INVESTMENTFONDS

Langzeitanleger im Nachteil

Zu- und Abflüsse belasten durch Finanztransaktionssteuer Fondsperformance

Langzeitanleger im Nachteil

Die geplante Finanztransaktionssteuer steht in der Kritik. Vor allem Langfristanleger und Altersvorsorgesparer werden von der Steuer belastet. Darauf weist der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hin. Morningstar und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) zeigen nun in einer Analyse, dass die Performance der Fonds nicht nur durch die Portfolio-Umschichtungen, sondern auch durch die Zu- und Abflüsse von Anlegergeldern belastet wird.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Finanztransaktionssteuer ist umstritten. Dennoch will sie Deutschland zusammen mit anderen Staaten einführen. Ziele der Finanztransaktionssteuer sind die Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten der Krise sowie die Reduzierung als unerwünscht empfundener Finanzmarkttransaktionen wie beispielsweise des Hochfrequenzhandels. Geht es nach dem Vorschlag der EU-Kommission, müssten Käufer und Verkäufer beim Aktienhandel jeweils eine Steuer in Höhe von 0,1 % zahlen, bei Termingeschäften 0,01 %. Der BVI warnt, dass die Finanztransaktionssteuer vor allem langfristig agierende Altervorsorgesparer belastet wird (vgl. BZ vom 29. Juni).Für Langzeitanleger von Investmentfonds hat die Einführung der Kapitalverkehrsteuer auch nach Ansicht der Ratingagentur Morningstar erhebliche Auswirkungen. Dabei werden Fonds mit einem hohen Transaktionsvolumen besonders stark von der Steuer betroffen. Darunter leidet der Anleger, denn sie stellt eine weitere Komponente der Transaktionskosten dar, so Morningstar. Diese kann nicht unerheblich sein, denn nach einer Analyse der Ratingagentur wiesen beispielsweise Aktienfonds mit Vertriebszulassung in Deutschland in den vergangenen drei Jahren im Durchschnitt eine Umschlaghäufigkeit zwischen 100 und 130 % auf. Sehr aktive Fonds kamen sogar auf eine Frequenz von 500 %. Morningstar erwartet, dass die Fonds, die ihr Portfolio fünf- oder zehnmal pro Jahr vollständig umschichten wollen, die nicht unerheblichen Kosten auf ihre Anleger abwälzen werden.Die Analysten weisen ferner darauf hin, dass sich ein hohes Transaktionsvolumen auf Anlegerebene, also hohe Zu- und Abflüsse, zusätzlich unter Finanztransaktionssteuer-Bedingungen negativ auf die Performance von Fonds auswirkt. Um dies zu zeigen, hat Morningstar mit Unterstützung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PWC) Musterrechnungen vorgenommen. Dabei zeigt sich, dass ein Anleger, der zum Jahresanfang 2013 einen Fondsanteil eines fiktiven Wertpapierfonds mit einem Wert von 100 Euro besitzt und ihn über zwölf Monate hält, am Ende nichts verdient hat. Dabei wird unterstellt, dass in diesem Einjahreszeitraum wiederholt andere Anleger in den Fonds ein- und aussteigen. Am Ende des Jahres haben alle anderen Anleger ihre Anteile verkauft – mit Ausnahme des Langfristanlegers. Im Fonds selbst finden keine Transaktionen mit Ausnahme derer statt, die durch die Zu- und Abflüsse ausgelöst werden. Transaktion löst Aktivität ausBei der Annahme, dass der statisch gemanagte Fonds im Jahr 2013 eine Rendite von 5 % erwirtschaftet, muss der Erstanleger sogar Verluste hinnehmen. Gemäß der Modellrechnung notiert der Fondspreis am Ende des Jahres 2013 nicht bei 105 Euro, sondern bei 99,79 Euro. “Auch wenn der Fonds in unserem Beispiel keine aktive Handelsstrategie verfolgt, wird er von der Finanztransaktionssteuer stark getroffen, denn mit jedem Zufluss muss der Fonds Wertpapiere kaufen und mit jedem Abfluss grundsätzlich Wertpapiere verkaufen. Dann wird jedes Mal die Finanztransaktionssteuer fällig”, sagt Markus Hammer, Partner bei PWC und zuständig für die Geschäftssparte Asset Management.Entsprechend der Berechnung wären insbesondere die Langfristinvestoren die Verlierer dieser Steuer, so Morningstar. Denn mit jedem Einstieg eines Neuinvestors zahlt der Bestandsinvestor die Steuer mit, da der Fonds nach jedem Zufluss am Markt Wertpapiere oder andere Finanzinstrumente kauft. Die Analysten weisen daraufhin, dass der Altanleger unter jedem Verkauf von Fondsanteilen durch die anderen Investoren leidet. Denn wird ein Fondsanteil zurückgegeben, muss der Fonds einen Verkauf am Markt vornehmen, der die Steuer auslöst. Diese wird nur von den verbliebenen Anlegern im Fonds gezahlt.Selbst wenn es sich um eine idealisierte Musterrechnung handelt, zeigt sie doch, dass der Anleger unter der Finanztransaktionssteuer künftig auf Produkte achten muss, die ihr Portfolio nur selten umschichten, sowie auf die Zu- und Abflüsse des Fonds. Das dürfte die meisten Anleger überfordern, so Morningstar. Die Anbieter werden daher motiviert sein, die Langfristanleger zu schützen.Die Fondsgesellschaften sehen im Wesentlichen drei Möglichkeiten: die Anteilsscheinrückgabe auszusetzen, Swing Pricing oder Verwässerungsgebühren einzuführen. Beim sogenannten Swing Pricing stellt der Anbieter bei Transaktionen auf Anlegerebene den Investoren die Handelskosten in Rechnung, die diese verursachen. Beim Swing Pricing handelt sich dabei um ein für die Fondsgesellschaft aufwendiges Schätzverfahren. Das kann Langfristanlegern einen gewissen Schutz bieten. Nachteilig ist allerdings, so Morningstar, dass der Nettoinventarwert des Fonds, also der um den Swing-Effekt bereinigte Fondspreis, für Anleger intransparenter wird.