Kunst etabliert sich als alternative Asset-Klasse
per Frankfurt – Wie bei anderen Assetklassen auch spielen Indizes bei Kunst inzwischen eine wichtige Rolle. Eines der wichtigsten Marktbarometer ist der “Mei Moses World All Art Index”, der Auskunft über die Wertentwicklung von Kunstwerken gibt, die sie in Wiederholungsverkäufen erzielt haben. Er legte 2011 um 10,2 % zu. Jianping Mei und Michael Moses von der New Yorker Stern School of Business, die den Index zur Bewertung der Kunst entwickelt haben, weisen auf höhere Gewinne dieser Anlageklasse gegenüber anderen Assets hin. Ihren Berechnungen zufolge hat die Investition in Kunst seit 1955 einen Gewinn von mehr als 10 % pro Jahr erbracht. Kunst schaffte danach in den letzten zehn Jahren einen jährlichen durchschnittlichen Wertzuwachs von 7,8 %, der US-Aktienindex S & P 500 kam nur auf 2,7 %. Allerdings berücksichtigen die Wissenschaftler keine Transaktionskosten, Lagerungskosten oder Steuern und blenden die Tatsache aus, dass nicht alle Werke bei Auktionen einen Käufer finden. Außerdem beziehen sie in ihre Bewertung keine privaten Verkäufe ein, sondern nur die Ergebnisse der Auktionshäuser.Da bei dem Mei Moses Index Daten nur einmal im Jahr erhoben werden, ist in diesem Kontext die Auswertung der Indizes mit dem Ziel, aktuelle Trends zu erkennen, manchmal nicht unproblematisch. Man muss die Ergebnisse relativieren, auch wenn sie zweifellos ein wichtiger Indikator für Markttrends sind. Das Barometer und seine Subindizes zeigen für das Jahr 2011 starke Zuwächse, die weit über denen der anderen Anlageformen liegen: Traditionelle chinesische Kunst legte um 21 % zu, Impressionisten und Kunst der Moderne um 14 %, Kunst nach 1945 und zeitgenössische Kunst um 6 %, alte Meister und 19. Jahrhundert um 5 %. Der Wert von Werken lateinamerikanischer Kunst stieg um 16 %, derjenige amerikanischer Objekte um 13 %. Britische Kunst verzeichnete ein Plus von 6 %.Neben dem Mei Moses gibt es noch einen weiteren vielbeachteten Index: Artprice stellt mit ihrem “Art Market Confidence Index” ein weiteres Barometer für den Kunstmarkt zur Verfügung. Es liefert Hinweise darauf, dass es in der zweiten Hälfte des Jahres interessante Bewegungen gab. Das zweite Halbjahr war mit 6,3 Mrd. Dollar Umsatz die bislang dynamischste Zeitspanne auf dem Kunstmarkt überhaupt. Der Index fiel in der zweiten Jahreshälfte parallel zu den starken Verlusten im S & P 500 im August und September 2011 kräftig. Der Index erholte sich aber sehr schnell, dazu haben auch die Erfolge von Kunstmessen wie der Frieze und der Fiac beigetragen.Tutela Capital, ein Unternehmen, das analytische Daten und Investmentstrategien für den Kunstmarkt entwickelt, zeigt, dass sich mit Kunst im vergangenen Jahr eine Rendite von knapp 13 % erzielen ließ, verglichen mit 3,1 % für den S & P 500.Das optimale Portfolio für Kunstliebhaber sollte laut Tutela Capital eine starke Diversifizierung vorweisen, was die Risiken minimiert. Demnach sollte man den Schwerpunkt mit rund 73 % auf US-Staatsanleihen, Corporates und Credits legen. Kunst sollte im Portfolio mit 6 % einen höheren Stellenwert haben als US-Aktien aus dem S & P 500-Universum mit lediglich 4 %. Rund 12 % sollten auf Gold entfallen, der Rest auf Öl und andere Rohstoffe. Interessant ist, dass man in Kunst mehr investieren soll als in Aktien.Für Kunstinvestments spricht, dass sie kaum eine Korrelation zu anderen Assetklassen aufweisen. Tobias Braun, Fine-Art-Experte des britischen Spezialversicherers Hiscox, schätzt, dass sich Kunst 2012 als eine Anlagealternative weiter etabliert. Von der gegenwärtigen Unsicherheit an den Finanzmärkten werde der Kunstmarkt profitieren.