Investoren sind von nachhaltigen ETFs überzeugt
Seit April 2022 führt BNP Paribas Asset Management (BNPP AM) zweimal im Jahr eine Umfrage unter institutionellen Investoren und Finanzintermediären durch, um herauszufinden, welche Themen Investoren spannend finden und anhand welcher Kriterien sie Fonds auswählen. Ein Blick auf die Themenverteilung bei nachhaltigen ETFs auf dem Markt (Quelle: ETFGI) zeigt: Bei Fonds mit ESG-Integration rangieren niedriger CO2-Fußabdruck sowie auf die Pariser Klimabenchmarks ausgerichtete Strategien an erster Stelle. Ähnlich stehen bei Impact-Fonds vor allem „Saubere Energie“, „Sauberer Transport/Elektrofahrzeuge“ und „Dekarbonisierung“ im Vordergrund. Laut der Umfrage von BNPP AM spiegelt das auch die Präferenzen der Investoren wider, die dem Thema „Erneuerbare Energien und saubere Technologien“ ebenfalls die größte Bedeutung zumessen. 40% der Befragten teilen diese Ansicht – eine deutliche Zunahme gegenüber den 14% vor sechs Monaten. Den größten Zuspruch erhalten solche Strategien in der Schweiz, wo das Interesse mit 48% am höchsten ist.
Ein vielleicht unerwartetes Thema, dem sich mit 37% der Befragten ein großer Anteil der Investoren widmen will, ist zudem „Cybersicherheit und Datenschutz“. In Großbritannien ist dieser Anteil mit 48% am höchsten. Auf großes Interesse stoßen zudem Strategien, die kohlenstoffarm, auf die Reduzierung von Emissionen ausgerichtet sind oder sich an der Paris-Aligned Benchmark orientieren. Eine Allokation in Fonds mit dieser Ausrichtung planen insgesamt 36% der Umfrageteilnehmer. Dabei ist die Schweiz mit 48% führend. Unter deutschen Investoren sind erneuerbare Energien und saubere Technologien (38%) sowie die Ausrichtung auf eine Verringerung von Emissionen und Pariser Benchmarks (36%) ebenfalls unter den drei wichtigsten Themen bei Investments in ESG-Indexfonds. Hier tritt jedoch noch ein weiteres Thema in den Vordergrund und ist unter den Umfrageteilnehmern an erster Stelle: Biodiversität und der Kampf gegen Entwaldung.
Auch wenn ETFs weiterhin hauptsächlich Aktienindizes replizieren, wachsen die Zahl von ETFs auf Anleihen sowie deren verwaltete Vermögen rasant. 2022 gingen 36,2% der Nettomittelzuflüsse nachhaltiger Indexfonds von europäischen Anbietern in Anleihen-ETFs, während es im Vorjahr nur 20,7% waren. Die Umfrage von BNPP AM untersuchte auch die Haltung der Investoren in Bezug auf Assetklassen bei ESG-ETFs und fand: 16% der Befragten haben bei ihren nachhaltigen ETFs bereits eine Allokation in festverzinsliche Anlagen. Hinzu kommen 14%, die zwar noch nicht in Anleihen-ETFs investiert haben, es jedoch in den nächsten 12 Monaten vorhaben.
Auf Länderebene sind es vor allem Investoren aus Italien, die ein großes Interesse an Anleihe-ETFs zeigen. 26% von ihnen besitzen bereits Engagements in Anleihen-ETFs und 12% wollen diese Engagements in Zukunft noch ausbauen. In der Schweiz haben 18% der Investoren ESG-ETFs auf Anleiheindizes in ihren Portfolios, allerdings wollen ganze 30% ihre Allokation in den nächsten zwölf Monaten erhöhen. In Deutschland haben 12% der befragten Investoren Vermögen in Indexprodukte auf Anleihen allokiert, während ebenso viele zwar nicht investiert sind, es aber vorhaben.
Ein weiteres Ergebnis: Unter allen Investorengruppen fallen Wealth Manager aus dem Rahmen, da überwältigende 38% von ihnen angeben, bereits eine signifikante Allokation in festverzinsliche ETFs zu haben.
ESG-Siegel entscheidend
Neben Informationen wie vergangene Performance, Gebühren oder Tracking Error wählen Investoren Fonds auch anhand von Faktoren wie dem Ruf des Assetmanagers, unabhängigen Siegeln, aber auch anhand der Replikationsmethodologien oder dem Umgang mit ESG-Sündern im Portfolio. Laut Studie legen Investoren bei nachhaltigen ETFs zunehmend Wert auf Nachhaltigkeitslabels und Zertifizierungen. 18% der Befragten nannten diese als wichtigsten Faktor bei der Entscheidung für oder wider einen Fonds. Eine wichtige Rolle messen Investoren zudem der ESG-Expertise und -Glaubwürdigkeit des Anbieters zu (15%) sowie dem Tracking Error im Vergleich zur Benchmark (14%).
Dabei zeigen sich starke regionale Abweichungen. So verlassen sich vor allem Investoren aus Frankreich auf ESG-Fondslabels und Siegel (28%), wohingegen in Vereinigten Königreich der Expertise und Glaubwürdigkeit der Anbieter große Bedeutung beigemessen wird (20%). In Deutschland achten Investoren vor allem auf den Tracking Error im Vergleich zur Benchmark (18%), aber auch hier spielen Qualitätssiegel eine wichtige Rolle (14%). Entscheidend ist für deutsche Investoren außerdem die Fähigkeit der Vermögensverwalter, ESG-Sünder aus dem Index zu entfernen – dieser Faktor war mit ebenfalls 14% unter den Top drei.
Mit dem verwalteten Vermögen ist auch die Zahl der ETFs mit ESG-Fokus sprunghaft angestiegen. Den angebotenen ESG-ETFs bescheinigen die Umfrageteilnehmer eine gute Qualität. Dazu zählen vor allem eine gute Abdeckung von Umwelt- und sozialen Themen durch das Produktangebot (67% bzw. 68%), eine robuste Politik der Abstimmung und des Engagements in Bezug auf ESG-Themen (67%) sowie eine klare Indexmethodik und die Art und Weise, wie sie die ESG-Leistung von Unternehmen berücksichtigt (68%). Außerdem ist ein wachsender Anteil von Investoren der Ansicht, dass die aktuell angebotenen ETFs echte Nachhaltigkeitsvorteile aufweisen (66%). Befragte aus Deutschland schätzen dabei vor allem die gute Abdeckung von Umweltthemen (74%), gefolgt von Sozialen Themen (70%).
Fazit – Die Umfrage von BNPP AM zeigt: Der Großteil der Investoren glaubt an die positiven Auswirkungen nachhaltiger ETFs und bevorzugt nachhaltige Strategien, die auf die Verringerung von CO2-Emissionen ausgerichtet sind. Gleichzeitig verlässt sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer bei der Produktwahl vor allem auf Nachhaltigkeitslabels und Zertifizierungen. Die Studie zeigt aber auch, dass die thematischen Vorlieben der Investoren sich rapide ändern können. Eine prägende Rolle spielen dabei mit großer Wahrscheinlichkeit Marktbedingungen und regulatorische Änderungen. Zusätzlich gibt es zwischen verschiedenen Regionen und Investorengruppen enorme Unterschiede.