Luxus-Kreditkarten bieten das gewisse Etwas
Von Peter Jobst Sorglos reisen, Upgrades genießen und im angesagten Restaurant feiern – das alles versprechen neuartige Plastikkarten, ausgegeben von Emittenten wie American Express oder der Deutschen Bank: Sogenannte Luxus-Kreditkarten werden auch am deutschen Markt heimisch.Man staunt zunächst nicht schlecht, wenn American Express zum Test der “Centurion Card” einlädt. Denn die Vorteile klingen vielversprechend: Die in edlem Schwarz gehaltene Karte verspricht nicht nur ein umfangreiches Versicherungspaket, angefangen von der klassischen Reisegepäck-Police bis hin zu Spezialversicherungen, die etwa bei mangelndem Schnee im Wintersport-Urlaub zahlt oder im Falle einer Entführung Leistungen erbringt. Ermöglichen soll sie aber auch vieles, was ohne entsprechende Kontakte nahezu ausgeschlossen ist, etwa die kurzfristige Tischreservierung in beliebten Restaurants, der Zugang zu privaten Clubs oder die schnelle Besorgung edler Geschenke. Auch für Sonderwünsche – so ist in der Broschüre zu lesen – versprach der rund um die Uhr erreichbare Concierge Service stets ein offenes Ohr, sei es nun die Organisation eines Candle-Light-Dinners für zwei am einsamen Strand oder die Gestaltung ausgefallener Hochzeitsgeschenke.Beeindruckend ist aber auch der Preis: 1 000 Euro Jahresgebühr sollte das Plastikkärtchen kosten – die Teilnahme am Membership-Rewards-Punkte-Programm inklusive. Die Aufnahmegebühr von üblicherweise 800 Euro wird im Falle einer schnellen Entscheidung großzügig erlassen. Nicht für jedermannAmerican Express ist allerdings nicht die einzige Emittentin, die auf edles Plastik setzt. Auch im MasterCard-Lager engagieren sich immer mehr Kreditinstitute in der Ausgabe spezieller Karten, die meist ebenfalls im edlen Schwarz gehalten sind. Gemeinsam ist ihnen ein Preis von meist mehr als 500 Euro pro Jahr sowie eine individuelle Betreuung. Gemeinsam ist ihnen aber auch, dass nicht jedermann die Karte bekommt: Die Ausgabe erfolgt ausschließlich auf Einladung, ein hohes Einkommen und oder Vermögen gelten als Grundvoraussetzung. Zu den bekanntesten Produkten der neuen Ära zählt die MasterCard World Signia, die ähnliche Vorteile bietet wie die Centurion Card. Die Deutsche Bank trommelt außer für die “MasterCard Platin” (Werbeslogan: “Für alle, die höchste Ansprüche lieben”) für die MasterCard Black (“Für alle, die Luxus leben”). Bei der HypoVereinsbank (“Wir kümmern uns um die Details”) steht die HVB Premium Card im Mittelpunkt der Werbeanstrengungen der Private-Banking-Abteilung. Ihre Besonderheit: Ab 25 000 Euro Jahresumsatz gibt es das Plastikkärtchen gratis – ein bedeutender Vorteil gegenüber den meisten Mitbewerbern, denen Rabatte ansonsten ein Fremdwort sind. Allerdings liegen die Unterschiede ohnehin in den Details: Bei manchen Karten ist lediglich das Zusatzplastik für den Ehepartner kostenfrei, jede weitere Karte kostet extra. Auch die regelmäßig angebotene Mitgliedschaft im Priority Club, die weltweit kostenlosen Zutritt zu ruhigen Flughafen-Lounges ermöglicht, gilt teilweise längst nicht immer für den Lebenspartner. Auch Versicherungen sind teilweise allein auf die Hauptkarte zugeschneidert. Sehr unterschiedlich wird von Karteninhabern der Service der verschiedenen Emittenten beurteilt. Generell recht problemlos laufen etwa Hotelreservierungen oder Buchungen von Pauschalreisen, auch die in der Werbung versprochenen Upgrades und Vergünstigungen werden ohne Aufforderung zugestanden. Je individueller jedoch die Anfrage, umso wichtiger ist das persönliche Engagement des Mitarbeiters im Call-Center. Und hier reicht die Palette von “sehr aktiv” bis zum lapidaren Verweis auf das Internet, wo man die gewünschten Informationen ja viel leichter bekommen könne als per telefonische Erklärung.Entsprechend stellt sich die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation der teuren Karten. Für Vielreisende, die hohen Komfort suchen, ist das “schwarze Plastik” sicherlich ein Stück Lebensqualität: Hotel-Upgrades und -Extras, ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Uhr, die zuverlässige Hilfe auch in schwierigen Notfällen und nicht zuletzt ein Versicherungspaket, das manche individuelle Absicherung überflüssig macht, rechtfertigen selbst eine hohe Jahresgebühr.Wer indes nur selten in Urlaub fährt, geschäftlich kaum unterwegs ist und auch sonst eher genügsam lebt, ist mit herkömmlichen Kreditkarten besser beraten. Denn hier kann man oftmals außer der Kartengebühr noch mehr sparen: Immer mehr Kartenemittenten bieten beispielsweise bei Pauschalreisen eine teilweise Rückerstattung der Provision an. Bei einer Luxus-Karte geht der Reisebüromitarbeiter hingegen davon aus, dass Geld eine untergeordnete Rolle spielt und Preisvergleiche somit unterbleiben können. Vom Plastik zum TitanIm Übrigen sind auch die Unterschiede zu den Kreditkarten der niedrigeren Preisklassen oft gar nicht mehr groß: Seit etwa American Express ihre Platinum-Karte bei den Leistungen deutlich aufgewertet hat, überlegen viele Centurion-Inhaber angesichts des verlangten Aufpreises von 500 Euro pro Jahr den Wechsel zurück. Allerdings versprechen die Amerikaner Abhilfe: In absehbarer Zeit soll die Centurion-Karte noch wesentlich exklusiver werden – und auch nicht mehr aus Plastik sein: Titan gilt dann als das Zahlungsmittel der Wohlhabenden.