ANLAGEPRODUKTE

Kalendereffekte bringen Anlegern Mehrwert

Zertifikate verbriefen Strategien auf Saisonphänomene - Befriedigende Ergebnisse - Dax kann langfristig geschlagen werden

Kalendereffekte bringen Anlegern Mehrwert

Die Sommermonate und damit die statistisch schwächsten Börsenmonate des Jahres stehen unmittelbar bevor. Börsenweisheiten wie “Sell in May and go away” haben die Anleger schon häufig in dieser Marktphase vor Verlusten bewahrt. Mit Zertifikaten können Anleger Kalendereffekt-Strategien umsetzen.Von Armin Schmitz, FrankfurtGeldanlage ist eine Kunst. Institutionelle Investoren und Anleger versuchen, durch Prognosemethoden wie Fundamentalanalyse oder Charttechnik ihre Gewinnchancen zu verbessern. Auch mit Statistiken lassen sich eine Reihe von Regelmäßigkeiten an den Kapitalmärkten identifizieren, die sich für Anlagestrategien nutzen lassen. So wollen Analysten der Commerzbank aktuell herausgefunden haben, dass Adelshochzeiten wie die bevorstehende Vermählung des britischen Thronfolgers Prinz William und seiner Braut Kate die Börsen beflügeln. Eine aktuelle Aufstellung des Instituts weist darauf hin, dass in Jahren mit königlichen Hochzeiten der weltweit beachtete Börsenindikator Dow Jones Index um durchschnittlich 5 % gestiegen ist. Auch der Dax habe seit seinem Bestehen bei drei von vier Hochzeiten des Hochadels eine gute Performance gezeigt, so die Analysten. Sie weisen aber auch darauf hin, dass sich die Kurssteigerungen bei royalen Eheschließungen nicht automatisch einstellen. So musste der Dax 2002, als der niederländische Kronprinz Willem Alexander die Argentinierin Maxima heiratete, einen Verlust von 44 % hinnehmen.Aufgrund der recht dünnen Datenlage müssen die Korrelationen zwischen Adelshochzeit und Börsenentwicklung eher als zufallsbedingt interpretiert werden. Auf einem besseren Fundament stehen dagegen die Untersuchungen zu den Kalendereffekten an den Börsen. Vor der Tür stehen die Sommermonate und damit die statistisch schwächste Börsenphase des Jahres. Die alte Börsenweisheit “Sell in May and go away, stay away till St. Leger Day” (St. Leger Day = englisches Pferderennen Ende September) lassen sich statistisch über Jahrhunderte untermauern. Die Kursgewinne liegen nachweislich in den Monaten von November bis April höher als in der Zeit von Mai bis Oktober. Diesen Sommereffekt konnten Ben Jacobsen und Sven Bouman in einer ausführlichen Untersuchung in 36 von 37 Ländern nachweisen. An den Aktienmärkten in London trat dieser Kalendereffekt bereits in der Anfangszeit der ersten Aktiengesellschaften im 17. Jahrhundert auf. Der Performance-Unterschied ist sehr deutlich. Seit Mai 1945 sind die Aktien des S & P 500 zwischen November und April um mehr als 7 % gestiegen. Die Periode zwischen den Monaten Mai und November brachte in den vergangenen 60 Jahren lediglich 1,5 % Gewinn. Ähnliche Zahlen finden sich auch für den deutschen Aktienmarkt. Beide Länder haben gemeinsam, dass die Sommermonate August und September die schwächsten Börsenmonate des Jahres sind. Leider gilt diese Beobachtung allerdings nicht immer. Geschätzte ZuverlässigkeitMöglicherweise wird in den kommenden Monaten der Sommereffekt vom sogenannten US-Präsidentschaftszyklus überlagert. Es ist das dritte Amtsjahr von Präsident Barack Obama. Entsprechend dem Presidential Stock Cycle gilt diese Periode als das beste Börsenjahr einer Amtsperiode. Der Präsidentschaftszyklus wird wegen seiner Zuverlässigkeit geschätzt. Statistiken von Global Macro Monitor weisen von 1955 bis 2003 eine durchschnittliche Performance im dritten Amtsjahr von 22,3 % nach. Recht zuverlässig ist auch der Januar-Effekt. Aufgrund des hohen Anlagebedarfs der Pensionsfonds und Versicherer kommt es zu Beginn des Jahres zu starken Kursgewinnen an den Aktienmärkten.Es gibt einige Anlagezertifikate, die Saisonstrategien mit Erfolg verbriefen. Das Daxplus Seasonal Strategy-Indexzertifikat der Royal Bank of Scotland (RBS) (NL0000196301) basiert auf einem von der Deutschen Börse berechneten Index. Ende Juli wird die Dax-Notierung eingefroren. Der Index pausiert dann im August und September. Mit dem ersten Handelstag im Oktober wird die Notierung wieder aufgenommen. Diese Strategie brachte dem Anleger in den zurückliegenden zwölf Monaten ein Plus von 17,9 %. Dabei wurde das Produkt vom Dax geschlagen, der um 19,4 % zulegte. Im Dreijahreszeitraum hat sich das Papier mit einem Plus von 9,9 % gegenüber 6,7 % allerdings besser geschlagen als der deutsche Leitindex.Beim Dax Best Season-Zertifikat der RBS (DE0005592828) startet die Messung der Dax-Performance mit dem letzten Handelstag im Oktober. Ab dem letzten Handelstag im Juli macht der Index eine Investmentpause von drei Monaten. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Das Produkt erzielte im Zwölfmonatszeitraum eine Rendite von 13,1 %. Über drei Jahre konnte sich das Zertifikat mit einem Gewinn von 23 % deutlich besser als der Dax entwickeln.Bereits im Jahr 1976 beschrieb Norman G. Fosback in seinem Buch “Stock Market Logic”, dass sich die Märkte besonders an den letzten Handelstagen zum Monatsende und den ersten vier Tagen des Folgemonats überdurchschnittlich positiv entwickeln. Auch vor Feiertagen ist dieser Effekt nachzuweisen. Bei dem RBS-Zertifikat auf den Alpha Deutschland Index (NL0000050656) ist das Kapital nur an Tagen, die statistisch eine Outperformance erzielen, im Markt investiert. An den übrigen Tagen wird das Kapital im Geldmarkt geparkt. Mit einer Wertsteigerung von 17,1 % über drei Jahre konnte das Produkt den Dax deutlich schlagen. Über den Fünfjahreszeitraum übertrumpfte das Produkt mit einer Performance von 32,5 % den Dax um rund 12 Prozentpunkte.