Investmentfonds

Long-Short-Strategie für unruhige Märkte

Klassischer Hedgefonds-Ansatz für den Privatanleger - In der Krise Verluste begrenzen

Long-Short-Strategie für unruhige Märkte

Von Frank Bremser, Frankfurt Ach, was waren das für schöne Zeiten, als das dem Anlageexperten André Kostolany zugeschriebene, oft zitierte Bonmot noch galt: Aktien kaufen, Schlafmittel nehmen und möglichst lange pausieren. Der Erfolg stellt sich dann mit der Zeit schon ein. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Die Finanzkrise hat vielen Anlegern gezeigt, dass sie mit dieser klassischen Anlagetechnik (Buy and Hold) nicht mehr sehr weit kommen. Angesichts der Entwicklung an den Finanzmärkten und der sehr hohen Volatilität scheint der Ansatz überholt. Und auch die klassische Absicherung über die Rohstoffmärkte funktioniert nicht mehr in dem Maße wie früher, weil Commodities derzeit häufig in die gleiche Richtung wie die Aktienmärkte gehen.Durch diese Entwicklung ist eine klassische Hedgefonds-Strategie in den Fokus der Anleger gerückt, die Long-Short-Strategie. Dabei wird mit einem Teil des Fondsvermögens auf steigende, mit einem anderen Teil zur Absicherung auf fallende Kurse gesetzt. Es sollen stabile risikoadjustierte Renditen erzielt werden, indem einerseits Aktien mit Wertsteigerungspotenzial gekauft werden und andererseits überbewertete Aktien leerverkauft werden. Grundsätzlich verkauft ein Investor bei einem Leerverkauf ein Wertpapier, das nicht direkt in seinem Besitz ist. Er setzt dabei auf fallende Kurse. Innerhalb eines festgesetzten Zeitraums muss er jedoch das entsprechende Papier liefern. Bei gedeckten Leerverkäufen beschafft sich der Anleger den gewünschten Titel vor dem Leerverkauf über eine Wertpapierleihe. Er leiht sich also die Aktien, hinterlegt dabei beim Verleiher den Gegenwert oder einen Teil des Gegenwerts in bar oder anderen Aktien und zahlt eine Leihgebühr. Sinkt der Preis bis Lieferdatum, kann er sich billiger wieder eindecken und die geliehenen Papiere zurückgeben. Die Differenz zwischen dem höheren Verkaufspreis und dem niedrigeren Rückkaufkurs abzüglich der Gebühr streicht der Investor als Gewinn ein.Long-Short-Fonds haben sich aus diesem Grund in der Krise bewährt, weil sie das Risiko reduziert und Verluste begrenzt haben. Inzwischen gibt es eine Vielzahl solcher Fondsprodukte in allen Assetklassen für den Privatinvestor. Bessere AbsicherungDie Experten der Credit Suisse haben diesen Sommer in einer Studie die Erfolge einer Long-Short-Strategie am Aktienmarkt beleuchtet. Demnach bringt dieser Ansatz dauerhaft angewandt mehr Rendite als der Long-Only-Ansatz. Dafür analysierte die Bank die Handlungen verschiedener Hedgefonds, die weltweit investieren, seit 1994. Dabei überzeugten die untersuchten Hedgefonds vor allem in unsicheren, also volatilen Marktphasen. Hauptgrund dafür ist neben der Aktienauswahl vor allem die besser Absicherung bei fallenden Kursen durch Eingehen von Short-Positionen zur Absicherung. So haben diese Produkte, gemessen am Dow Jones Credit Suisse Long-Short Equity Hedge Fund Index in schwierigen Marktphasen deutlich besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt (siehe Grafik).Dennoch hat diese doch recht erfreuliche Entwicklung viele Anleger sogar enttäuscht, weil sie mit dem falschen Ansatz an das Investment herangegangen waren, und dachten, auch im Abschwung Gewinne zu machen. Dies können jedoch Long-Short-Produkte nicht leisten, da die Short-Position in erster Linie eine Absicherung darstellt.Dennoch ist die erfreuliche Entwicklung dieser Produkte für die Emittenten und Verkäufer ein gutes Verkaufsargument. Denn bis die nächste Finanzmarktkrise kommt, ist es nur eine Frage der Zeit. Und diese wird wahrscheinlich noch heftiger ausfallen, als die jüngste, auch weil bis dahin die Zahl der Marktteilnehmern und die Summe des investierten Geldes wieder angewachsen sein wird, so dass es wiederum größere Risiken und größere Schwankungen geben wird.Die Produktauswahl bei Long-Short-Fonds ist derzeit ungeheuer vielfältig. Ein neues auf den Markt gekommenes Produkt über Hedgefondsmanager ist der Long/Short Europe der Man Group, der an der Performance von mehreren europäischen Single-Hedge-Fund-Managern der Long-Short-Equity-Strategie partizipiert. Dazu gehören auch Hedgefonds, die Privatanleger normalerweise nicht kaufen können oder dürfen. Der Schweizer Anbieter Pictet bietet Long/Short-Themeninvestments an, die LBBW Asset Management hat zu Jahresbeginn mit dem “LBBW Rohstoffe 2 LS” den ersten in Deutschland aufgelegten Long-Short-Rohstoff-Fonds gestartet, aber nur für institutionelle Investoren.