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Linker im Sturzflug

Kurseinbruch bei ETF auf inflationsgeschützte US-Bonds wie zuletzt 2008

Linker im Sturzflug

Die Notenbanken haben den Geldhahn weit aufgedreht. Doch der befürchtete Anstieg der Teuerungsraten ist bisher nicht eingetreten. Die Inflationsraten sind sogar auf dem Rückzug. Die Indexfonds auf inflationsgeschützte US-Anleihen befinden sich nun im Sturzflug: Der Markt preist derzeit die Inflation aus den Kursen heraus. Pessimisten verweisen darauf, dass eine vergleichbare Entwicklung vor den Marktturbulenzen im Krisenjahr 2008 zu beobachten war.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Währungshüter in den USA, Europa und Japan verfolgen eine extrem lockere Geldpolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln und den Finanzsektor zu unterstützen. Aus Sicht vieler Anleger bedeutet das, dass eine Inflation unausweichlich ist. Doch aktuell deutet wenig auf einen starken Preisanstieg hin. Die Inflationsrate in Deutschland beträgt lediglich 1,2 %, in den USA liegt sie bei 1,1 %. Zwar sind die Kurse an den Aktienmärkten zuletzt stark gestiegen. Doch außerhalb des Kapitalmarkts ist das Zentralbankgeld nicht nachfragewirksam.Am Anleihemarkt ist nun eine bemerkenswerte Entwicklung zu beobachten. Die Akteure preisen derzeit die Inflation aus den Anleihepreisen aus. In den USA befinden sich die Kurse von inflationsgeschützten Anleihen, sogenannten Inflation-Linked Bonds (Linker), seit Anfang Mai im Sturzflug. Dies veranschaulicht der Barclays Tips Bond Index. Der Kursrückgang ist der größte Einbruch seit September 2008. Zwar befinden sich auch die Kurse am US-Anleihenmarkt im Rückwärtsgang. Doch die inflationsgeschützten Papiere sinken deutlich stärker als die klassischen US-Bonds. Mit anderen Worten: Die Inflationserwartungen fallen derzeit sehr schnell. Ein Inflationsschutz scheint für die professionellen Investoren nicht mehr notwendig.Unter dem Kurseinbruch leiden Indexfonds, die Linker abbilden. Der Exchange Traded Fund (ETF) auf den Barclays Capital USD Tips (DE000A0LGQF7) von iShares, der die Wertentwicklung des US Government Inflation-Linked Bond Index abbildet, musste in den vergangenen vier Wochen einen Verlust von 4 % hinnehmen. Auf Jahressicht gab der ETF somit um 2,2 % nach. Im Sog der US-Bonds verzeichnete der iShares Barclays Pound Index-Linked Gilts (IE00B1FZSD53) Verluste von etwas mehr als 4 % innerhalb von vier Wochen. Auf Sicht von zwölf Monaten bleibt den Anlegern allerdings noch ein Gewinn von 5,5 %. Aktuell ist die Situation in der Eurozone noch anders: Hier zeigten sich inflationsgeschützte Anleihen in den vergangenen Wochen stabil. Der ETF Euro MTS Inflation-Linked von Lyxor (FR0010174292), der die Entwicklung von inflationsgebundenen Staatsanleihen der Mitgliedstaaten der Eurozone durch eine Swap-Konstruktion abbildet, kam auf Sicht von einem Monat sogar auf einen Gewinn von 2,7 %. Das Produkt profitierte hier wohl von der Erholung italienischer Anleihen. Der Index enthält einen Anteil von 33 % dieser Gattung. Über zwölf Monate stieg der ETF um 12,9 %.Der iBoxx Global Inflation-Linked TR Index Hedged ETF (LU0290357929) von DB X-Trackers verbuchte seit Anfang Mai einen Gewinn von 1,3 %. Der abgebildete Index ist breit aufgestellt und enthält mehr als 100 Anleihen aus insgesamt neun Ländern. Der Schwerpunkt liegt auf amerikanischen, britischen und französischen Anleihen.Auch wenn eine Korrektur der inflationsgeschützten Anleihen in Europa noch nicht zu beobachten ist, sind auch die Kursrückgänge bei den Rohstoffwährungen eine Warnung vor einem möglichen Abschwung an den Aktienmärkten ähnlich dem im Jahr 2008. So verzeichnete der australische Dollar gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn Einbußen von rund 15 %. Auch der Rohstoffmarkt selbst neigt zur Schwäche und verbuchte im laufenden Jahr gemessen am S & P GSCI einen Verlust von knapp 4 % – möglicherweise ein weiterer Hinweis auf eine Abkühlung der weltweiten Konjunktur.