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Kohle scheffeln mit Kohle

Wetterkapriolen führen zu Versorgungsengpässen - Rekordpreis füllt die Kassen der Minengesellschaften

Kohle scheffeln mit Kohle

Von Armin Schmitz, Frankfurt Der Kohlepreis hat in der vergangenen Woche in Australien einen Rekordstand von 100 Dollar je Tonne erreicht. Die Schneestürme in China, die Rationierungen von Strom in Südafrika und die Überschwemmungen im australischen Queensland haben zu erheblichen Produktionseinschränkungen geführt. Allein der Preis für Kohle, die für Elektrizitätswerke bestimmt ist, stieg gemessen am Global Coal Newc Index in der letzten Januarwoche um 25 % auf 116 Dollar je Tonne. Der Preis verteuerte sich im vergangenen Jahr gar um 73 %. Der Trend sollte sich fortsetzen. Neben den Wettereinflüssen sorgen vor allem die Engpässe an Transportmitteln in China und Australien für Versorgungsprobleme. Auf der anderen Seite steigt der Energieverbrauch vor allem in China stark an. Da dort die Elektrizität zu mehr als 70 % aus Kohlekraftwerken stammt, wird in einem immer stärkeren Maße der fossile Brennstoff verfeuert. China stellte Ende Januar wegen der Versorgungsengpässe seine Kohleexporte ein. Es wird erwartet, dass dieser Zustand mindestens zwei Monate andauern wird. Gleichzeitig ist das Land allerdings mit einem Anteil von 38 % der größte Kohleproduzent. Die Analysten von Macquarie gehen davon aus, dass China wegen der Versorgungsengpässe die eigenen Exportquoten für Kohle 2008 deutlich senken wird. Damit wird das Land zum Nettoimporteur. Anheben der PrognoseEine Reihe von Analysten haben daraufhin ihre Prognosen angehoben. Die UBS erwartet für Koks einen durchschnittlichen Marktpreis von 170 Dollar pro Tonne für 2008 (bislang 145 Dollar). Für 2009 hob sie ihre Schätzungen von 135 Dollar auf 165 Dollar an. Von den Versorgungsengpässen profitiert die australische Centennial Coal, der größte unabhängige Kohleproduzent “Down Under”. Zwölf Kohleminen machen das Unternehmen zum größten Untertageproduzenten in New South Wales. Es liefert nach eigenen Angaben rund 47 % der Kohle für die Elektrizitätswerke in dieser Region. Das Geschäft boomt. Der Konsens der Analysten schätzt, dass sich der Gewinn pro Aktie innerhalb eines Jahres auf 0,09 Euro pro Aktie vervielfacht. Der Wert ist mit einem KGV von 24,8 nicht mehr preiswert, die Aktie befindet sich aber in einem steilen Aufwärtstrend. Der größte Kohleproduzent der USA, Peabody Energy, hat dagegen mit einem Gewinneinbruch von 80 % im vierten Quartal schwer enttäuscht. Das prognostizierte Ergebnis für das Gesamtjahr dürfte ebenfalls enttäuschen. Mit einem für 2008 geschätzten KGV von 20 sind die Papiere von Arch Coal wesentlich preiswerter. Dank der gestiegenen Kohlepreise konnte das Unternehmen die Märkte mit einem guten Ergebnis für das vierte Quartal überraschen. Für das laufende Geschäftsjahr 2008 rechnet der Konzern mit einem EPS-Ergebnis von 2,00 bis 2,50 Dollar (1,38 bis 1,72 Euro). Die Aktien chinesischer Kohleförderer haben auf die Nachricht über den Exportstopp zunächst einmal mit Kursabschlägen reagiert. Der sprunghaft gestiegene Kohlepreis sollte sich langfristig aber auch positiv in den Bilanzen niederschlagen. Die auch in den USA gelistete Yanzhou Coal Mining wird derzeit mit einem für 2008 geschätzten KGV von rund 13 recht günstig bewertet. Der prognostizierte Gewinn von 6,53 Dollar projiziert einen Gewinnanstieg von mehr als 29 % gegenüber dem Vorjahr. Vorteilhaft ist die hohe Qualität der geförderten Kohle. Der niedrige Schwefelgehalt fordert ein Aufgeld gegenüber den gewöhnlichen Produkten. Wegen der geringen Entfernung der Minen zu den Konsumenten sind die Transportkosten sehr gering. Für Investoren, denen die Auswahl der aussichtsreichen Aktien zu riskant ist, gibt es das World Coal Index-Zertifikat der ABN Amro (NL0000725257), mit dem Anleger in ein Portfolio von 15 Kohleproduzenten investieren können. Auf Jahresfrist verteuerte sich das Produkt um knapp 67 %.