Japan steht erst am Anfang seiner Erholung
Japan ist wieder en vogue – zumindest wenn es nach dem Interesse der Investoren geht. So ist die Hälfte des Geldes, das Aktienfonds weltweit seit Jahresbeginn eingesammelt haben, in Nippons Börse geflossen. Das geht aus Zahlen des Analysehauses EPFR Global hervor.Berücksichtigt wurden Zu- und Abflüsse sowohl in aktiv gemanagte Aktienfonds als auch aus börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) bis Ende Juli. Die Nachfrage ebbte selbst während der deutlichen Kurskorrektur im Mai und Juni nicht ab. Auch in dieser Zeit flossen Japan-Aktienfonds von internationalen Anlegern unter dem Strich Mittel zu, wie die EPFR-Zahlen belegen.Parallel dazu entwickelte sich auch der Aktienmarkt in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt sehr positiv. Die starke Anlegernachfrage ist bemerkenswert, und sie könnte sich sogar noch fortsetzen. Die Investoren setzen auf einen Erfolg der “Abenomics”, benannt nach dem amtierenden Premierminister Shinzo Abe. Dessen Idee: Die Deflation, in der Japan seit rund zwei Jahrzehnten gefangen ist, durch eine drastische Ausweitung der Geldmenge zu bekämpfen.Die Bestätigung für die Richtigkeit dieses zu Jahresbeginn eingeschlagenen Weges bekam der Premierminister im Juli dieses Jahres. Die regierende Koalition wurde wiedergewählt und kann nun versuchen, Japans Wirtschaft weiter mit staatlichen Ausgabenprogrammen und einer sehr lockeren Geldpolitik massiv anzukurbeln. Wachsende ZweifelDoch die Zweifel mehren sich, ob die Regierung mit der massiven Ausweitung der Geldmenge wirklich erfolgreich ist. Schließlich hat sich die erhoffte Inflation noch nicht eingestellt. Aber viele Investoren übersehen, dass ein solcher Umschwung nicht von heute auf morgen erfolgen kann. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft nun schon seit zwei Jahrzehnten gegen den Teufelskreis aus Deflation, einem Preisrückgang auf breiter Front und schwachem Wachstum.Aber erste Fortschritte sind langsam zu erkennen. So stiegen die Verbraucherpreise im Juni erstmals seit 14 Monaten wieder zumindest leicht an. Ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln legten sie um 0,4 % im Vorjahresvergleich zu, wie aus der jüngst veröffentlichten Statistik der Regierung hervorgeht.Abhilfe aus der Misere sollen die drei Elemente der sogenannten “Abenomics” schaffen. Mit einer aggressiven Geldpolitik will die japanische Notenbank nach eigener Aussage innerhalb von zwei Jahren eine Inflationsrate von 2,0 % erreichen. Zu den fiskalischen Maßnahmen gehört nach Angaben der japanischen Regierung ein milliardenschweres Konjunkturpaket, um unter anderem die Infrastruktur zu erneuern. Drittens plant Ministerpräsident Shinzo Abe, den Arbeitsmarkt zu liberalisieren, neue Märkte zu erschließen und die Wirtschaft stärker als bisher zu globalisieren.Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Transmission der Geldpolitik auf die Realwirtschaft in der Regel einige Zeit in Anspruch nimmt. Bisher hat nur der erste Schritt gewirkt. Die Frage ist nun, ob im zweiten Schritt die Unternehmensgewinne nachhaltig steigen, was sich dann positiv auf den Arbeitsmarkt und das Lohnniveau auswirken sollte. Doch ob die Unternehmen die Gehälter anheben und die Kapitalinvestitionen steigen, wird erst die Zukunft zeigen. Bis mindestens 2014 werden wir uns wohl gedulden müssen. Zahlen stützen OptimismusImmerhin scheinen die jüngsten Konjunkturdaten den Optimisten Recht zu geben. Die japanische Wirtschaft ist nach Angaben der Regierung von April bis Juni das dritte Quartal in Folge gewachsen. Der private Konsum stieg den Angaben zufolge um 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal und damit mehr als von Analysten prognostiziert.Zudem scheint auch auf dem Immobilienmarkt der Aufschwung zu greifen. Berechnungen von Jones Lang LaSalle Capital Markets Research zufolge wuchsen die Investitionen in Gewerbeimmobilien im ersten Halbjahr in Japan um 50 %. Damit liege Japan an der Spitze aller großen Märkte.Börsennotierte Indexfonds können eine Möglichkeit sein, effizient an diesem Trend zu partizipieren. Wichtig ist es dabei, auf eine breite Streuung zu achten, um das Einzelwertrisiko zu begrenzen. In Frage kommen daher ETF auf breit gestreute Indizes wie den Nikkei 225 und den MSCI Japan.Während der Nikkei-225-Index Zugang zu den 225 meistgehandelten japanischen Aktien aus dem ersten Handelssegment der Börse Tokio bietet, bildet der MSCI Japan Index rund 350 der größten und umsatzstärksten Unternehmen des japanischen Aktienmarktes ab. Schwankender WechselkursAllerdings sollten Anleger beachten, dass der japanische Yen im Vergleich zu wichtigen Währungen wie Euro oder US-Dollar seit Beginn der “Abenomics” stark schwankt. Schließlich ist ein wichtiger Effekt der Geldschwemme ein – von der japanischen Notenbank gewollter – Wertverfall des Yen.Diese Abwertungspolitik ist auch weiterhin in Kraft. Diese Schwäche des Yen gab vielen exportorientierten Firmen in der drittgrößten Wirtschaftsnation der Erde zusätzlichen Auftrieb. Für Anleger aus anderen Währungsräumen hat die Yen-Schwäche jedoch erst einmal negative Folgen.So hat etwa der Nikkei 225 Index seit Mitte November zwar rund zwei Drittel zugelegt, in Euro gerechnet war der Anstieg aber gerade einmal halb so hoch. Das bedeutet, dass für Japan-Investoren neben dem Marktrisiko das Währungsrisiko zu einer wichtigen Komponente geworden ist. Um das Währungsrisiko zu minimieren, bieten sich Japan-ETF mit Währungssicherung für Euro-Anleger an. Solche ETF ermöglichen Anlegern die Partizipation an der Entwicklung japanischer Aktien, verringern aber maßgeblich das Währungsrisiko.—-Simon Klein, Leiter Vertrieb ETF und ETC für Europa und Asien, Deutsche Asset & Wealth Management