Kapitalanlage

Investition in Verschmutzungsrechte

Nachfrage nach Emissionszertifikaten steigt - CO2-Papiere erlauben Privatanlegern den Einstieg

Investition in Verschmutzungsrechte

Von Armin Schmitz, Frankfurt Mit dem jüngst angekündigten Bau eines CO2-freien Großkraftwerks leistet die Essener RWE einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Auch wenn das erste Kraftwerk wahrscheinlich erst 2014 in Betrieb geht und der flächendeckende Einsatz noch Jahrzehnte benötigt, gilt die Entwicklung als Meilenstein für die Reduktion der Treibhausgase.Bereits im japanischen Kyoto haben 1997 eine Reihe von Staaten beschlossen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken, die als Hauptursache für die globale Erwärmung gesehen werden. Seit Februar 2005 haben sich die Unterzeichner dazu verpflichtet, ihre Emissionen bis 2012 um durchschnittlich 5,2 % unter das Niveau von 1990 zu senken. Die EU hat für jedes Mitgliedsland einen Plan erstellt, in dem Gesamtmenge und Verteilung der Emissionsrechte auf die Anlagen im Mitgliedstaat aufgeführt werden. Die Mitgliedstaaten der erweiterten Europäischen Union teilen ihren Unternehmen jährlich eine bestimmte Menge an Emissionszertifikaten zu. Jedes Papier berechtigt zum Ausstoß von jeweils einer Tonne Kohlendioxid-Äquivalenten. Werden weniger Treibhausgase ausgestoßen als erlaubt, kann die Firma die überzähligen Zertifikate verkaufen. Ist der erwartete Ausstoß größer, können Papiere hinzugekauft werden. Seit dem vergangenen Jahr findet ein reger Handel von Emissionszertifikaten für Kohlendioxid statt. An den Börsen wie der European Energy Exchange in Leipzig oder der European Climate Exchange in den Niederlanden wurden 2005 Zertifikate im Volumen von 1,4 Mrd. Euro gehandelt. Allerdings läuft der wesentlich größere Teil des Geschäfts immer noch unreguliert außerbörslich ab. Das OTC-Volumen wird für 2005 auf 5,7 Mrd. Euro geschätzt. Der Emissionshandel unterliegt einer Reihe von Einflussfaktoren. Der Preis wird von den Energiepreisen, vom Wetter, dem Konjunkturverlauf und der Politik beeinflusst. Tatsächlich ist die Notierung des European Carbon Future von rund 20 Euro pro Tonne Anfang Dezember auf aktuell 26,65 Euro angestiegen. KnappheitszustandDie Wahrscheinlichkeit für eine Verteuerung der Zertifikate ist groß. Die Zeichen deuten auf eine restriktivere Energiepolitik ab 2008. Geht es nach den Leitlinien der EU-Kommission, soll die zugeteilte Gesamtmenge gegenüber der ersten Phase um 6 % gekürzt werden. Verfolgt Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie weiter, dürften durch eine Verstärkung der Kohleverfeuerung die CO2-Emissionen um mindestens 60 Mill. Tonnen steigen. Das wäre um den Faktor 6 höher als die bis 2012 angestrebte CO2-Minderung. Man schätzt, dass schon jetzt 100 Millionen Emissionsrechte fehlen. Viele EU-Mitglieder hinken bei der Erfüllung ihrer Reduktionsziele hinterher. Die Unternehmen dieser Staaten müssen also Zertifikate hinzukaufen. Das neue System ist zudem auch politisch umstritten. Es sind einige Prozesse von Firmen anhängig, die die Rechtmäßigkeit des Systems in Frage stellen. Der Emissionshandel unterliegt damit auch starken spektakulären Einflüssen. Das hat allerdings Privatanleger nicht davon abgehalten, mit Hilfe von Anlage-Zertifikaten auf die Emissionsrechte zu spekulieren. Seit September 2005 gibt es bereits CO2-Zertifikate auf dem deutschen Markt. Sie basieren auf dem EU Allowance Kontrakt, der an der EEX, der European Energy Exchange in Leipzig, gehandelt wird. Das CO 2-Papier der Dresdner Bank (DE000DR874H0) hat seit seinem Start am 2. Januar dieses Jahres etwas mehr als 16 % zugelegt. Es gibt aber auch börsennotierte Unternehmen, die sich entweder auf den Handel mit den Rechten spezialisiert haben oder wie RWE Kraftwerke bauen. Die Verstromung von Kohle wird allgemein als Ersatz für die Kernenergie gesehen. RWE plant, bis 2014 das weltweit erste CO2-freie Großkraftwerk in Betrieb zu nehmen, das eine Leistung von 400 bis 450 Megawatt erzeugen kann. Gleichzeitig wird der Konzern die Entwicklung von Abtrenntechnologien für Rauchgase vorantreiben. Die Kosten für die Entwicklungen werden auf die Strompreise aufgeschlagen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass RWE von den steigenden Energiepreisen profitieren wird und daher über die kommenden Jahre mit starken Gewinnwachstumsraten zu rechnen ist. Der Konsens der von Bloomberg ermittelten Analystenschätzungen geht für 2006 von einem Gewinn von 4,80 Euro aus, was einem aktuellen KGV von 14 entsprechen würde. Für 2007 gehen Analysten von einem Gewinn von etwa 5,2 Euro aus. Seit einigen Jahren sind auch einige Börsenbetreiber notiert, die einen Handel von Emissionsrechten ermöglichen. Die meisten Aktien sind allerdings wenig liquide. Zu den bekannteren gehört sicherlich Climate Exchange, ein Investmentunternehmen, dass an der Chicago Climate Exchange beteiligt ist.