Portfolio

Marktabkoppelung mit System

Strategie-Zertifikate bewähren sich während der Turbulenzen - Viele Produkte schlagen den Markt

Marktabkoppelung mit System

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die US-Bundespolizei verhaftete jüngst einen ehemaligen Angestellten von Goldman Sachs, der zuvor eine wichtige Software entwendet hatte. Nach Auskunft der US-Staatsanwaltschaft wird das Software-System für den automatisierten Handel von Wertpapieren und Commodities benutzt. Dieser Fall weist auf einen äußerst lukrativen Bereich von automatisierten Handelsstrategien der Finanzindustrie hin.Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass durch die Ausschaltung von Gefühlen beim Durchforsten der Märkte nach Chancen, beim Handeln selbst und durch die Verlustbegrenzung überdurchschnittliche Gewinne generiert werden können. Viele gute Systeme wie die reinen Trendfolgesysteme sind allerdings keine brandneuen Erfindungen, sondern werden bereits seit Jahrzehnten an den Finanzmärkten mit Erfolg eingesetzt. Experten schätzen, dass teilweise mehr als 60 % der täglichen Umsätze an der Wall Street von vollautomatischen Trading-Prozessen stammen. Einseitige FokussierungDie in den zurückliegenden Monaten erlebten Turbulenzen haben den Märkten und dadurch auch den Anlegerdepots erhebliche Verluste zugefügt. Wie auch am Anfang des Jahrtausends hatten die Anleger das Gewicht zu sehr auf Aktienengagements gelegt. Das Unterlassen einer Risikodiversifizierung über verschiedene Assetklassen, wie sie der Nobelpreisträger Harry M. Markowitz vorschlägt, und auch fehlende Exit-Strategien bei Verlusten wurden mit herben Einbußen bestraft.Zertifikate bieten auch kleineren Depots einige interessante systematische Investment-Strategien an. Der Auswahlprozess bei Aktien erfolgt in den meisten Fällen streng mechanisch, sodass eine diskretionäre, also eine subjektive Aktienauswahl entfällt. Nach einem streng regelbasierten Handelsplan werden die Werte gewechselt oder Märkte verlassen. Die Ergebnisse über die zurückliegenden Monate sprechen für sich. Es zeigt sich, dass diese Produkte im Abwärtstrend häufig den Markt schlagen konnten.Zu den Produkten, die mit einer positiven Performance in den zurückliegenden zwölf Monaten glänzen konnten, gehört das Relative-Stärke-Strategie-Zertifikat von HSBC Trinkaus & Burkhardt (DE000TB00RS9). Es erreichte seit Juli 2008 einen Gewinn von 13 % bei einer Volatilität von 19 %. Es basiert auf der Auswahl von Märkten oder Aktien durch die Relative Stärke, deren Grundprinzipien von dem Amerikaner Dr. Robert Levy bereits in den sechziger Jahren entwickelt und veröffentlicht wurden.Das Zertifikat ist in den drei relativ stärksten Aktien aus dem Dax investiert, wenn der Relative-Stärke-Index, der sogenannte RSI, über 1 notiert. Das sind aktuell Deutsche Bank, Metro und Daimler. Sinkt der RSI-Index unter 1, verabschiedet sich das Zertifikat aus dem Markt. Das ist der Grund, warum das Papier mehr als ein Jahr lang bis in den Mai dieses Jahres nicht in Aktien investiert war, sondern im Geldmarkt. Damit machte das Relative-Stärke-Strategie-Zertifikat die Talfahrt des Dax nicht mit.Zu den besseren Produkten gehörte in den zurückliegenden Monaten auch das Alpha Index Europa Zertifikat der Royal Bank of Scotland (NL0000050664). Es konnte mit einem leichten Minus von nur 3 % überzeugen. Damit schlug das Zertifikat den Euro Stoxx 50, der trotz der Rally in den zurückliegenden Wochen einen Verlust von 25 % hinnehmen musste. Das strukturierte Produkt weist auch eine wesentlich niedrigere Volatilitätsdifferenz von 20 Prozentpunkten gegenüber dem Index aus. Der Index verbrieft eine Strategie, bei der am letzten und am ersten Börsenhandelstag eines Monats sowie am letzten Handelstag vor einem Feiertag im Euro Stoxx 50 investiert wird.Auch das Zertifikat der Royal Bank of Scotland auf den Daxplus Minimum Variance Index (DE000AA0KFZ2) entwickelte sich in den zurückliegenden zwölf Monaten trotz eines Verlusts von 4 % deutlich besser als der Dax, der 21 % verloren hat. Der Varianz-Index orientiert sich an einem Portfolio, bei dem die Kombination verschiedener Aktien aus dem Universum des Dax das geringste Risiko bzw. die niedrigste Volatilität ergibt. Beim Dax besteht der Auswahl-Pool also aus 30 Aktien. Mit Hilfe der historischen Renditen, Volatilitäten und der Korrelationsparameter der einzelnen Titel werden nun die geeigneten Indexmitglieder für den Varianz-Index herausgefiltert.Die Ergebnisse der vergangenen zwölf Monate zeigen, dass sich die Strategie-Zertifikate sehr gut dazu eignen, vor allem die Chance-Risiko-Verteilung von Portfolien zu optimieren. Leider fehlen für den vorsichtigeren Anleger solche Strategien in der Hülle eines Sondervermögens.