Portfolio - Serie zu Alternativen Investments (Teil 7)

Mit Wirbelstürmen und Erdbeben Portfoliorisiken verringern

Institutionelle Anleger entdecken Katastrophen-Bonds - Geringe Korrelation mit klassischen Asset-Klassen - Kleines Angebot aktiv gemanagter Produkte

Mit Wirbelstürmen und Erdbeben Portfoliorisiken verringern

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Jahrhundertüberschwemmungen im australischen Bundesstaat Queensland und der australischen Metropole Brisbane erinnern an den Wirbelsturm “Katrina”, der die US-Stadt New Orleans fast vollständig zerstörte. Auf einer Fläche, die so groß wie Deutschland und Frankreich ist, stehen Land, Straßen, Eisenbahnen, Produktionsstätten und Unternehmen unter Wasser. Experten rechnen in Queensland mit Schäden in Milliardenhöhe. Wegen “Katrina” und anderer Katastrophen hat die Versicherungswirtschaft im Jahr 2005 weltweit 120 Mrd. Dollar durch die Schäden verloren.Die Naturereignisse lenken den Blick auf Katastrophenanleihen oder auch Cat Bonds. Als Reaktion auf die Folgen des Klimawandels hat die Finanzbranche Mitte der neunziger Jahre Katastrophenanleihen oder sogenannte Cat Bonds entwickelt, mit denen sie diese Risiken an den Kapitalmarkt weitergibt. Versicherungen, Rückversicherer oder auch Industrieunternehmen verpacken über eine Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV) die Risiken in einzelne Anleihen und bieten sie Investoren an.Dabei kommt es quasi zu einem Rollentausch zwischen Anleger und Versicherung. Der Anleger übernimmt die Risiken der Assekuranz und erhält dafür eine Prämie. Tritt ein großer Schadensfall ein, kann der Anleger eines Cat Bond je nach Vereinbarung entweder den Kupon, sein Kapital oder beides verlieren. Aus den dann generierten Mitteln werden dann die Schadensansprüche der Versicherten gezahlt. Bleibt der Katastrophenfall aus, wird der Anleger mit einem Libor zuzüglich eines Zinsspreads belohnt, der der Prämie des übernommenen Risikos entspricht. Auf ErholungskursDer Markt für diese Katastrophenanleihen hat nach dem Einbruch 2008 durch die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers 2010 wieder an Fahrt aufgenommen. Derzeit wird das Marktvolumen auf rund 14 bis 15 Mrd. Dollar geschätzt. Allein 2010 wurden Risiken von mehr als 5 Mrd. Dollar an den Kapitalmarkt gebracht (vgl. BZ vom 13.12.2010). Für das gerade angelaufene Jahr rechnet die Munich Re mit Neuemissionen in Höhe von 5,5 bis 6 Mrd. Dollar. Neben den Produkten in standardisierter Form gibt es die Verbriefung von Risiken auch in Form von Individualvereinbarungen, die zwischen den Anlegern und Versicherungen getroffen werden. Damit können die Versicherer und Rückversicherer Risiken aus Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen oder Erdbeben, Gefahren aus Bereichen wie Luft- und Schifffahrt, Ernteschäden oder auch Glücksspiele absichern.Auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die eine niedrige positive Korrelation zu traditionellen Assetklassen wie Anleihen und Aktien besitzen, haben Investoren wie beispielsweise Investmentfonds, Hedgefonds und Family Offices diese Insurance-Linked-Strategien (ILS) entdeckt. Eine Analyse der Credit Suisse für den Zeitraum von 2001 bis 2010 zeigt, dass die ILS gegenüber Aktien nur eine Korrelation von 0,12 besitzen und gegenüber Anleihen von nur 0,1.Aufgrund der Komplexität der Risikoberechnung empfiehlt sich Anlegern der Weg über aktiv gemanagte Produkte, bei denen das Ausfallrisiko durch ein Portfolio mit zahlreichen Cat Bonds minimiert wird. Das Iris-Balanced-Zertifikat der Credit Suisse (CH0035956694) spiegelt die Wertentwicklung des aktiv verwalteten Managed Investments PCC Iris Balanced Cell wider, das auf der britischen Kanalinsel Guernsey aufgelegt wurde. Betreut wird das Portfolio von einem erfahrenen Team unter der Leitung von Niklaus Hilti und Eckhard Freimann.Per Ende November enthielt das Depot mehr als 130 Positionen. Die Anlegergelder werden zu einem Anteil von 20 bis 40 % in Cat Bonds investiert. Ein größerer Teil geht in OTC-Swaps mit Rückversicherern. In diesem Vertrag werden die Bedingungen für die Ausgleichszahlungen genau definiert. Im Gegenzug bekommt der Fonds vorweg eine bestimmte Prämie. Der Vorteil der Swaps besteht in einer Senkung der Volatilität. Niedrige VolatilitätDas Produkt hat in den vergangenen zwölf Monaten eine Rendite von 4,5 % erzielt, über zwei Jahre 14,9 %. Die annualisierte Volatilität liegt bei rund 1,2 %. Die Sharpe Ratio, also die Mehrrendite einer Geldanlage über dem risikofreien Zinssatz unter Berücksichtigung der Volatilität des Portfolios, lag per Ende November bei glänzenden 3,88. Selbst im Krisenjahr 2008 erzielte das Zertifikat eine Rendite von mehr als 7 %, was darauf zurückzuführen ist, dass das Fondsmanagement den Anteil der Cat Bonds vor der Insolvenz von Lehman Brothers deutlich reduziert hatte, was das Portfolio vor deutlichen Verlusten bewahrte. In das Zertifikat haben Anleger etwa 130 Mill. Euro investiert.Es gibt einige aktiv gemanagte Fonds, die sich auf Katastrophen- Bonds fokussiert haben. Der Cat-Bond-Fonds der Clariden Leu Bank (CH0012115264) ist im Januar 2001 aufgelegt worden und verwaltet mittlerweile über alle Anlageklassen ein Anlegervermögen von 580 Mill. Euro. Depotschwerpunkte sind Katastrophen-Bonds, die Hurrikans im Süden und Nordosten der USA und Erdbeben in Kalifornien absichern. In dem Portfolio werden bis zu 75 Cat Bonds gemischt, um das Risiko für bestimmte Naturereignisse gering zu halten.Der von Michael Stahel betreute Fonds brachte 2010 einen Gewinn von 5,4 %. In den zurückliegenden drei Jahren generierte der Fonds eine Rendite von 4,6 % bei einer Volatilität von 1,7 % jährlich. Über fünf Jahre liegt die Wertentwicklung bei 5,8 % p. a. Damit konnte Stahel den Vergleichsindex, den Citigroup Euro 3 Months Eurodeposit, deutlich schlagen. Die Sharpe Ratio beträgt 1,6.Das Management ist optimistisch, dass die anstehende Reform der europäischen Solvenzrichtlinien (Solvency II) 2012 dem Markt der Cat Bonds über die kommenden zwei Jahre zusätzliches Momentum verleihen wird, da es die neuen Regeln auch vielen Erstversicherern ermöglichen werden, Cat Bonds direkt zu platzieren. Es handelt sich bei dem Produkt um einen Fonds Schweizer Rechts. Für Deutschland besteht keine Vertriebszulassung.Von Falcon wird der rund 105 Mill. Euro schwere Cat Bond Fund (CH0019572566), früher AIG Diversified Cat Bond Fund, angeboten. Er legt weltweit in Cat Bonds an. Das in Deutschland ebenfalls nicht zum Vertrieb zugelassene Produkt erreichte in den zurückliegenden zwölf Monaten einen Gewinn von 6,5 %. Damit konnte es den Referenzindex, den CGBI WMMI Euro 3 Mth. Euro Dep. Total Return Index, deutlich schlagen. Seit der Auflage im Oktober 2004 erreichte der Falcon-Fonds eine Rendite von mehr als 4,5 % jährlich bei einer durchschnittlichen Volatilität von 1,8 %. Die Sharpe Ratio beträgt 1,04.—-Zuletzt erschienen:- Markt ohne Zusatzrisiko (8.1.)- Regularien erweitern Universum (18.12.2010)