INVESTMENTFONDS

Interesse an nachhaltigen Fonds nimmt zu

Noch keine einheitlichen Standards für die Unternehmensauswahl vorhanden - Portfolioanalyse empfehlenswert

Interesse an nachhaltigen Fonds nimmt zu

Hungersnöte, Kriege, Umweltkatastrophen und die Finanzkrise haben das Anlegerinteresse an nachhaltigen Investments deutlich gesteigert. Asset-Manager rechnen damit, dass der Markt für nachhaltige Anlagen in den kommenden Jahren stark wachsen wird. Eine Analyse der besten Aktienfonds mit einem nachhaltigen Ansatz zeigt, dass die Anlagekriterien recht unterschiedlich sind und keine einheitlichen Standards für das nachhaltige Investment existieren. Gegenüber dem allgemeinen Markt und auch gegenüber Referenzindizes hinkt die Entwicklung vieler Fonds hinterher.Von Armin Schmitz, FrankfurtSeit Ende 2011 sind die Assets under Management in nachhaltigen Publikumsfonds um rund 4 Mrd. Euro gewachsen. Ende Juni 2012 verwalteten 380 nachhaltige Publikumsfonds in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz rund 34 Mrd. Euro. Das zeigt eine Erhebung des Sustainable Business Institute (SBI). Die Entwicklung demonstriert, dass die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte keine Nebenaspekte bei der Geldanlage mehr sind.Asset Manager rechnen damit, dass der Markt für nachhaltige Anlagen weiter stark wachsen wird. Das zeigt eine Umfrage des Forums Nachhaltige Anlagen. Als Grund wird hier die Nachfrage institutioneller Investoren gesehen. Weitere Impulse gehen von dem Druck von Nichtregierungsorganisationen, Medien und Gewerkschaften sowie von Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen aus. Dank des wachsenden Interesses wurden im ersten Halbjahr 2012 rund 40 Fonds neu aufgelegt. Nur 17 Fonds wurden geschlossen. 21 Mrd. Euro waren in 205 Aktienfonds investiert. An Dynamik verlorenEine Reihe von Studien hat in der Vergangenheit belegt, dass die Wertentwicklung der nachhaltigen Fonds der des Gesamtmarktes ähnelt. In den vergangenen drei Jahren haben die Produkte allerdings etwas an Dynamik verloren. Während der MSCI World Net Return in Dollar eine jährliche Performance von 8,4 % erreichte, kamen die Fonds, die einen nachhaltigen Ansatz verfolgen, auf eine durchschnittliche Rendite von 2,5 % p. a. Sie lagen allerdings deutlich über dem Branchenindex, dem Stoxx Europe Sustainability NR in Dollar, der im Dreijahreszeitraum auf einen Verlust von durchschnittlich 6,5 % jährlich kam. Der Sustainable-Index kam in Euro allerdings auf einen Gewinn von 7,6 % p. a.Zu den besten Fonds im Dreijahreszeitraum gehört der KBC Eco World (BE0133741752). Das von Alexandra Vanhuyse und Jens Peers betreute Portfolio erreichte im Dreijahreszeitraum eine Rendite von 8,1 % p. a. bei einer Standardabweichung von nur 11,7 %. In den zurückliegenden zwölf Monaten kam der nur 14 Mill. Euro leichte Fonds auf einen Gewinn von mehr als 17 %. Die Depotschwergewichte Merck & Co., Verizon oder IBM zeigen die Probleme auf, vor denen Anleger bei der Wahl ihrer Produkte stehen. Bei den ersten zehn Depotpositionen sucht der Anleger vergeblich nach bekannten Gesellschaften aus den Bereichen alternative Energien oder Wasser- und Umweltschutztechnik.Wer definiert, was nachhaltige Unternehmen sind? Es fehlt immer noch ein Kodex für Nachhaltigkeitsfonds, der einheitliche Ansätze für die Portfolien vorgibt. Stattdessen versuchen Fondsmanager, bereits durch Ausschlussverfahren auf Branchen wie Waffenproduzenten, Tabakhersteller, Alkohol und Atomenergie oder Unternehmen, die im Verdacht stehen, Kinderarbeit zu fördern, zu verzichten. Analysehäuser wie die MSCI-Tochter ISS, Oekom Research oder Sustainalytics haben sich darauf spezialisiert, Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeitskriterien abzuklopfen. Einen gemeinsamen Standard gibt es jedoch nicht. Meist wählen die Fondsmanager den Weg über das Best-in-Class-Prinzip, bei dem sie Unternehmen auswählen, die bei dem Thema Nachhaltigkeit einen Vorsprung vor den Konkurrenten im selben Sektor besitzen.Beim Espa Vinis Stock Global der Erste Sparinvest (AT0000646799) werden die geeigneten Werte mithilfe eines vierstufigen Investmentprozesses ausgesucht. Dabei werden die Gesellschaften nach Umwelt-, Stakeholder- und Corporate-Governance-Kriterien gefiltert. Die Erste Sparinvest arbeitet dabei unter anderem mit der University of Nottingham und drei SRI-Research-Agenturen zusammen. Aus dem damit erhaltenen SRI-Universum werden dann die aufgrund fundamentaler Gesichtspunkte und technischer Kennzahlen für das Portfolio geeigneten Werte ausgesucht. Zu den Portfolioschwergewichten gehören Titel wie Kraft Foods oder Procter & Gamble. Allerdings ist der Fonds nach Angaben von Morningstar auch in Ölförderer wie ConocoPhillips investiert. Dank dieser Strategie erzielte der Fonds über die vergangenen drei Jahre eine Performance von durchschnittlich 7,7 % jährlich. Die Standardabweichung von 10,7 % gehört zu den niedrigsten innerhalb des Sektors der nachhaltigen Fonds. Zuletzt verlor der Fonds gegenüber der Benchmark, dem MSCI World, etwas an Terrain. Im Einjahreszeitraum beträgt der Gewinn 14,5 %. Als Grund für die “enttäuschende Performance” gibt das Fondsmanagement den im Portfolio übergewichteten Sektor nichtzyklischer Konsum und die Untergewichtung im Bereich Financials an. Deutlich mehr auf Ökologie fokussiert ist der Jupiter Ecology Fund (GB0005812150). Im Depot finden sich als Schwergewichte die Nahrungsmittelproduzenten United Natural Foods und Cranswick.Der Anleger, der in nachhaltige Produkte investieren möchte, ist insgesamt gut beraten, sich vor dem Kauf über die Strategie und der Portfolioausrichtung zu informieren.