Kapitalanlage

Investieren jenseits von Europa

Anleger haben dank des Rohstoffbooms Afrika entdeckt - Fonds und Zertifikate ermöglichen Engagement

Investieren jenseits von Europa

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Fußball-Weltmeisterschaft in 2010 in Südafrika hat die Aufmerksamkeit der Anleger auf einen Kontinent gerichtet, der im Bereich der Kapitalanlagen zahlreiche weiße Flecken auf der Landkarte hat: Afrika. Denn mit Ausnahme von südafrikanischen Gesellschaften ist über die meisten anderen afrikanischen Unternehmen wenig bekannt. Analysten haben, wenn überhaupt, nur den Aktienmarkt in Johannesburg auf dem Radar. Dabei verfügt Afrika mit Ägypten, Marokko und Nigeria über veritable Handelsplätze mit einer ausreichend hohen Marktkapitalisierung. Beeindruckend ist die Wertentwicklung. So stiegen die Aktienmärkte in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 72 %. Beeindruckend ist vor allem der CSE Case 30, das Marktbarometer der ägyptischen Börse, das in den vergangenen fünf Jahren um 1 000 % zugelegt hat. Trotzdem ist für ausländische Anleger wegen strenger Auflagen, vergleichsweise niedriger Liquidität und der fehlenden Informationen eine Investition zu riskant oder mancherorts gar unmöglich. Dies ist auch der Grund, warum es bisher nur zwei Fonds gibt, die ihren Anlageschwerpunkt auf afrikanische Anlagen gelegt haben. Eine etwas größere Auswahl bieten dagegen die Anbieter verbriefter Derivate. So gibt es neben einer Reihe von Index-Zertifikaten und Themenprodukten auf den Aktienmarkt Südafrika seit kurzem auch Index-Papiere auf ägyptische und marokkanische Indizes. Nachfrage durch ChinaMit einer Marktkapitalisierung von 200 Mrd. Dollar ist die Börse Johannesburg sicherlich der attraktivste Anlagestandort. Der hohe Rohstoffbedarf Chinas hat dem Aktienmarkt dank des Rohstoffreichtums einen Boom beschert. Neben den Edelmetallen Gold und Platin, Diamanten hat das Land auch noch Vorkommen an Öl und Kupfer. Der Boom des Minensektors hat auch auf andere Bereiche wie Banken, Telekommunikation, den Einzelhandel oder auch den Immobilienbereich abgestrahlt. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft in vier Jahren wird Südafrika eine der weltweit größten Sportveranstaltungen austragen. Das wird nicht nur der Tourismus-Industrie einen enormen Schub verleihen. Andererseits will Johannesburg durch ein riesiges Investitionsprogramm mehr als 60 Mrd. Dollar in den kommenden drei Jahren in den Ausbau und die Entwicklung der Infrastruktur stecken. Das Budget für staatliche Investitionen wurde aufgestockt. Allein für das laufende Jahr wurden die Mittel um 50 % angehoben, bis zum Jahr 2010 sieht der Haushaltsplan einen jährlichen Zuwachs von 30 % vor. Die Wirtschaftspolitik des Landes ist zwölf Jahre nach dem Ende der Apartheid als solide zu bezeichnen. Durch eine konsequente Ausgabendisziplin und den Ausbau des Steuersystems hat die Regierung in Johannesburg den Haushalt auf Vordermann gebracht. Verzeichneten die Südafrikaner noch im Jahr 1994 ein Budgetdefizit von 8 % des Bruttosozialproduktes, haben sie den Staatshaushalt mittlerweile ausgleichen können. Allerdings gibt es auch noch Defizite. So ist die Arbeitslosigkeit mit 27 % sehr hoch. Tatsächlich fehlt einer breiten südafrikanischen Bevölkerungsschicht immer noch der Zugang zu qualifizierten Ausbildungsmöglichkeiten. Erfolgreiche Strukturreformen, der Anstieg der Investitionstätigkeit und stetig wachsende Bildungsausgaben sollten in den kommenden Jahren für ein hohes Konjunkturwachstum sorgen. Optimisten rechnen mit Wachstumsraten wie bei den asiatischen Staaten. Die Senkungen des Leitzinses haben in den vergangenen Jahren den Konsum deutlich stimuliert und den Immobilienmarkt boomen lassen. Daran konnten auch die Leitzinsanhebungen der Notenbank auf derzeit 8,5 % nichts ändern. Zuletzt war die Teuerungsrate am oberen Rand des Zielbandes von 3 bis 6 % gestiegen. KGV ist moderatTrotz der Zinserhöhungen ist der FTSE JSE African All Share Index in den vergangenen zwölf Monaten um 49 % angestiegen. Der Markt ist mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 nicht zu teuer. Anleger, die von den positiven Aussichten des südafrikanischen Aktienmarkts überzeugt sind, haben über den UBS Equity South Africa (CH0002785738) und den EMIF South Africa (LU0120084495) die Möglichkeit, in Johannesburg zu investieren. Darüber hinaus gibt es Index-Zertifikate wie das Produkt auf den FTSE JSE Top 40 (DE000GS0J640). Für die konservativeren Anleger bietet Goldman Sachs auch ein Bonus-Zertifikat (DE000GS0NZ99) an, durch das der Investor einen Teilschutz seines Einsatzes genießt. Selektiv kann der Investor aber auch Zertifikate von ABN Amro auf südafrikanische Minenwerte (NL0000189884) oder gar auf südafrikanische Reits (NL0000189900) kaufen.Interessant ist auch Ägypten. Dort gibt es zwar kaum Öl, dennoch profitiert das Land am Nil von seinen Nachbarn am Golf, die durch ihren Ölreichtum für ein starkes Wirtschaftswachstum in der gesamten Region sorgen. Kairo öffnet sein Land wie kaum ein anderer Staat in der Region ausländischen Investoren. Die reformorientierte Regierung zieht durch Privatisierungen regelmäßig ausländisches Kapital an. Das reale Wirtschaftswachstum wird 2006 auf 5,6 % geschätzt. Fonds mit einem reinen Ägyptenexposure gibt es nicht. Der Investor hat die Möglichkeit, mit Index-Zertifikaten in den CASE 30 Index (DE000DB1CEX1) zu investieren. Eine Anlage in afrikanische Aktienmärkte hat wegen der wirtschaftlichen Aussichten und des Rohstoffreichtums sicherlich ihren Reiz. Wegen der engen Märkte und des Informationsdefizits sind Investitionen nicht ohne Risiken. Fonds und Zertifikate insbesondere mit dem Fokus auf Südafrika sollten nur als Depotbeimischung genutzt werden.