PORTFOLIO

Mit Long-Short besser durch Krisen

Buy-and-Hold-Strategien leiden unter hoher Volatilität - Hedgefondsansatz überzeugt langfristig

Mit Long-Short besser durch Krisen

Klassische Anlagestrategien wie das langfristige Halten von Aktieninvestments waren in den vergangenen zehn Jahren wenig erfolgreich. Stattdessen konnten sich verstärkt Long-Short-Handelsansätze etablieren. Fonds, die diese Investmentmethoden einsetzen, bewiesen in den zurückliegenden Jahren, dass sie den Gesamtmarkt langfristig bei niedrigeren Risiken schlagenkönnen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie hohe Liquidität, Derivate und börsengehandelte Indexfonds haben die Volatilitäten an den Kapitalmärkten erhöht. Anleger haben kaum noch die Möglichkeit, langfristige Trends auszunutzen. Bekannte Anlagetechniken wie Buy and Hold sind in den vergangenen zehn Jahren an ihre Grenzen gestoßen und haben selten zu den Renditen geführt, die beispielsweise in den neunziger Jahren erzielt wurden.Diese Entwicklung hat klassische Hedgefonds-Konzepte wie Long-Short-Strategien in den Fokus der Anleger gerückt (siehe unten stehenden Gastbeitrag). Dabei setzt der Fondsmanager mit einem Teil des Fondsvermögens auf steigende, mit einem anderen Teil auf fallende Kurse. Es sollen stabile risikoadjustierte Renditen erzielt werden, indem einerseits Aktien mit Wertsteigerungspotenzial gekauft und andererseits überbewertete Aktien verkauft werden. Dabei kann er neben dem reinen Leerverkauf in der Regel auch Derivate nutzen sowie Optionen, Single-Stock-Futures oder auch Contracts for Difference (CFD).Verschiedene Studien zeigen, dass Long-Short-Strategien, dauerhaft angewandt, mehr Rendite als der Long-only-Ansatz bei einem gleichzeitig niedrigeren Risiko bringen. Auch der von dem Analysehaus Absolut Research berechnete Alternative-Strategies-Index für Ucits-III-Fonds, die Equity-Long-Short-Strategien anwenden, zeigt im Zeitraum von Dezember 2007 bis Ende Juni 2012 gegenüber dem Euro Stoxx 50 eine deutliche Outperformance von rund 36 %. Während der europäische Leitindex ein Minus von 37,4 % verzeichnete, kam der Long-Short-Index auf eine Einbuße von lediglich 1,4 %. Absicherung bei SchwächeMeist überzeugen die Fonds vor allem in unsicheren, also volatilen Marktphasen. Grund dafür ist neben der Aktienauswahl vor allem die bessere Absicherung bei fallenden Kursen durch Eingehen von Short-Positionen zur Absicherung. Es gibt viele Fonds, die Long-Short-Strategien im Rahmen der Investmentprozesse einsetzen – allerdings nicht ausschließlich. Zu den besten Produkten in der Kategorie Long-Short-Equities im Dreijahreszeitraum gehört nach den Untersuchungen von Absolut Research der von Geoff Oldfield verwaltete Ennismore European Smaller Companies Fund (IE0004515239), der sich auf Nebenwerte spezialisiert hat. Gemäß den Daten von Absolut Research erreichte Oldfield in den zurückliegenden drei Jahren eine jährliche Rendite von 16,7 % bei einer Standardabweichung von 8,6 %. Der Fonds erzielte seit der Auflage im Jahr 1999 einen Ertrag von 1,38 % p. a. Damit konnte Oldfield den MSCI-Index um jährlich 12 Prozentpunkte schlagen.Diese Performance verdankt der Fonds einer Stock-Picking-Strategie nicht nur auf steigende Aktienkurse, sondern auch auf fallende Notierungen. Im Fokus des Interesses stehen Unternehmen mit hohem prognostizierbaren freien Cash-flow und einer starken Wettbewerbsposition. Der Fonds investiert nur in Unternehmen, deren Geschäftsmodelle von Oldfield verstanden werden. Entscheidet sich das Fondsmanagement, bei Unternehmen auf fallende Kurse zu setzen, werden die Werte direkt und ohne Hebel geshortet. Mit einer Rendite von 9,2 % p. a. entwickelte sich auch der SWIP UK Flexible Strategy (GB00B1265J60) im Dreijahreszeitraum positiv. Der von James Clunie betreute Fonds nutzt dabei auch Derivate, um risikoadjustierte Renditen zu erzielen. Wie auch das Konkurrenzprodukt von Ennismore konnte sich Clunie 2008 nicht den Turbulenzen an den Märkten entziehen und musste Verluste (- 29,6%) hinnehmen.Im Einjahresbereich gehörte der französische OFI Prim KappaStocks (FR0010411868) mit einem Gewinn von 13,1 % zu den besten Ucits-III-Produkten. Der Fonds kombiniert ein passives Indexmanagement, um Marktrenditen zu erzielen, mit einem aktiven Management, um Überrenditen zu erzielen. Fondsmanager Médéric de Vasselot investiert dabei in einen Basket von fünf europäischen Aktienindizes.Die Ergebnisse von Absolut Research zeigen, dass viele Long-Short-Equity-Produkte einen Mehrwert generieren können. Bei der Auswahl des Fondsmanagers muss allerdings auf die ausreichend lange positive Historie geachtet werden.