Asset Management

Kapitalanleger der Öffentlichen marschieren voraus

Fünftgrößter Asset Manager in der deutschen Assekuranz entstanden - Portfolio von 38 Mrd. Euro - Ausbau des Immobilienbestands

Kapitalanleger der Öffentlichen marschieren voraus

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Die Konsolidierung unter den öffentlichen Versicherern kommt langsam voran. Plakatives Beispiel ist die Gründung des fünftgrößten Asset Managers in der deutschen Assekuranz. Zum 1. Januar 2007 ist die mit dem wenig fantasievollen Namen Versicherungs-Asset Management GmbH (VersAM) ausgestattete Gesellschaft an den Start gegangen. Der Sprecher der Geschäftsführung, Ulrich Lingner, hat sich einiges vorgenommen. Er kann sich das neue Unternehmen durchaus als Keimzelle für eine bundesweite Vermögensverwaltung der öffentlichen Versicherer vorstellen. “Die VersAM ist so aufgebaut, dass sie Dienstleister in noch größerem Rahmen sein könnte, wenn die Konsolidierung weiterginge”, sagte der Kapitalanlageprofi der Börsen-Zeitung. Profis gesuchtNoch sind die Öffentlichen davon jedoch ein ganzes Stück entfernt. Die VersAM solle jetzt erst einmal richtig zum Laufen gebracht werden, warnt Lingner vor zu hohen Erwartungen. Elf Leute sucht er derzeit noch, um sein Team von 70 Experten vervollständigen zu können. So gibt es aktuell noch keine konkreten Gespräche, weitere Partner ins Boot zu holen. Dennoch: Mit der Bündelung ihres Asset Managements und ihrer IT haben Provinzial Nordwest und SV SparkassenVersicherung der behäbigen Gruppe der öffentlichen Versicherer in Deutschland, die vereint den zweitgrößten Erstversicherungskonzern der Republik stellen würden, einen Weg aufgezeigt, wie eine engere Zusammenarbeit auch ohne Fusion funktionieren könnte.Die junge VersAM mit Sitz in Münster verwaltet die gesamten Kapitalanlagen der Nummer zwei und drei des öffentlichen Versicherungssektors, der Provinzial Nordwest und der SV SparkassenVersicherung. Das Volumen von rund 38 Mrd. Euro umfasst mehr als 40 % der gesamten Kapitalanlagen der 16 öffentlich-rechtlichen Versicherer in Deutschland. Acht Einzelgesellschaften – drei aus Süddeutschland, fünf von der Provinzial Nordwest – zählt Lingner zu seinen Mandanten. Für die Kleinen wie die Hamburger Feuerkasse, die nur wenige hundert Mill. Euro mitbringen, lohnt sich laut Lingner die Einbindung in die VersAM wegen der größeren und diversifizierteren Anlagemöglichkeiten. Für die Größeren wie die Provinzial Nordwest Leben, die allein über 17 Mrd. Euro an Assets mitbringt, steht die Effizienz im Vordergrund. Die Bündelung der Kapitalanlagen aus Münster, Stuttgart und Kiel ermögliche eine effizientere Bearbeitung der Standard-Anlageformen wie europäische Zinstitel und europäische Aktien, erläutert der VersAM-Chef. Die frei werdenden Kapazitäten könnten genutzt werden, um Know-how-intensivere Gebiete zu bearbeiten. Dazu gehört unter anderem der Bereich quantitative Funktionen – laut Lingner eine Werkstatt für Produkte, in denen Aktien so mit Derivaten kombiniert werden, dass sie genau der Risikotragfähigkeit des Mandanten entsprechen.Punkten will er auch mit weiteren Spezialisierungen: “Wir brauchen Sub-Assetklassen, in denen wir besonders gut sind, um quasi auch die Kirsche auf dem Eis anbieten zu können”, erläuterte Lingner. Als Beispiele nennt er die Anlageformen Private Equity, Projektentwicklungen und internationale Immobilien. Liebe zur Assetklasse BetonDas Private-Equity-Volumen von derzeit 1 % der gesamten Assets ist zwar nicht außergewöhnlich hoch, doch Lingner verweist auf die langjährige Erfahrung in dieser Klasse. So sei die Westfälische Provinzial hier schon seit mehr als zehn Jahren aktiv. Die VersAM investiert ausschließlich über meist US-dominierte Fonds, in Deutschland läuft die Zusammenarbeit mit Hannover Finanz.Für Immobilien hat Lingner noch mehr übrig: “Immobilien sind in bestem Sinne Beton für jedes Portfolio”, findet er und ist mit der aktuellen Quote von 7,4 % noch nicht zufrieden. Mit der VersAM will er sich wie viele andere deutsche Versicherer derzeit auch zunehmend im Ausland engagieren. Im vergangenen Jahr sei ein deutsches Portfolio hauptsächlich mit Wohnungen für rund 50 Mill. Euro an einen britischen Investor verkauft worden, weitere 200 Mill. Euro im Bestand würden auf eine Veräußerung hin überprüft.Ein Spezialthema von Lingner sind Projektentwicklungen. Hier will er mit der VersAM noch mehr investieren, da so die gesamte Wertschöpfungskette im Immobilienmarkt abgedeckt werden könne. Operativ tätiger Partner ist die am Niederrhein beheimatete Frankonia Eurobau, die kürzlich mit dem Kauf der zum Teil denkmalgeschützten Gerling-Firmenzentrale Schlagzeilen gemacht hatte. Viel Geld bei S-FinanzgruppeIn anderen Assetklassen arbeiten Lingner und seine Leute traditionell noch immer gern mit dem öffentlichen Bankensektor zusammen. Partner aus der Sparkassen-Finanzgruppe haben gut 50 % der Kapitalanlagen in Einzelmandaten unter Verwaltung. Doch auch die müssten sich dem Wettbewerb stellen, betont Lingner.