ANLAGEPRODUKTE

Mit Zinszertifikaten auf Renditejagd

Strukturierte Produkte erleichtern Zugang zu Fremdwährungen - Alternative zu Festgeldanlage

Mit Zinszertifikaten auf Renditejagd

Die Flucht in Anleihen von Emittenten mit erstklassiger Bonität hat zu einer beispiellosen Talfahrt der Renditen in Deutschland geführt. Die Zinsen können häufig nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen. Zinszertifikate können einen entsprechenden Renditeaufschlag bieten. Beliebt sind vor allem Zinszertifikate auf fremde Währungen, die zusätzlich von Aufwertungen profitieren können.Von Armin Schmitz, FrankfurtSicherheit steht bei den Anlegern hoch im Kurs. Die Flucht in Anleihen von Emittenten mit erstklassiger Bonität hat zu einer beispiellosen Talfahrt der Renditen geführt. So werfen zehnjährige Bundesanleihen gerade einmal 1,48 % ab. Zweijährige Bundestitel bieten nicht einmal 0,1 %. Die Zinsen können häufig nicht die Inflationsrate ausgleichen. Auch wenn die Inflationsraten zurückgegangen sind, mit einer Jahresteuerung von 1,7 % muss der Anleger negative Realrenditen hinnehmen. Die Aktienmärkte sind wegen der hohen Volatilität und der Verlustgefahr keine wirkliche Alternative.Das Angebot von strukturierten Zinsprodukten ist in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. Sie konkurrieren vor allem mit sogenannten strukturierten Anleihen, hinter denen sich Floater und Zinsstufenprodukte verbergen. In dieser Produktkategorie verwalten die Banken mittlerweile ein Volumen von 46 Mrd. Euro, was einem Anteil von rund 49 % am Gesamtvolumen des von den Banken in Zertifikaten verwalteten Anlegervermögens entspricht. Zinszertifikate können einen entsprechenden Renditeaufschlag bieten. Beliebt sind vor allem Zinszertifikate auf fremde Währungen, die zusätzlich von der Aufwertung der Währungen profitieren können. Auf täglicher Basis addierenFür Anleger, die höhere Renditen fordern, bietet die Royal Bank of Scotland das Tagesgeld XXL Zertifikat (DE000AA01PQ7) an, das sich an der Entwicklung des Drei-Monats-Euribor orientiert, der im Dreimonatsabstand festgestellt wird. Die Zinserträge werden auf täglicher Basis dem Zertifikatkurs gutgeschrieben. Der Zinssatz für Termingelder in Euro im Interbankengeschäft wird in der Bankensprache als Euribor (Euro Interbank Offered Rate) bezeichnet. Dieser Zinssatz liegt aktuell bei rund 0,65 %. Der Anleger konnte mit dem Zertifikat binnen eines Jahres einen Gewinn von 1,4 % erzielen. Die Dreijahresrendite liegt bei 3,2 %. Die höhere Rendite gegenüber Bundespapieren bezahlt der Anleger allerdings mit dem höheren Emittentenrisiko.Ein anderer Weg geht über ein Zertifikat der Commerzbank auf den Eonia-Index (DE000CB86ZT5), das wie die bekannten Eonia-ETF funktioniert. Dieser Index bildet den Eonia (Euro Overnight Index Average) ab, der den effektiven umsatzgewichteten Tagesgeldzinssatz für den Euro darstellt. Zinserträge werden im Zertifikatskurs aufsummiert. Allerdings ist die Rendite auch recht mager. Der Einjahresgewinn liegt bei gerade einmal 0,6 %. Das Produkt kann also die Inflationsrate nicht schlagen. Bewusst Risiken eingehenEine Alternative können Zinszertifikate bieten, die die jeweiligen Tagesgeldzinssätze der ausländischen Zentralbanken abbilden. Das Positive ist, dass Anleger die zeitlich anfallenden Zinsen vollständig vereinnahmen. Diese Zertifikate steigen täglich um den anfallenden Zinsbetrag. Die Zinssätze sind nicht festgeschrieben und schwanken in Abhängigkeit vom aktuellen Zinsniveau. Der Anleger von Fremdwährungszertifikaten kann nicht nur von den höheren Zinsen als hierzulande profitieren, sondern hat auch die Möglichkeit, Währungsgewinne einzustreichen. Auf der anderen Seite muss er dann auch ein Risiko von Kursverlusten durch Abwertungen von Währungen in Kauf nehmen.Auf Jahresfrist konnten Save-Haven-Währungen wie die norwegische Krone vom Misstrauen gegenüber dem Euro profitieren. Bei dem Zinszertifikat auf die norwegische Krone (DE0009186247) konnte der Anleger durch Währungszuwächse und einen Referenzzinssatz von zuletzt 1,8 % p. a. einen Gewinn von 5,5 % über die zurückliegenden zwölf Monate verbuchen. Der Dreijahresgewinn liegt sogar bei 26,8 %. Eine noch höhere Rendite fiel beim Neuseeländischer Dollar Zins Zertifikat (NL0000412047) an. Dank einer Aufwertung der Devise und des Referenzzinssatzes von 2,42 % vereinnahmte der Anleger auf Jahressicht 14,2 %. Auf drei Jahre liegt die Wertsteigerung bei 50,6 %.Das Zinszertifikat der Deutschen Bank auf den Südafrikanischen Rand (DE000DB6ZAR1) zeigt aber auch, dass die Produkte einem Währungsrisiko unterliegen. Trotz eines Referenzzinssatzes von 3,7 % musste der Anleger wegen der Abwertung des Rand einen Verlust von 1,5 % hinnehmen.