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Langfristiger Trend bei Windenergie intakt

Verfünffachung der Leistung erwartet - Analysten setzen auf die Turbinenhersteller Gamesa und Vestas

Langfristiger Trend bei Windenergie intakt

Von Frank Bremser, Frankfurt Gerade in Krisenzeiten suchen Anleger und Finanzexperten händeringend lohnende Investitionsziele – umso mehr, wenn der Aktienmarkt nur eine Richtung zu kennen scheint, nämlich abwärts. Eine der Branchen, die Analysten dabei entdeckt haben, ist die Windenergie.Denn trotz der durch die Finanzkrise entstehenden Investitionsunsicherheiten gelten die Rahmenbedingungen für die Branche immer noch als intakt. In den zurückliegenden drei Jahren hat sich aufgrund von Regierungssubventionen, relativ niedrigen Kosten und großer Verfügbarkeit des “Grundstoffes” Wind die weltweit errichtete Kapazität verdoppelt, sodass sie nun 1,4 % des weltweiten Elektrizitätsverbrauchs abdeckt. Analysten wie Stephan Lingau von der österreichischen Ersten Bank erwarten, dass sich die installierte Leistung bis zum Jahr 2020 auf dann 600 Gigawatt verfünffacht. Seiner Einschätzung nach werden in den kommenden Jahren 40 Mrd. Euro Umsatz p. a. in diesem Bereich generiert werden, womit die Windkraft in Relation zu anderen erneuerbaren Energiequellen die Spitzenposition einnehmen wird. Dennoch wird sich die Branche nicht ganz der weltweiten Rezession entziehen können. Make Consulting, ein Anbieter von Windmarktanalysen, schätzte im Dezember 2008 den Rückgang neuer Installationen für 2009 mit 7 % ein. Die ohne Rezession erwarteten Neuinstallationen 2009 und 2010 wurden um 10 % nach unten korrigiert, um die Finanzierungsprobleme in der Branche zu reflektieren. Zukunftsmarkt USALingau glaubt jedoch, dass der längerfristige Wachstumstrend bestehen bleibt und der Zuwachs eventuell – wie in den vergangenen Jahren häufig der Fall – sogar oberhalb der Erwartungen liegen könnte. So lagen die Schätzungen der weltweit installierten Kapazität der Internationalen Energiagentur aus dem Jahr 2002 etwa 50 % unter der tatsächlich erstellten Kapazität im Jahr 2007. Als Zukunftsmärkte gelten China und die USA. Profiteure der Begeisterung sind etwa Turbinenproduzenten oder Windpark-Betreiber, von denen viele börsennotiert sind. Eine Möglichkeit für Anleger, in diesen interessanten Bereich zu investieren, sind geschlossene Fonds. Es gibt einen kaum zu überblickenden Dschungel an Anbietern, die mit dem eingesammelten Geld einzelne Windkraftanlagen oder ganze Windparks in die Landschaft stellen. Die Beteiligung ist schon mit kleinen Summen möglich, nach oben gibt es keine Grenze. Wer jedoch das Risiko der festen Kapitalbindung scheut, kann sich auch auf Unternehmensaktien konzentrieren, wie etwa die des dänische Turbinenhersteller Vestas Wind Systems, des weltgrößten Herstellers in diesem Segment. Analysten bezeichnen die Aktie als sehr aussichtsreich, auch da sie derzeit mit einem deutlichen Abschlag zu Konkurrenzfirmen bewertet wird. Ähnliches gilt für die Nummer 2 in diesem Bereich, die spanische Gamesa. Deren Vorteil ist, dass sie bereits stark in den Wachstumsmärkten China und USA vertreten ist und langfristige Verträge mit dem spanischen Versorger und Windparkbetreiber Iberdrola Renovables geschlossen hat. Starke PositionEbenjene Iberdrola Renovables gilt ebenfalls als sehr interessant. Vorteil des spanischen Unternehmens ist seine starke Position in den USA, wo der Konzern bereits jetzt 26 % seines Umsatzes erzielt. Die deutsche Nordex ist ebenfalls ein Favorit der Analysten. Das Unternehmen aus Rostock hat erst kürzlich einen Großauftrag aus Irland und Schottland an Land gezogen, dessen Volumen auf gut 55 Mill. Euro geschätzt wird. Wer das Einzelinvestment scheut, kann auch auf Produkte der Zertifikateindustrie zurückgreifen. So gibt es Zertifikate auf den S-BOX Global Wind Performance-Index, unter anderem von der Deutschen Bank (WKN: DB1WND). Dieser bildet die Kursentwicklung der zwölf größten Unternehmen aus der Windenergiebranche ab. Die Indexmitglieder sind nach Marktkapitalisierung gewichtet, wobei ein Mindestgewicht von 2 % und eine Gewichtungsbeschränkung von 20 % gelten. Der Index wird halbjährlich angepasst und als Performance-Index in Euro berechnet. In dem Index sind unter anderem die dänische Vestas Wind und die deutschen Unternehmen Nordex und Plambeck Neue Energien enthalten. Ein ähnlicher Index ist der European Renewable Energy Index ERIX, der die Entwicklung der zehn führenden europäischen börsennotierten Unternehmen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien abbildet. Auf den ERIX bietet unter anderem die Société Générale ein Open-End-Index-Zertifikat an (WKN SG1ERX). Reine Windkraftfonds gibt es indes nicht. Jedoch sind in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Fonds aufgelegt worden, die sich auf regenerative Energien fokussieren, so z. B. der MLIIF New Energy von Merrill Lynch (WKN: 630940) und der KBC Eco Fund Alternative Energy (WKN: A0JJ51).