"Krise wertet aktiven Fondsmanager auf"
– Frau Kissner, Dividendenstrategien sind wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten bei den Anlegern auf ein verstärktes Interesse gestoßen. Reicht es wie bei der Dogs-of-the-Dow-Strategie einfach, die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite auszusuchen und auf einen Anstieg zu warten?Man muss klar differenzieren. In der Zeit vor der Finanzkrise konnten Anleger mit einer einfachen Dividendenstrategie, zum Beispiel mit passiven Produkten auf einen High-Dividend-Index, eine attraktive Performance erzielen. Doch dies hat sich seit 2008 grundlegend geändert. Zu diesem Zeitpunkt waren Finanzwerte der Sektor mit den größten Dividendenzahlern und somit in passiven Indizes stark übergewichtet. Anleger erlitten dadurch teils hohe Verluste. Deshalb ist es in der heutigen Zeit wichtig, nicht nur auf die Höhe der Dividenden zu schauen, sondern auch deren Nachhaltigkeit und das künftige Wachstum zu hinterfragen. Die Krise hat so den aktiven Fondsmanager, der die Unternehmen analysiert, deutlich aufgewertet.- Der DWS Top Dividende hat jüngst ein Allzeithoch erzielt. Nach welchen Kriterien suchen Sie die Aktien für Ihren Fonds aus?Wir verfolgen einen zweistufigen Investmentprozess. Im ersten quantitativen Schritt filtern wir aus dem Anlageuniversum Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite und hoher Ausschüttungsquote und einem attraktiven Dividendenwachstum heraus. Aus dieser Hitliste analysieren wir im zweiten Schritt die Fundamentaldaten, die Ertragsaussichten sowie die Stabilität der Ausschüttungen. Hinzu kommen weiche Faktoren wie Qualität des Managements und Dividendenpolitik des Unternehmens.- Welchen Vorteil hat das aktive Management gegenüber dem rein passiven Ansatz bei den Exchange Traded Funds auf Dividendenindizes?Der aktive Managementansatz hat den Vorteil, dass in die Bewertung der Unternehmen einen qualitative Komponente mit einfließt. Der Fondsmanager nimmt Kontakt zum Unternehmen auf und analysiert Unternehmensdaten. Dabei wird in unserem Hause strikt auf die Qualität der Unternehmen geachtet.- Funktioniert die Dividendenstrategie auch in anderen Phasen wie beispielsweise höherer Inflation gleich gut?Es gibt eine Reihe von Studien, die zeigen, dass die Dividendenstrategien in einem Umfeld von niedrigem Wachstum, wie wir es für die kommenden Jahre prognostizieren, und einer moderaten Inflation bis rund 5 % jährlich sehr gut funktionieren. Viele der Dividendentitel sind starke Marken, die als Anbieter häufig einen Preissetzungsspielraum haben und dadurch steigende Inputkosten größtenteils an die Kunden weiterreichen können.- Kann diese Strategie Verluste verhindern?Nein. Es handelt sich um ein reines Aktieninvestment, sodass natürlich das Risiko von Kursverlusten besteht. Aber Dividendenstrategien bieten ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil. In der Vergangenheit haben dividendenstarke Aktien rund ein Drittel der Verluste im fallenden Aktienmarkt abfedern können. Die Dividenden bilden eine Art “Puffer” vor Kursverlusten. Auch in Seitwärtsmärkten können dividendenstarke Aktien den Markt outperformen. Bei moderaten Aufwärtstrends macht das Portfolio aber den Kursanstieg fast eins zu eins mit. Nur in extremen Bullenmärkten hat die Dividendenstrategie Schwierigkeiten, den Kursen zu folgen.- Werden in dem Fonds Derivate genutzt, um Risiken zu hedgen?Es handelt sich beim DWS Top Dividende um ein reines Aktienportfolio. Es werden keine Derivate genutzt, um eine Währungsabsicherung vorzunehmen oder das Portfolio gegenüber Kursverlusten zu hedgen. Der Anleger kann bei diesem Fonds sicher sein, dass keine Derivate eingesetzt werden.—-Das Interview führte Armin Schmitz.