Portfolio

Mit Zucker das Portfolio versüßen

El Niño treibt den Preis auf 30-Jahres-Hoch - Wetterphänomene versprechen weiteren Anstieg - Produkte erlauben Investment

Mit Zucker das Portfolio versüßen

Von Armin Schmitz, FrankfurtVenezuelas Präsident Hugo Chávez hat seinen Verstaatlichungsfeldzug mit der Enteignung von zwei Zuckerfabriken fortgeführt. Wenige Wochen zuvor traf es schon die Zementindustrie und ein Hotel. Mit den jetzt verstaatlichten Werken besitzt die Regierung nun fünf Fabriken, die zusammen 15 % der Zuckerproduktion des Landes abdecken.An den Rohstoffmärkten reagierte der Zuckerpreis allerdings kaum auf die Meldung, da Venezuela nur ein kleiner, relativ unbedeutender Zuckerproduzent ist, der seinen eigenen Bedarf nicht einmal komplett decken kann. Wesentlich wichtiger für die Entwicklung des Zuckerpreises sind Länder wie Brasilien und Indien, die rund die Hälfte des weltweiten Zuckers ernten.Deutlich geringere Erträge in diesen beiden Ländern sind dafür verantwortlich, dass sich der Zuckerpreis in diesem Jahr bereits verdoppelt hat und mit rund 25 Cent pro Pfund (453,59 Gramm) auf einem Niveau notiert wie zuletzt Ende der siebziger Jahre. Die Terminkontrakte für Zucker befinden sich in einer Backwardation-Situation, bei der für den aktuellen Liefertermin ein höherer Preis bezahlt wird als für die späteren Liefertermine. Das wird von den Experten als ein Zeichen für steigende Kurse in der nahen Zukunft gesehen.Tatsächlich wurde von verschiedenen Medien bereits befürchtet, dass Gummibärchen und Bonbons auf dem Weg zum Luxusprodukt seien. Doch es ist wenig wahrscheinlich, dass Süßigkeiten wieder zu Kostbarkeiten werden, die nur erschwinglich sind für die Reichen und Mächtigen. Noch im 17. Jahrhundert hat ein Kilogramm Zucker so viel gekostet wie hundert Kilogramm Weizen. Heute kostet die vergleichbare Menge Kristallzucker im Einzelhandel rund 80 bis 90 Cent.Von den 45 Cent pro Pfund, die Anfang der achtziger Jahre an den Terminmärkten nach Panikkäufen bezahlt werden mussten, ist der Markt noch weit entfernt. Dennoch halten Experten Preise von 40 Cent für möglich, wenn es zu größeren Ernteausfällen kommt als bisher.Tatsächlich liegen die Wurzeln für die aktuelle Preisexplosion nach Ansicht von Hussein Allidina von Morgan Stanley in der Zeit zwischen Mitte 2006 und 2008, als der niedrige Preis dazu führte, dass in Indien der Zuckerrohranbau zurückgefahren wurde. In Brasilien wurde wegen des hohen Ölpreises ein Teil der Ernte zur Produktion von Ethanol verwendet. Im vergangenen Jahr produzierte das lateinamerikanische Land 31,6 Mill. Tonnen Zucker und 26,7 Mrd. Liter Ethanol.Vor allem die Einflüsse des Wetterphänomens El Niño, also die Veränderung der Meeresströmungen im Pazifik, machen den großen Produzenten zu schaffen. In Brasilien hat Regen während der gewöhnlich trockenen Periode die Ernte des Zuckerrohrs behindert und den Zuckergehalt der Pflanzen reduziert, sodass der Ertrag deutlich sinkt. Morgan Stanley korrigierte daraufhin ihre Prognose um 3,1 Mill. Tonnen auf 33,6 Mill. Tonnen. Der Verband der Zuckerindustrie SÒo Paulos (Unica) senkte seine Schätzungen um 5,6 % auf 29,4 Mill. Tonnen. Trockenheit statt RegenIn Indien, dem weltweit größten Konsumentenland, sorgte El Niño für eine sehr trockene Monsunzeit, was die Ernteerträge ebenfalls stark beeinträchtigt. Pessimisten befürchten, dass die Zuckerproduktion in der Saison 2009/2010 um 40 % auf 15 Mill. Tonnen einbrechen könnte. Damit ist Indien gezwungen, die Importraten deutlich anzuheben. Nach Schätzungen von Morgan Stanley muss Indien rund 7 Mill. Tonnen importieren, damit es nicht zu einem starken Abfall der Lagerbestände kommt.Auch in China, Russland und der Ukraine drückt schlechtes Wetter die Ernteerträge. Die Volksrepublik, aber auch Mexiko und Pakistan müssen die Importquoten erhöhen, weil die heimische Produktion den Bedarf nicht deckt. Ein Blick auf die weltweiten Zuckermarktdaten der vergangenen 30 Jahre zeigt, dass aktuell die Lagerbestände auf den niedrigsten Stand seit den siebziger Jahren gefallen sind. Daher hält es Allidina nicht für ausgeschlossen, dass der Zuckerpreis von dem aktuellen Niveau bis zum Start der brasilianischen Zuckerrohrernte in der Saison 2010/2011 noch einmal um 20 % bis auf fast 30 Cent pro Pfund steigt.Die Anleger finden eine begrenzte Zahl an Zertifikaten oder Exchange Traded Commodities (ETC), mit denen sie an der Entwicklung des Zuckerpreises partizipieren können. Mit Hilfe von Zertifikaten von Goldman Sachs oder der Société Générale kann der Investor währungsgeschützt direkt an der Entwicklung des Futures Zucker Nr. 11 (DE000GS5HH37) oder Zucker Nr. 5 (DE000SG9BGB5) partizipieren. Die beiden Produkte haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 70 % zulegen können. Über die Exchange Traded Commodities (ETC) von ETF Securities (DE000A0KRJ85) partizipieren die Anleger über den DJ/UBS Sugar Sub-Index SM am Zuckerpreis. Bei dem Produkt handelt es sich um eine besicherte unbefristete Nullcouponanleihe. Das Produkt erreichte in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 46 %. Es besitzt keine Währungsabsicherung. Die Managementgebühr liegt bei 0,49 % pro Jahr. Besicherte AnleihenDer ETC von Source spiegelt die Entwicklung des S & P GSCI Zucker Total Return Index (XS0417181616) wider. Es handelt sich hier um eine mit US-Schatzanweisungen (T-Bills) besicherte Schuldverschreibung. Das seit April 2009 auf dem Markt befindliche Produkt erzielte in den vergangenen drei Monaten einen Gewinn von 17 %. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt hier wie bei dem Konkurrenzprodukt ebenfalls 0,49 %. Bei allen vorgestellten Produkten kann es zu Rollverlusten oder Rollgewinnen kommen. Da sich die Fristenstrukturkurve in einer Backwardation-Situation befindet, sind aber derzeit Rollgewinne zu erwarten.