Messe in Hongkong sorgt für Zurückhaltung
Von Kai Johannsen, Frankfurt Das letzte große und vor allem das maßgebliche Event eines jeden Jahres ist für die gesamte Diamantenszene die Branchenmesse in Hongkong, die regelmäßig in der zweiten Septemberhälfte stattfindet, die Hongkong Jewellery & Gem Fair. Sie unterteilt sich in eine zuerst beginnende Steinmesse und eine wenige Tage später startende Messe für Diamantschmuck. Sie gibt für gewöhnlich Aufschluss darüber, wie sich die Nachfrage nach Diamanten und nach entsprechendem Schmuck während des restlichen Jahresverlaufs entwickeln wird. Zum Teil gibt sie auch die Richtung für die ersten Monate des neuen Jahres vor. Sie liefert zudem Anhaltspunkte dafür, wie stark sich bestimmte preisbestimmende Faktoren, die schon während des Jahres beobachtet wurden – zum Beispiel auf anderen Stein- oder Schmuckmessen – weiterhin gestalten werden. Schleppender AuftaktAuf der diesjährigen Hongkong-Show wurde schon von einem eher schleppenden Auftakt berichtet. Insgesamt bestätigt sich diese Einschätzung für die gesamte Messe. Teilnehmer stuften die Nachfrage sowohl im Bereich der Diamanten als auch im Schmucksegment als im Vergleich zum Vorjahr schwächer ein. Hervorgehoben wurde von Teilnehmern allerdings auch, dass die Nachfrage immer noch besser als erwartet ausgefallen war. Mancher Teilnehmer hatte mit sehr viel deutlicheren Nachfragerückgängen gerechnet.Die Eindrücke der gerade zu Ende gegangenen Hongkong-Messe lassen Schmuckverarbeiter, aber auch die Diamantenhändler derzeit recht vorsichtig disponieren. Der Diamantenmarkt hat in diesem Jahr bekanntlich eine gute Nachfrage und damit Preisperformance erlebt. Zuletzt hat es am Markt aber Konsolidierungsbewegungen und damit Preisrückgänge gegeben. Sie werden mit der nach wie vor ungelösten Staatsschuldenkrise in der Eurozone begründet. Viele Marktteilnehmer können laut Experten derzeit offenbar nicht abschätzen, wie sich die Nachfrage nach Diamanten und entsprechendem Schmuck für den Rest des Jahres entwickeln wird. Es herrscht erhöhte Unsicherheit. Viele Akteure befürchten zudem, dass sie auf den gegenwärtigen Preisniveaus womöglich zu teuer einkaufen könnten, sofern die Preise auf dem derzeitigen Konsolidierungspfad bleiben sollten, heißt es im Handel. Das sorgt für eine spürbare Zurückhaltung.Momentan herrscht im Diamantenmarkt zudem eine gewisse Ruhe. Der Diamantenhändler Ulrich Freiesleben verweist in diesem Zusammenhang auf die kommenden Feiertage. Im Oktober stehen jüdische Feiertage und zudem ein indischer Feiertag (“Diwali” am 29. Oktober) an. Im internationalen Diamantenhandel sind sehr viele jüdische Geschäftsleute aktiv. In den vergangenen Jahren haben aber zudem indische Kaufleute sehr umfangreiche Aktivitäten in diesem Segment aufgebaut. “Viele dieser Geschäftspartner gehen nun in einen feiertagsbedingt verlängerten Urlaub. In den kommenden Tagen ist deshalb nicht mit größeren Aktivitäten im Markt zu rechnen. Nur absolut notwendige Geschäfte werden derzeit noch umgesetzt. Das ist zu dieser Zeit grundsätzlich so. Und natürlich machen sich viele nun darüber Gedanken, wie sich das Geschäft bei den jüdischen und indischen Händlern entwickeln wird bzw. zu welchen Markteinschätzungen diese Geschäftspartner kommen”, sagt Freiesleben.