Kapitalanlage

M & A-Zertifikate statt Stockpicking

Produkte ermöglichen Partizipation am Fusionsgeschehen - Auswahlkriterien bestimmen den Erfolg

M & A-Zertifikate statt Stockpicking

Von Armin Schmitz, Frankfurt Das Jahr 2006 war ein Prädikatsjahr für das M & A-Geschäft. Bis kurz vor Weihnachten wurden nach Angaben des britischen Informationsdienstleisters Dealogic Transaktionen von umgerechnet 2,9 Bill. Euro (3,80 Bill. Dollar) getätigt. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2000 eindrucksvoll übertroffen.Auch in Europa ist mit 1,36 Bill. Dollar ein neuer Rekord erzielt worden. Das Vorjahresvolumen wurde um ein Drittel übertroffen. Nach Meinung von Spezialisten wie Kai Tschoeke von Morgan Stanley sollte sich der M & A-Markt 2007, wenn auch nicht mit den gleichen Steigerungsraten, bei einem stabilen Börsenumfeld positiv entwickeln. Gefördert wird die Übernahmetätigkeit durch positive Kapitalmarktbedingungen im Kredit- und Eigenkapitalmarkt (siehe Börsen-Zeitung vom 20. und 30. Dezember 2006).Die Entwicklung wird in Europa zusätzlich durch neue gesetzliche Vorgaben forciert. Mit der Übernahmerichtlinie ist eine gemeinsame Grundlage geschaffen worden, was bei einem öffentlichen Angebot in der Prospektunterlage offengelegt werden muss. Das macht die Übernahmen in Europa einfacher. Die Beispiele von Eon, Linde und Man zeigen, dass sich auch deutsche Unternehmen mit ihren gestärkten Bilanzen und vollen Konten am M & A-Geschehen aktiv beteiligen werden. Für Privatanleger ist es nur selten möglich, lukrative Kandidaten im Vorfeld der Übernahme zu entdecken. Das Stockpicking können stellvertretend allerdings Derivate-Anbieter übernehmen, die über entsprechende Analyse-Abteilungen verfügen. Liquidität wird vorgehaltenEinem aktiv gemanagten Fonds ähnlich ist das M & A-Select-Basket-Zertifikat von Sal. Oppenheim. Mit Hilfe einer Analyse von Geschäftsmodellen, Bewertungskennzahlen und der Unternehmensstory werden die potenziellen Übernahmekandidaten ausgesucht. Um rasch auf sich anbahnende Übernahmeereignisse reagieren zu können, kann eine Liquidität von bis zu 25 % gehalten werden. Das Produkt erreichte seit der Auflegung im Juni vergangenen Jahres eine Performance von 16 % und konnte damit den Euro Stoxx 50 (+ 14 %) leicht outperformen. Aktiv gemanagt wird auch das M & A-Zertifikat der Société Générale. Es erlaubt die Partizipation an einer Auswahl von 50 möglichen Übernahmekandidaten aus dem europäischen Raum. Als Auswahlkriterium werden hier Fundamentaldaten wie KGV, Eigenkapitalrendite oder Gewinnentwicklung herangezogen. Hieraus glauben die Analysten geeignete Übernahmekandidaten ausfindig machen zu können. Mit etwas mehr als 20 % Performance über die vergangenen sechs Monate konnte das Produkt des französischen Emittenten den Euro Stoxx 50 klar schlagen. Über zwölf Monate stieg das Produkt sogar um etwas mehr als 23 %. Die Eigentümerstruktur ist bei dem M & A-Europe-Zertifikate der ABN Amro ein wichtiges Einschlusskriterium, um in den M & A-Europa-Index aufgenommen zu werden, der als Underlying für den Tracker dient. Daneben gehören Kennzahlen, die sich aus dem Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise Value) und Umsatz bzw. Ebitda ergeben, zu den Auswahlkriterien. Aus dem arithmetischen Mittel dividiert durch den Sektordurchschnitt ergibt sich ein Anhaltspunkt, ob das Unternehmen als mögliches Übernahmeziel in Frage kommt. Zu den 25 Indexmitgliedern gehören MAN, Tui oder auch die Corus Group. Mit einer Performance von 19 % konnte das Produkt den Euro Stoxx 50 schlagen. Das Takeover-Zertifikat der Dresdner Bank ist fokussiert auf die möglichen M & A-Kandidaten aus der Konsumgüter-Branche. Dazu gehören Werte wie Carrefour, Henkel oder auch die amerikanische Clorox. Der starre Basket konnte während des vergangenen Jahres seine Stärken nicht ausspielen und verzeichnete nur einen Wertzuwachs von 8 %. Aufgrund des hohen Anteils an US-Unternehmen litt das Produkt unter der Dollar-Entwicklung. Auf Norsk Hydro gesetztDas Übernahme-Basket-Zertifikat der Raiffeisen Centrobank konzentriert sich auf Fusionskandidaten aus Süd- und Westeuropa. Hierzu gehören Werte wie die Premiere, Iberdrola oder Bulgari. Mit einem Plus von 24 % war das Papier das beste Produkt im vergangenen Halbjahr. Großen Anteil daran hatte sicherlich Norsk Hydro, die nach der Ankündigung der Fusion mit Statoil um 25 % stiegen.Insgesamt eignen sich M & A-Zertifikate als Depotbeimischung. Wobei die aktiv gemanagten Produkte sicherlich Vorteile gegenüber den passiven Baskets haben. Veränderungen von Unternehmenskennzahlen können in der Zusammensetzung der Indizes berücksichtigt werden. Je mehr Mitglieder im Portfolio sind, desto größer ist in vielen Fällen auch die positive Korrelation mit dem Gesamtmarkt. Das Produkt bildet damit nicht nur die Wertentwicklung des Marktes im Aufwärtstrend ab, sondern auch bei der Talfahrt.