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Islamische Geldanlage ist eine Nische

In Deutschland sind schariakonforme Produkte selten - Aktive Fonds schlagen Benchmarks

Islamische Geldanlage ist eine Nische

Islamic Finance gilt als Markt mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. In Deutschland sind schariakonforme Produkte allerdings ein Nischenangebot. Viele der aktiv gemanagten Fonds wurden mangels Masse schon vom Markt genommen. Allerdings haben Anleger die Chance, auf rund zehn passive Indexfonds zurückzugreifen, um schariakonform investieren zu können.Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Ankündigung von HSBC, keine islamischen Anlageprodukte in vielen Ländern des Nahen Ostens und anderen Ländern anbieten zu wollen, hat vor allem in der Golfregion, dem wichtigsten Drehkreuz für Islamic Finance, großes Aufsehen erregt. Die Bank hatte im Oktober erklärt, dass sie islamische Produkte nur noch in Großbritannien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Bangladesch, Singapur und Mauritius verkaufen wolle. Der Schritt von HSBC zeigt die Schwierigkeiten auf, mit denen Anbieter zu kämpfen haben, wenn sie Anlegern Produkte und Services anbieten wollen, die mit der Scharia in Übereinstimmung sind. In Islamic Finance sind Geschäfte mit Dingen wie etwa Glücksspiel, Alkohol oder Pornografie verboten. Auch dürfen keine zu hohen Risiken eingegangen werden. Aus dem Koran leitet sich zudem ein Zinsverbot ab. Daher kommen generell keine Finanzdienstleister wie Banken oder Versicherungen als Investmentziele in Betracht. Starkes WachstumDer Islamic-Finance-Industrie wird grundsätzlich ein überdurchschnittliches Wachstum vorhergesagt. Das Beratungsunternehmen Ernst & Young schätzt, dass die Assets, die im Bereich des islamischen Banking verwaltet werden, im kommenden Jahr die Marke von 1,8 Bill. Dollar erreichen werden. 2011 lag das verwaltete Vermögen noch bei 1,3 Bill. Dollar. Die Zahl von 1,6 Milliarden Muslimen und das wachsende Angebot an schariakonformen Produkten versprechen ein kräftiges Wachstumspotenzial.Eine Orientierung, welche Unternehmen als schariakonform gelten, bieten Indizes wie der DJ Islamic Market Index. In diesem Auswahlindex sind nur Unternehmen enthalten, die zuvor von Scharia-Experten geprüft worden sind. Die Auswahl ist mittlerweile auf 60 verschiedene Indizes für sehr unterschiedliche Bereiche angewachsen. Die Indizes und Unternehmen werden von islamischen Rechtsgelehrten, dem sogenannten Shariah Supervisory Board, laufend überprüft. Will ein Anleger den Grundsätzen der Scharia entsprechend anlegen, findet er aber nur eine geringe Auswahl an Produkten vor. Viele der aktiv gemanagten Fonds wurden wegen nur geringer Fondsvolumina wieder aufgelöst.Zu den wenigen aktiv gemanagten Produkten gehört der Comgest Growth Europe Shariah Euro (IE00B4ZJ4634). Als Benchmark für das Portfolio wurde der S & P Europe 350 Shariah – Net Return gewählt. Das Anlageuniversum ist recht breit angelegt. Die Fondsmanager Laurent Dobler, Hala Caroline Fadel und Arnaud Cosserat legen weltweit an. Zu den Portfolioschwerpunkten gehören der Gesundheitssektor, Konsum und Informationstechnologie. Finanzwerte sucht man in dem Portfolio vergeblich, da Finanzdienstleister ihr Geld zum großen Teil mit Zinsen verdienen – was gegen die Regeln der Scharia verstößt. Der im Dezember 2010 aufgelegte Fonds war in den vergangenen zwölf Monaten recht erfolgreich. Er erzielte einen Gewinn von 29,4 %, während der Referenzindex eine Wertsteigerung von lediglich 14,6 % aufweist.Seit 2007 bietet iShares einen passiv gemanagten Indexfonds auf den MSCI World Islamic Index (DE000A0NA0L5) an. Schwerpunkt des Index ist mit einem Anteil von 22 % der Energiesektor. Es folgen das Gesundheitswesen mit 16 % und der Rohstoffsektor mit 14 %. Dieser physisch investierende Exchange Traded Fund (ETF) erreichte in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Performance von 12,5 %, über den Dreijahreszeitraum beträgt die Rendite 9,1 % jährlich. Schwerpunkt TechnologieDB X-Trackers hat einen ETF auf den bekannten DJ Islamic Market Titans 100 Index (LU0328475529) im Angebot, bei dem der Schwerpunkt mit einem Anteil von 26 % auf dem Technologiesektor ruht. Es folgen das Gesundheitswesen und Energiewerte. Die Performance kann sich sehen lassen: Binnen eines Jahres erzielte das Produkt eine Rendite von 14,3 %. Über drei Jahre liegt sie bei 11,3 % jährlich.