 % ( Altersversorger) stark schwankt.”Der Anstieg nachhaltiger Investments darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass institutionelle Investoren nach wie vor ein zwiespältiges Verhältnis zur nachhaltigen Kapitalanlage haben”, so Alexander Schindler, als Vorstandsmitglied von Union Investment zuständig für das Geschäft mit institutionellen Investoren. Er verweist dabei auf die Motive.Zwar geben die Befragten als wichtigstes Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien die Optimierung des Risikomanagements an (74 %). Doch ebenso häufig wurden als Gründe eine Verbesserung des Images (74 %) und größere Chancen für PR und Marketing (72 %) genannt. Nur rund 40 % erwarten von dieser Art der Geldanlage eine verbesserte Rendite, nach 50 % im Jahr zuvor.