Asset Management - Die Kapitalanleger

"Manchmal ist es auch frustrierend"

Sonja Schemmann ist täglich auf der Suche nach Dividendentiteln, liebt ihren Job und die Londoner Finanzszene

"Manchmal ist es auch frustrierend"

Von Sarah Speicher-Utsch, Frankfurt Morgens um 6.30 Uhr schwingt sie sich gewöhnlich auf ihr Fahrrad, mitten in Notting Hill. Dann geht es durch den Hyde Park und vorbei am Buckingham-Palast, bis Sonja Schemmann kurz vor 7 Uhr das Londoner Hochhaus in der Gresham Street erreicht. Dort beginnt nach einer Dusche im hauseigenen Fitnessstudio ihr Arbeitstag als Aktienfondsmanagerin bei Schroders.In einem Großraumbüro mit 80 bis 100 Kollegen, vor sich drei Bildschirme mit Bloombergnachrichten, ihren E-Mails und Präsentationen, informiert sich Schemmann über die Überseebörsen und bereitet sich auf den Börsenstart in Europa vor. Jeden Morgen um 8.30 Uhr kommt sie mit den Fondsmanagern zum Morgenmeeting zusammen, einmal die Woche ist Teammeeting angesagt, ebenfalls einmal die Woche sprechen sie und ihre Kollegen über die einzelnen Sektoren. Dazu kommen Unternehmensbesuche in der ganzen Welt, Kundentermine, Präsentationen und interne Konferenzen.Als Managerin der Aktienfonds Schroders ISF Global Equity Yield mit einem Volumen von rund 70 Mill. Dollar und Schroders ISF European Equity Yield mit einem Volumen von ca. 214 Mill. Euro ist Schemmann immer auf der Suche nach attraktiven Dividendentiteln.Wie schon bei der DWS – damals war es das Flagschiff DWS Top Dividende – verwaltet Schemmann die Schroders-Fonds von deren Geburtsstunde Ende 2005 an. Nachdem sich die Aktienmärkte bei ihrem Eintritt in die DWS 2001 im freien Fall befanden, kam ihr die Idee, auf renditestarke Dividendentitel zu setzen.”Sehr spannend”, so beschreibt die gerade 34 Jahre alt gewordene Schemmann ihre Arbeit. Nachdem sie nach ihrem Studium an der Europäischen Wirtschaftshochschule ESCP-EAP in Paris, Oxford und Berlin entschied, Fondsmanagerin zu werden, stand für sie fest, dass es ein internationales Aktienteam sein sollte. “Das ist einfach noch spannender”, sagt die gebürtige Hamburgerin, die ihre Heimat zwar immer wieder gerne besucht, dort aber nicht unbedingt sesshaft werden möchte. Zum Fondsmanagement gekommen ist sie aber nicht, weil es seit jeher ihr Wunsch war. Vielmehr habe sie während des Studiums verschiedene Praktika ausprobiert. Nachdem sie ihre Diplomarbeit bei der Deutsche-Bank-Tochter geschrieben hatte, lernte sie das Team von DWS-Manager Klaus Kaldemorgen schätzen.Bis kurz vor ihrem Abitur war ihr größter Wunsch allerdings, Berufsreiterin zu werden. “Das war kein Schulmädchentraum”, sagt Schemmann, die seit ihrer Kindheit immer ein eigenes Pferd besitzt. “Es war mir ziemlich ernst.” Dann entschied sie sich aber doch für eine Ausbildung bei der Deutschen Bank, weil ihr der Weg zur Profireiterin zu steinig vorkam und zu dieser Zeit auch ihr Vater verstorben ist. Schemmann zufolge braucht es viel harte Arbeit – auch körperlich -, um es wirklich an die Spitze der Profireiter zu schaffen. Ihren Wallach, der bei einer Freundin im hessischen Bad Homburg untergekommen sei, sehe sie derzeit nur noch selten. In London ist seit kurzem Golfen ihr neues Hobby.Als stressig beschreibt sie auch ihren derzeitigen Beruf. “Man muss mit vielen Unsicherheiten leben und ist nie komplett informiert.” Am Ende jedes Tages könne man aber sehen, wie gut man war, was ihr sehr wichtig sei. “Manchmal ist es auch frustrierend, wenn man zwar fundamental richtig lag, eine Aktie aber dennoch einbricht, weil der Markt übertreibt.” Die größte Herausforderung ihrer Arbeit: “Den Wald vor lauter Bäumen noch zu sehen.”London, wo Schemmann seit über zwei Jahren lebt, gefällt ihr sehr. Und das habe nicht nur mit den vielen Bars und internationalen Restaurants in ihrer neuen Heimat zu tun. “Die Briten denken in ihrem Berufsleben leistungsbezogener, sie sind flexibler und können sich für die Arbeit eher motivieren als Deutsche.” In ihrem Job will Schemmann auf jeden Fall noch weiter kommen. Das Pensionsmanagement reizt sie sehr. Ob sie eine Karrierefrau ist? “Ja”, sagt sie, ehrgeizig und zielstrebig sei sie schon. Und in einer vollkommen anderen Branche zu arbeiten, kann sie sich überhaupt nicht vorstellen.Nach zehn bis zwölf Stunden in der Gresham Street in London sei dann aber spätestens Schluss. Nicht später als um 19 Uhr sitzt Schemmann gewöhnlich wieder auf ihrem Rad, um nach Hause zu fahren. Die volle Londoner Tube nimmt sie nie. Und ihr Golf V mit Dieselmotor, der zu Hause an der Straße steht, sei einfach praktisch, Kosten für Benzin und Versicherung hielten sich in Grenzen. Ihr Traumauto ist der Golf aber dennoch nicht, das muss schon ein Range Rover sein. Zuletzt erschienen: – 26.2.2008: Marc Faber – 5.2.2008: Heidrun Heutzenröder – 22.1.2008: Karl Fickel