Finanzen persönlich

Mit Garantiefonds lässt sich gut schlafen, aber wenig verdienen

Keine andere Fondsgattung wächst schneller - Große Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten - Zum Teil wird die Sicherheit nur suggeriert

Mit Garantiefonds lässt sich gut schlafen, aber wenig verdienen

Von Heino Reents Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit dem kräftigen Kursabsturz im vergangenen Jahr ist bei den deutschen Anlegern der Wunsch nach Sicherheit bei der Geldanlage größer denn je. Kein Wunder, dass der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) eine stetig wachsende Zahl von Garantiefonds verzeichnet, auch das Volumen nimmt kräftig zu (s. Grafik). Geld-Zurück-VersprechenDie Hoffnung der Anleger: Garantiefonds sollen die Renditechancen des Aktienmarkts mit einem Geld-zurück-Versprechen kombinieren. Die Produkte geben Anlegern eine Garantie: Je nachdem, zu welchem Kursniveau Anleger einsteigen, erhalten sie entweder eine Verlustbegrenzung oder die Zusicherung über eine bestimmte Mindestrendite.Beim Vergleich von Garantiefonds mit Ergebnissen “normaler” Aktienfonds wird allerdings schnell klar, dass der Anleger Kompromisse machen muss. Viel Sicherheit kostet viel Performance.Garantiefonds setzen die Grundregeln der Geldanlage also nicht außer Kraft: Je geringer das Risiko, desto niedriger die möglichen Gewinne. In Zeiten stark steigender Kurse erweisen sich die Vollkaskoprodukte als lahme Enten. Sie bleiben dann hinter der Wertentwicklung an den Aktienmärkten deutlich zurück. Das ist der Preis, den der Anleger für den Schutz vor Verlusten zahlen muss. Meist sind die Garantieprodukte nach folgendem Prinzip konstruiert: 80 bis 90 % des Geldes werden festverzinslich angelegt, so ist es möglich, mit Zins und Zinseszins bis zum Laufzeitende die versprochene Mindestrückzahlung anzusparen. Die restlichen 10 bis 20 % wandern in Optionen, die bei steigenden Aktienkursen den Fondspreis nach oben ziehen, bei fallenden Kursen hingegen wertlos werden.Ganz wichtig für Anleger: Nicht jeder Garantiefonds hält, was er allem Anschein nach verspricht. Sogenannte Wertsicherungsfonds suggerieren eine Garantie, bieten sie aber nicht. Ein echter Garantiefonds dagegen muss dem Anleger einen bestimmten Anteil seiner Anlagesumme am Ende der Laufzeit garantiert zurückzahlen. Der Blick in den Verkaufsprospekt ist bei dieser Fonds gattung also wichtiger denn je.Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt auch in der Laufzeit. Bei offenen Garantiefonds kann der Anleger börsentäglich kaufen oder verkaufen, es gibt also keine festen Laufzeiten. Doch die Garantie greift nicht jederzeit. Sie ist vielmehr abhängig vom Garantiekonzept des Fonds. Die Kapitalgarantie greift an bestimmten Tagen, die im Fondsporträt benannt werden, beispielsweise an jedem Ersten des Monats oder viermal jährlich zum Quartalsende. Laufzeit beachtenIm Gegensatz dazu haben geschlossene Garantiefonds eine feste Laufzeit. Anleger können Anteile nur während weniger Wochen zu Beginn der Laufzeit kaufen. Danach gibt der Fonds keine Anteile mehr aus. Während der Laufzeit können die Anteile entweder gar nicht oder nur schwer gehandelt werden, denn die Kapitalgarantie gilt nur zum Stichtag am Ende der Laufzeit. Will der Anleger vorzeitig verkaufen, muss er eventuell Verluste in Kauf nehmen. Zudem verlangen einige Fondsgesellschaften Gebühren für den vorzeitigen Verkauf.Einige Fonds werben zudem mit einer Höchststandsgarantie: Dabei wird ein bestimmter Prozentsatz des höchsten errechneten Wertes während der Laufzeit garantiert. Diese Garantie tritt in Kraft, sobald ein vorher definierter Höchststand erreicht wird. Ist also eine Höchststandsgarantie mit beispielsweise 80 % fixiert, kann der Anleger bei einem ersten Rechenwert von 100 Euro mit folgender Garantieleistung rechnen:Wenn der Wert während der Laufzeit zu einem beliebigen Zeitpunkt auf 150 Euro steigt, erhält der Anleger am Laufzeitende garantiert 120 Euro (150 x 80 % = 120), selbst wenn der Wert während der Laufzeit wieder auf seinen Ausgangswert von 100 Euro zurückfällt.Obwohl die Nachfrage nach Garantiefonds besonders gegen Ende des vergangenen Jahres extrem groß war, wurden nur wenige neue Fonds aufgelegt. Grund war die ungünstige Börsenlage. Der Zins für risikolose Anleihen war sehr niedrig, was sich negativ auf das Risikobudget auswirkte, das Garantiefonds zur Verfügung steht. Zugleich mussten die Gesellschaften durch die hohe Volatilität an den Finanzmärkten höhere Preise für die eingesetzten Optionen bezahlen. Denn je kräftiger die Kurse schwanken, desto teurer sind Optionen.Dieser Mix aus niedrigen Zinsen und hoher Volatilität war Gift für Garantiefonds. Mittlerweile hat sich die Lage etwas gebessert. Da aber die Zinsen noch immer mickrig sind, dürfen Anleger derzeit keine hundertprozentige Gewinnbeteiligung erwarten.Wer jetzt in bestehende Fonds einsteigen will und einen bereits stark gestiegenen Fonds kauft, riskiert Verluste. Das liegt an der sogenannten Erstanteilswertgarantie. Diese stellt sicher, dass Fondsanteilseigner auch im Falle eines Kursrutsches an den Börsen mindestens den Wert des Fondsanteils zum Zeitpunkt der Emission erhalten. Anleger sollten daher beim Fondskauf darauf achten, dass der Fonds in der Nähe des Emissionspreises notiert – in der Regel liegt dieser bei 100 Euro. Hohe GebührenWeiterer Nachteil: Das Kapital ist zwar gegen Kursverluste abgesichert. Aber eine andere Art “Verlust” muss einkalkuliert werden: Vom Anlagebetrag gehen nämlich Ausgabeaufschläge, Provisionen und Gebühren ab, eventuell auch Depotgebühren und weitere Transaktionskosten. Diese Gebühren schmälern die Rendite weiter. Auch darf man gerade bei Garantiefonds mit langer Laufzeit die Inflationsrate nicht vergessen. Bei einem Anlagebetrag von 5 000 Euro und einer geschätzten Inflationsrate von 2 % pro Jahr bewirkt allein diese in zehn Jahren eine Reduzierung des Anlagebetrages auf 4 085,37 Euro. Es müssen also mindestens 2 % Rendite erwirtschaftet werden, um allein die Inflationsverluste auszugleichen. Selbst aktiv werdenFür die langfristige Altersvorsorge eignen sich Garantiefonds aufgrund der durchschnittlich niedrigeren Renditen also nicht. Sowohl die Ratingagentur Morningstar als auch die Zeitschrift “Finanztest” empfehlen deshalb sicherheitsorientierten Anlegern, sich eine Kapitalgarantie selbst zu bauen. Das bedeutet: die Methode der Fondsmanager kopieren und einen Großteil des Geldes in festverzinsliche Papiere stecken, um das Kapital mit Zins und Zinseszins zu sichern. Mit dem Rest können Anleger ihr Depot um Aktien oder Fondsanteile erweitern – das sorgt dann für die Gewinnfantasie.