"Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen"
Von Silke Stoltenberg, Frankfurt In der Branche der Vermögensverwalter steht ein Verdrängungswettbewerb bevor. Dieser Überzeugung ist Uwe Trautmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der HelabaInvest . Die Tochter der Helaba ist zuständig für das institutionelle Asset Management und das Spezialfondsgeschäft der Landesbank. Trautmann erwartet auch im nächsten Jahr einen Bärenmarkt in Europa. “Für unser Geschäft ist das aber durchaus positiv”, sagte Trautmann der Börsen-Zeitung.Angesichts der schlechten Performance vieler Assetklassen seien in diesem Jahr einige Vermögensmanager für ihre Kunden nicht immer ansprechbar gewesen, berichtete Trautmann: “In solchen Zeiten muss man die Kunden aber bewusst aktiv ansprechen und damit punkten.” Er erwartet, dass bald die großen Vermögensverwalter den institutionellen Markt unter sich aufteilen und kleinere verdrängt werden. “Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.” Die seit 1991 existierende HelabaInvest sieht vor allem Bewegung bei den Master-KAG, die für ihre Kunden Spezialfonds unter dem Dach einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) administrieren und organisieren. “Von diesem Segment sind 70 bis 80 % des Marktes verteilt, nun wollen wir uns beim Rest des Kuchens noch etwas abschneiden.” Drei Viertel ihres Geschäfts macht die HelabaInvest mit Master-KAG. Derzeit würden Ausschreibungen über 15 Mrd. Euro laufen, hier liefe gerade der “Beauty Contest” unter den Anbietern, erklärte Trautmann. “Wenn wir davon nur ein Viertel ergattern, ist unser Wachstum im nächsten Jahr gesichert.” 50 Mrd. Euro als Ziel für 2010Das Ziel, bis zum Jahr 2010 auf 50 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen zu kommen und damit in der Top 10 der deutschen Spezialfondsanbieter weiter aufzurücken, sieht Trautmann durch die Finanzkrise nicht gefährdet. 2008 kletterte der Bestand bis Ende September auf 40,6 Mrd. Euro von 36,2 Mrd. Euro Ende 2007. Darunter ist nach Angaben Trautmanns jedoch ein kurzlaufendes Großmandat, so dass für Oktober ein Rückfall auf 39 Mrd. Euro erwartet wird. Damit kommt die HelabaInvest auf rund 5 % des 640 Mrd. Euro großen Marktes. In diesem Jahr verzeichnete die Helaba-Tochter ein starkes Neugeschäft. In den ersten sechs Monaten beliefen sich die Nettomittelzuflüsse auf 1,65 Mrd. Euro. 2007 hatte es im Gesamtjahr ein Plus von 2,82 Mrd. Euro gegeben. Eigenes RatingDie zweite Säule der HelabaInvest ist das quantitative Portfoliomanagement. “Als Vorbilder haben wir dabei die Häuser Intech und Axa Rosenberg vor Augen”, so Geschäftsführer Hans-Ulrich Templin. Im Gegensatz zu deren angelsächsischen Modellen kommt bei der HelabaInvest jedoch noch das Overlay hinzu. Das Risikooverlay steuert für das Vermögen über Derivate bestimmte Risiken wie das Währungsrisiko oder die Asset Allokation. Beim quantitativen Portfoliomanagement steht ein eigenes Ratingsystem der HelabaInvest mit Namen Hi-Score im Zentrum. Als Kennzahlen für die Bewertung von Unternehmensanleihen würden die Bilanz und der Cash-flow herangezogen, erläuterte Templin. Mit diesem Ansatz haben die Kunden der HelabaInvest in diesem Jahr im Vergleich zu den Märkten nur geringfügig eingebüßt. Nach Angaben von Trautmann beträgt das durchschnittliche Minus 2 %. “Unsere Kunden hatten schon im Januar 2008 ihre Aktienquote abgesichert, daher taten die Turbulenzen nicht mehr so weh”, sagte Trautmann. Insgesamt wurde die Aufteilung der Assetklassen bei der HelabaInvest durch die Krise deutlich verändert. Betrug der Anteil der Aktien Ende 2006 noch knapp 22 %, liegt er derzeit bei annähernd 7 %. Dagegen wurde der Anteil der Renten von 74 auf 79 % ausgeweitet und der Kassenbestand von 4 auf 14 % deutlich hochgefahren. Die Kunden der HelabaInvest setzen sich im Wesentlichen zusammen aus 33 % Kreditinstituten (darin 29 % Sparkassen), 29 % Altersvorsorgeanbieter, 24 % Unternehmen und 9 % Versicherer. “Damit sind wir breiter aufgestellt als Mitte der neunziger Jahre, als der Anteil der Kreditinstitute 95 % betrug”, so Trautmann. Nach Ansicht von Templin wird 2009 von einer völlig anderen Erwartungshaltung seitens der Investoren geprägt sein: “Bei den Investoren wird es einen realistischeren Appetit geben als zuvor, nämlich eine Rendite von etwas über dem Geldmarkt zu erzielen.” Dieses Ziel sei gut mit einer Mischung aus Pfandbriefen und Unternehmensanleihen umsetzbar. “Der Trend im nächsten Jahr wird zu einfacheren Produkten gehen”, ist sich Templin sicher.