Recht und Kapitalmarkt - Interview mit Thomas Mayrhofer

"M:access in München schließt Lücke für kleine und mittlere Emittenten"

Am Markt ist noch Platz für eine dritte Plattform - Schlankes Regelwerk

"M:access in München schließt Lücke für kleine und mittlere Emittenten"

– Herr Mayrhofer, mit dem M:access versucht die Börse München, ein Marktsegment für den Mittelstand zu schaffen. Brauchen wir einen neuen Neuen Markt?Der Schritt der Börse München, ein Marktsegment für Small und Mid Caps zu schaffen, kommt zur richtigen Zeit. Es war dringend notwendig, Mittelständlern neue Quellen für die Wachstumsfinanzierung zu erschließen. Wir haben in Deutschland nach wie vor ein Defizit bei der Eigenkapitalfinanzierung des Mittelstands. Der M:access der Börse München schließt diese Lücke, indem er eine attraktive Finanzierungsplattform für Small und Mid Caps schafft. M:access ist sicherlich kein neuer Wein in alten Schläuchen. – Wie unterscheidet sich der M:access vom bisherigen Münchner Prädikatsmarkt?Die Zugangsvoraussetzungen am M:access sind leichter als am Prädikatsmarkt. Es ist kein Mindest-Free-Float erforderlich, daher können sich Unternehmen auch rein durch Großaktionäre finanzieren. Für Alteigentümer besteht keine Lock-up-Verpflichtung, sie können schon kurz nach dem Börsengang ihre Aktien veräußern. Unterschiede bestehen ferner in den Folgepflichten. – Wie kann sich der M:access vom Freiverkehr abheben?Die Börse München versucht, durch präzise Zugangsvoraussetzungen die Qualität des Segments sicherzustellen. Dazu gehören die Vorlage eines Jahresabschlusses als AG, die Veröffentlichung eines Börsenprospekts auf der Website des Emittenten und die Beauftragung eines von der Börse München zugelassenen Emissionsexperten. Dies sind derzeit sieben auf Börsengänge spezialisierte Bankhäuser bzw. Wertpapierhandelsbanken. Emittenten müssen ein Grundkapital in Höhe von 2 Mill. Euro vorweisen. Bei erstmaliger Einbeziehung in den Freiverkehr ist eine Unternehmensdarstellung mit HGB-Abschluss vorzulegen. – Wie beurteilen die Investoren diese Regeln?Sie profitieren von den erleichterten Anforderungen. Denn bisher gab es viel zu wenig Möglichkeiten selbst für wachstumsstarke, innovative Unternehmen, an die Börse zu gehen. Dagegen ist der M:access mit diesem schlanken Regelwerk für Unternehmen aus ganz Deutschland attraktiv. – Wie kann langfristig die Qualität sichergestellt werden?Gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung des neuen Marktes sollen strenge Folgepflichten für Transparenz sorgen. Bei deren Überwachung spielen auch die Emissionsexperten eine wichtige Rolle. An die Stelle der Ad-hoc-Meldungen tritt die Pflicht zur Veröffentlichung wichtiger Unternehmensnachrichten, sogenannter “Corporate News”. Bilanziert das Unternehmen nicht nach IFRS und erstellt daher keine Zwischenberichte, muss unterjährig ein Emittentenbericht vorgelegt werden. Außerdem müssen die wichtigsten Kennziffern des geprüften Jahresabschlusses veröffentlicht werden.Darüber hinaus führt die Börse München Analysten- und Investorenkonferenzen durch. Die Teilnahme ist für die Emittenten einmal pro Jahr Pflicht, wenn die Unternehmen diese nicht selbst ausrichten. – Birgt das schlanke Regelwerk auch Risiken für Investoren und Anleger?Der Freiverkehr erfordert eine besonders hohe Aufmerksamkeit der Investoren und Anleger. Hier wird in Wachstumsperspektiven investiert, deren Erreichen nie garantiert werden kann. Für mich ist zum Beispiel unklar, warum die Unternehmen keine vollständige Bilanz veröffentlichen müssen. Dies würde zu einer erhöhten Transparenz beitragen. – Sind die Unternehmen an der Börse München angesichts der Konkurrenz aus Frankfurt und Stuttgart genügend sichtbar?München hat als Standort von Wachstumsunternehmen starke Ausstrahlung. Aber die Unternehmen müssen mit einer starken Präsenz in der Öffentlichkeit selbst für Aufmerksamkeit sorgen. Analystenkonferenzen sind eine gute Idee, um auf die Attraktivität des Marktes hinzuweisen. Aber erst der Erfolg des Segmentes wird wirklich anziehend wirken. Derzeit haben wir zahlreiche Anfragen für ein Listing am M:access. – Die Frankfurter Börse hat Pläne für eine neue IPO-Plattform. Könnte dies das Interesse am M:access und am Stuttgarter M-Gate beeinträchtigen?Die Börsen in München und Stuttgart haben es geschafft, auf den Bedarf nach einem Marktsegment für Small und Mid Caps rechtzeitig zu reagieren. Der Erfolg des Börsenganges der Net Mobile AG am M:access zeigt, wie groß das Interesse der Investoren ist. Im Markt ist daher noch Platz für eine dritte Plattform. Dies wird das Interesse an den kleineren und mittleren Unternehmen eher noch weiter erhöhen.Thomas Mayrhofer ist Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Mayrhofer & Partner in München. Die Fragen stellte Walther Becker.