ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Mezzanine reizt Unternehmen und Investoren

Börsen-Zeitung, 17.12.2013 Die expansive Geldpolitik der Zentralbanken führt seit einigen Jahren bei Rentenanlagen zu einer negativen Realverzinsung. Dieser Effekt wird noch deutlicher, wenn man die Besteuerung der Zinszahlungen einbezieht. Soweit...

Mezzanine reizt Unternehmen und Investoren

Die expansive Geldpolitik der Zentralbanken führt seit einigen Jahren bei Rentenanlagen zu einer negativen Realverzinsung. Dieser Effekt wird noch deutlicher, wenn man die Besteuerung der Zinszahlungen einbezieht. Soweit Anleihen in der jüngeren Vergangenheit eine deutlich positive Realverzinsung erwirtschaften sollten, mussten Investoren vor allem Zugeständnisse im Hinblick auf das Rating beziehungsweise die Bonität der Emittenten machen. Zugleich verfolgen Banken mit Blick auf verschärfte Eigenkapitalregeln weiterhin eine sehr zurückhaltende Kreditvergabepolitik, obwohl die neuen Anforderungen nach Basel III erst 2014 in Kraft treten. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird die Aufnahme von Fremdkapital dadurch erheblich erschwert. Günstiger ZeitpunktAnhaltender Anlagenotstand auf der Investorenseite, Kapitalbedarf bei vielen Unternehmen und restriktive Kreditpolitik der Banken auf der anderen Seite: Selten zuvor waren die Rahmenbedingungen für die Anlageklasse Mezzanine, bei der private Investoren eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital an Unternehmen vergeben, günstiger als heute.In der Regel akzeptiert der Investor während der Laufzeit Zinszahlungen, die leicht unter den marktüblichen Zinssätzen für vergleichbare Bankdarlehen liegen. Er erwirbt aber ein Recht auf eine hohe Schlusszahlung für bis zum Ende der Laufzeit – in der Regel vier bis acht Jahre – gestundete Zinsen. In vielen Fällen wird zudem vereinbart, dass der Darlehensnehmer bei Vertragsende eine Art Bonuszahlung leistet. Diese orientiert sich an der Wertsteigerung des Unternehmens während der Kapitalüberlassung. Hohe RenditenSelbst bei guten Bonitäten der Schuldner lässt sich so eine Bruttorendite zwischen 8 % und 15 % pro Jahr erzielen. Auf die jederzeitige Liquidität einer traditionellen Anleihe muss der Investor im Gegenzug jedoch verzichten. Kapitalrückzahlungen erfolgen gewöhnlich erst nach der ersten Hälfte des Anlagezeitraums.Die Unternehmen wiederum, insbesondere Mittelständler mit einem eher national ausgerichteten Geschäftsmodell und eingeschränktem Zugang zum Kapitalmarkt, können mit Hilfe von Mezzanine-Kapital die negativen Folgen von Basel III für sich wenigstens zum Teil abfedern – und dies zu angemessenen Konditionen.Das Rendite-Risiko-Profil ist stark vom Verhältnis des Eigenkapitals zum Unternehmenswert des Darlehensnehmers und von der Strategie des investierten Fonds abhängig. Ein Investor sollte bei dieser Anlageform daher darauf achten, dass das Fondsmanagement ausreichend Kompetenz und Erfahrung bei der Auswahl der zu finanzierenden Mittelstandsunternehmen mitbringt.Zudem sind ein ausgeprägtes Verständnis für das jeweilige Geschäftsmodell der Unternehmen und Kenntnisse des geschäftlichen Umfelds eines Sektors von besonderer Bedeutung. Renten zum Teil ersetztRentenanleger müssen also in einer Zeit, in der in Europa gute Unternehmen mit Kapitalmarktzugang deutlich niedrigere Risikoaufschläge als viele Staaten bezahlen müssen, umdenken. Für Investoren, die einen langfristigen Anlagehorizont haben und weder auf schnelle Rückflüsse noch auf sofortige Verfügbarkeit angewiesen sind, kann Mezzanine – bei sorgfältiger Fondsauswahl – eine attraktive Beimischung und ein teilweiser Rentenersatz sein.—-Andreas Müller, Managing Director und Mitglied der Geschäftsleitung, Rothschild Wealth Management