Kapitalanlage

Kleine Teilchen mit großer Wirkung

Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie - Fonds und Zertifikate diversifizieren Risiken

Kleine Teilchen mit großer Wirkung

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Nanotechnologie ist auf dem Weg, sich zu einer der wichtigsten Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts zu entwickeln. Der Begriff “nánnos” kommt aus der griechischen Nomenklatur und bedeutet “Zwerg”. Im Grund befasst sich die Nanotechnologie mit Stoffen, die nicht mehr als ein Millionstel eines Meters groß sind. Damit kommt man in die Größenordnung von Atomen und Molekülen. Bei der Nanotechnologie geht es also um Verfahren, die eine Veränderung der kleinsten Bausteine ermöglichen. Die Forschung zieht sich durch alle wissenschaftlichen Bereiche. Die neuen Strukturen haben in diesem Größenbereich andere Eigenschaften als zuvor. Die Forschungsergebnisse haben zahlreiche neue Anwendungsgebiete in der Elektronik, der IT-Branche, der Automobiltechnik und auch der Medizin hervorgebracht. Nach einer Studie der Deutschen Bank beträgt das Marktvolumen von Nanotechprodukten aktuell etwa 100 Mrd. Dollar. Das zukünftige Wachstumspotenzial ist riesig. Studien prognostizieren für das Jahr 2015 durchschnittlich ein weltweites Marktvolumen für Nanoprodukte von 1 500 Mrd. Dollar. Bereits ein BörsenthemaObwohl die Technologie noch am Anfang ihrer Entwicklung steckt, ist die Nanotechnologie bereits jetzt ein Börsenthema. Doch der Markt ist recht unübersichtlich. Derzeit gibt es etwa 300 börsennotierte Unternehmen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Dabei wird unterschieden zwischen Unternehmen, die durch Forschung und Entwicklung neue Produkte oder Verfahrenstechniken herstellen, und Firmen, die Ausrüstungen für das Arbeiten im Nanobereich herstellen. Daneben gibt es die großen multinationalen Unternehmen, die sich innerhalb des Konzerns mit nanotechnologischen Anwendungen auseinander setzen. Darunter befinden sich auch Konzerne wie IBM, Merck KGaA oder Infineon. Neben den 50 Großkonzernen tummeln sich allerdings in diesem Gebiet hauptsächlich kleine und mittlere Firmen wie beispielsweise die über eine Wandelanleihe an der Börse notierte EPG , Engineered Nanoproducts Germany. Hauptgeschäftsfeld der Saarbrücker ist das Metal Coating, also die Beschichtung von Metallflächen. Größter Umsatzträger ist die Beschichtung von Bügeleisen. Dem Vernehmen nach finden derzeit Gespräche mit verschiedenen Automobilherstellern statt, die einen Bedarf sehen, rostanfällige Fahrzeugteile zu versiegeln. Fantasie bringt auch das Geschäftsfeld Ölfördertechnik, wobei kleinste keramische Kugeln das Verstopfen der Ölförderrohre verhindern. Ein Börsengang der EPG könnte in den nächsten zwölf Monaten erfolgen. Backöfen beschichten ITN Nanovation, deren Börsengang verschoben wurde, entwickelt Keramik-Nanopartikel für die Beschichtung von Backöfen und Brennöfen sowie Wärme-Tauschrohren von Heizkraftwerken. Nanofocus ist ein Nanotechnologie-Ausrüster, der Instrumente zur optischen 3D-Oberflächenanalyse im Nanometerbereich anbietet. Kunden sind Forschung und Industrieunternehmen wie DaimlerChrysler, Infineon oder Philips. Der Umsatz lag 2005 bei 3,1 Mill. Euro, unverändert im Vergleich zum Vorjahr. Das Jahresergebnis lag bei einem Verlust von 0,5 Mill. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr ist die Firmenleitung optimistisch, da die Auftragseingänge deutlich über denen des Vorjahres liegen. Bio-Gate beschichtet Materialien und Oberflächen mit mikro- und nanoskaligem Silber, was gegen Bakterien, Pilze und andere Krankheitserreger schützt. Das Verfahren wurde in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Gesellschaft entwickelt, die auch Anteile an dem Unternehmen besitzt. Die Materialien finden Anwendung in Cremes, Farben und Lacken sowie der Zahnmedizin. Die antimikrobiellen Lacksysteme werden auch im Inneren der Maschinen des Flugzeugbauers Airbus verwendet. Zu den größeren ausländischen Nanotechunternehmen gehören Flamel Technologies, ein französisches Unternehmen, dass an der Nasdaq gelistet ist. Es entwickelt Drug Delivery Platforms auf Polymer-Basis, also Hüllen aus Nanopartikeln, die die Medikamente im Körper transportieren. Der Umsatz betrug 2005 knapp 24 Mill. Dollar. Kursfantasie bringen die Plattformen Medusa und Micropump. Das sind Trägerkonstruktionen für Medikamentenmoleküle. Für 2006 wird ein Umsatzanstieg auf 40 Mill. Dollar erwartet. Nach den Höchstkursen der Nanotech-Aktien im ersten Quartal haben die Werte deutliche Kurseinbußen erlitten. Das Kursverhalten ähnelt dem der Biotech-Titel Ende der neunziger Jahre. Eine Investition in Einzeltitel ist mit hohen Risiken verbunden, so dass in erster Linie Fonds oder Zertifikate zu empfehlen sind. Sie diversifizieren die Risiken über ein größeres Portfolio an Titeln. In einem positiven Börsenumfeld sollten sich auch diese Produkte kräftig erholen.