Institutionelle kehren WestLB Mellon den Rücken
Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Von den unlängst ruchbar gewordenen Verkaufsgerüchten lässt sich die Fondsgesellschaft WestLB Mellon Asset Management nicht aus der Ruhe bringen. “Unsere Eigentümer, die WestLB wie auch The Bank of New York Mellon, stehen unverändert zu uns”, sagte Geschäftsführer Christoph Dahm der Börsen-Zeitung. Angesichts der prekären Lage der Düsseldorfer Landesbank hatten Kreise von Verkaufssondierungen berichtet (vgl. BZ vom 9. Juni).Da es sich um ein Joint Venture mit der Bank of New York (BNY) Mellon handelt, muss die WestLB dafür zuvorderst die Amerikaner konsultieren. Diese hätten an einem Zukauf der restlichen 50 % wohl Interesse. Das 2006 gegründete Gemeinschaftsunternehmen ist eine von 18 Gesellschaften, die zur amerikanischen BNY Mellon Asset Management gehören. Jedes Gruppenmitglied hat in dem Multi-Boutique-Modell einen anderen Investmentschwerpunkt. Der Fokus von WestLB Mellon ist die Vermögensverwaltung in Anleihe- und Aktienmärkten. Die Gesellschaft ist dementsprechend kräftig von der Finanzkrise durchgeschüttelt worden, viele Produkte ließen kräftig Federn. Wie bei der gesamten Branche brach daher das verwaltete Vermögen ein, die Düsseldorfer verloren von 2007 auf 2008 mehr als ein Viertel der Gelder auf 23 Mrd. Euro (siehe Grafik).Laut Statistik des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) beläuft sich das betreute Vermögen sogar nur auf 18,2 Mrd. Euro. “In unsere Berechnungen geht noch der Vertrieb anderer Produkte aus der großen BNY-Mellon-Familie ein, dies sind neben der Compass- die Global-Funds- und die Investment-Funds-Palette”, erklärte Dahm den Unterschied. In der BVI-Statistik würden dagegen etwa im Publikumsfondsbereich nur sieben durch die Düsseldorfer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) selbst aufgelegte Fonds berücksichtigt. “Nichts aufgeschwatzt”Dennoch lässt sich auch für WestLB Mellon der schmerzhafte Verlust von Anlegergeldern nicht wegdiskutieren. 2008 verlor der Vermögensverwalter netto 4,8 Mrd. Euro. “In diesem Jahr bewegte sich die Mittelbewegung bis Ende Juni netto um die Nulllinie herum”, so Dahm. Für die Fluchtbewegung der Anleger macht er die Finanzkrise verantwortlich. “Durch das höhere Risikobewusstsein war bei den Anlegern in erster Linie Cash gefragt, was sie aus Fonds herausgetrieben hat.” Er sehe daher keinen Anlass, die Grundsätze der Geschäftspolitik in Frage zu stellen. “Wir haben den Anlegern nichts aufgeschwatzt, womit sie dann massiv Geld verloren haben.” Optimistisch für ABS-FondsAllerdings räumt Dahm ein, dass die im Sommer 2007 entstandene Notlage im “WestLB Mellon Compass Fund ABS Fund”, die wie bei anderen deutschen ABS-Produkten zur Schließung für Rückgaben geführt hatte, auch für seine Gesellschaft eine böse Überraschung gewesen sei. “Es tut uns sehr leid, dass unsere Kunden damit Probleme haben, wir verstehen die Enttäuschung, wir haben nicht mit einer solchen Entwicklung in diesem Markt gerechnet.” WestLB Mellon habe sich aber keine Fehler in diesem Zusammenhang vorzuwerfen. In dem Produkt stecken fast ausschließlich Institutionelle. Dahm erwartet, dass sich der ABS-Markt in den nächsten sechs Monaten weiter entspannt, was auch eine Öffnung des Produkts denkbar machen könnte, wenn die Liquidität zurückkehrt.Bislang habe es keinen Zahlungsausfall gegeben, nur Aufschübe. Die bei Fälligkeit der Papiere einlaufenden Gelder würden an die Anleger ausgeschüttet. “Während der Markt bei den ABS-Produkten bei einer indikativen Bewertung von etwa 30 % ist, sehen wir eine ,faire Bewertung` bei 70 bis 80 %, wenn die Liquidität zurückkommt.”Eine andere Form der Beratung oder niedrige Gebühren, wie es von anderen Gesellschaften derzeit als Konsequenz aus dem verlorenen Anlegervertrauen angestrebt wird, hält Dahm nicht für nötig. “Unsere Gesellschaft ist gut aufgestellt und ich bin optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht.” Eine Prognose über die Entwicklung des verwalteten Vermögens gab Dahm nicht.Für WestLB Mellon gab es über die Krise hinaus außergewöhnliche Einbrüche – und zwar bei den Großinvestoren. “Wir haben 1 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen dadurch verloren, dass Institutionelle ihre Assets bei anderen Gesellschaften als Master KAG gepoolt haben”, erläuterte Dahm. Eine Master KAG erledigt die Administration des Vermögens wie die Fondsbuchhaltung. Diese Dienstleistung bieten die knapp 180 Düsseldorfer Mitarbeiter nicht an. “Wir sehen uns als Asset Manager, unsere Stärke besteht darin, unsere Assetklassen zu managen.” Vor allem europäische BondsZum großen Teil, nämlich zu 58 %, sind dies europäische Bonds. 16 % stecken in europäischen Mischfonds. Weitere 5 % liegen in europäischen Aktien. Der Rest verteilt sich auf globale Bonds und Multi-Asset-Fonds, Schwellenländer und Wandelanleihen. Hauptsächlich investiert WestLB Mellon für die Sparkassen. Diese machen 40 % der Kunden aus. Zweitgrößte Gruppe sind die Pensionsfonds mit mehr als 17 % gefolgt von Unternehmen mit knapp 17 %. Publikumsfonds und andere Vehikel sind mit 8 % vertreten, Geschäftsbanken mit 6 %, Versicherungen mit 5 %, Stiftungen mit 4 % sowie Regierungen und Notenbanken mit 2 %.Großen Zuspruch verzeichnete WestLB Mellon in diesem Jahr für Unternehmensanleihen. Während im Gesamtjahr 2008 die Anleger netto 0,6 Mrd. Euro in diesem Bereich investierten, sind es im ersten Halbjahr 2009 bereits 1 Mrd. Euro. “Wir erwarten hier auch weiterhin viel Neugeschäft”, so Dahm. Allerdings warnt er hier vor Enttäuschungspotenzial, weil sich der Abstand zu den Staatsanleihenzinsen schon wieder stark verringert habe.