Leveraged Buy-outs sind ein neuer Trend in Japan
Lovells hat die Softbank bei der Akquisition von Vodafone Japan beraten. Der Deal gilt als das bislang größte Leveraged Buy-out (LBO) in Nippon mit einem Transaktionsvolumen von 1,8 Bill. Yen oder 8,9 Mrd. Pfund. Im Interview äußert sich Tim Lester, Managing Partner des Büros der Kanzlei in Tokio und verantwortlich für die Capital-Markets-Praxis in Asien, zur weiteren Entwicklung des LBO-Marktes in Japan. – Herr Lester, Sie haben Softbank bei der Übernahme von Vodafone Japan beraten. Was war das Besondere an diesem Deal? Neben der reinen Größe, der Kaufpreis war umgerechnet 16,4 Mrd. Dollar, war es die Kürze der Zeit, in der wir die Transaktion abschließen konnten. Vom Anfang bis zum Closing haben wir nur acht Wochen benötigt. Die übliche Zeit wären acht oder zwölf Monate gewesen. In dieser kurzen Zeit erarbeiteten wir das Übernahmeangebot, benötigten nur drei Wochen für eine komplette Dokumentation und arbeiteten sehr eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen. – In welchem Rechtsrahmen bewegte sich die Transaktion? Der Kauf wurde nach japanischem Recht abgeschlossen, aber er entsprach internationaler Best Practice. Den größten Teil der Dokumentation konnten wir den Behörden sogar in englischer Sprache einreichen. Der Deal ging an die Grenzen des japanischen Banking-Markts. Es war zum Beispiel das erste Mal, dass japanische Banken ein bei Leveraged-Akquisitionen in England übliches “Certain Funds”-Konzept akzeptierten. – Wie unterscheidet sich der japanische M & A Markt von anderen Transaktionsmärkten? Es existiert das Vorurteil, dass Japan sich nur langsam entwickelt. Je mehr sich die Japaner an zeitgemäße Instrumente gewöhnen, desto schneller werden sie. Auch der Softbank-Stil ist dafür verantwortlich: Finde eine gute Gelegenheit, und nutze den Vorteil. Leveraged Buy-outs sind ein entstehender Trend in Japan, der sich in den vergangenen drei bis fünf Jahren entwickelt hat. Heute sehen wir eine ansteigende Anzahl von ausländischen Käufern, auch Venture-Capital- oder Private- Equity-Firmen. Zudem werden mehr Unternehmen als Targets interessant, da sich die Bilanzen jetzt durch Restrukturierungen und die positive Wirtschaftslage verbessert haben. Es gibt hier viele unterbewertete Unternehmen. Hinzu kommen neue Gesetze, die Cross-Border-Aktivitäten verstärken werden. – Hält die Entwicklung des japanischen Kapitalmarktrechts mit dieser Dynamik Schritt?Übernahmen waren schwierig, weil es bisher keine Squeeze-out-Optionen für Mehrheitsgesellschafter gab. Ab 1. Mai 2007 wird es einfacher, wenn die entsprechenden Paragraphen in Kraft treten. Außerdem wird der grenzübergreifende Aktientausch zur Finanzierung von Akquisitionen eingeführt. Die Regierung hat dieses Instrument im Zuge des Übernahmeversuchs von Livedoor durch den Fernsehsender Fuji verschoben. Ich denke aber nicht, dass die Regierung die Einführung noch einmal verschieben wird, da sie das Ziel hat, Direktinvestitionen zu steigern. – Werden LBOs künftig eine größere Rolle spielen?Leveraged Buy-outs sind in Japan relativ neu. Seit 1998 gab es nur drei größere Fälle. Mit 2 Mrd. Dollar war ihr Wert aber noch gering. Dagegen war der Softbank-Deal groß. Das zeigt, dass sich japanische Banken immer leichter mit “dept financed”- Akquisitionen tun. Hinzu kommen ökonomische Anreize. Sie können bei LBOs mehr Geld an den Gebühren und Zinsen verdienen als bei syndizierten Krediten. LBOs erzeugen Profite von 150 bis 300 Basispunkten, syndizierte Kredite höchstens 50 Basispunkte. – Also wird sich der Markt weiter öffnen?Sicher! Daran ändert auch der verstärkte Einsatz von Verteidigungsmaßnahmen zur Verhinderung von feindlichen Übernahmen nichts, die verschiedene Targets ergriffen haben. Einige dieser Instrumente wurden auch durch Gerichte widerrufen. – Der Markt gilt gleichwohl noch als problematisch . . . Der M & A-Markt in Japan wird oft als schwieriger Markt gerade für ausländische Akteure bewertet, aufgrund der Struktur der Unternehmen. Equity-Fonds etwa sind hier in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt. Das wird sich ändern. Mittlerweile werden Equity-Fonds immer stärker von der Gesellschaft akzeptiert. Auch japanische Finanzinstitute legen Fonds auf. Die Bedeutung der Shareholder-Interessen wächst. Der positivste Aspekt der japanischen Gesetze ist aber, dass ein Deal wie Softbank-Vodafone überhaupt möglich ist.*) Tim Lester ist Managing Partner des Büros der internationalen Anwaltskanzlei Lovells in Tokio.Die Fragen stellte Sabine Wadewitz.