Multi-Asset-Strategien machen Portfolios wetterfest
Unbeständiges Sommerwetter hin oder her: Wer sich mit entsprechender Kleidung flexibel auf den Wechsel zwischen Sonne, Wolken, Wind und Regen einstellt und stets einen Schirm zur Hand hat, dem kann auch Aprilwetter im August nichts anhaben. Ähnlich verhält es sich beim Portfoliomanagement: Wer seine Investitionen mit einer flexiblen Multi-Asset-Strategie über verschiedene Anlageklassen streut, kann das Chance-Risiko-Profil seines Portfolios optimieren.Das Umfeld am Kapitalmarkt kann ähnlich wechselhaft sein wie der mitteleuropäische Sommer: Denn ebenso wie die Konjunktur folgt der Finanzmarkt Zyklen, in denen jeweils Aktien, Anleihen oder Barbestände im Vergleich die besten Erträge erzielen. Was heute in den Performance-Listen zu den Spitzenreitern gehört, kann schon morgen wieder zurückfallen. Deutsche Bundesanleihen, europäische Aktien und Schwellenländerwerte, die sich 2013 gut entwickelt haben, bekamen in der ersten Jahreshälfte 2013 Gegenwind zu spüren. Im Gegensatz dazu haben sich japanische Aktien, die 2012 kaum für Aufsehen gesorgt haben, im laufenden Jahr sogar zu einer der lukrativsten Anlageklassen entwickelt.Diese Beispiele zeigen: Zum einen bietet auch die neue Investmentwelt trotz niedriger Zinsen und erhöhter Volatilität lukrative Anlagechancen, die im Gegensatz zu niedrig verzinsten Barbeständen einen realen Wertzuwachs ermöglichen. Zum anderen sollten Investoren in der Lage sein, ihre Portfolios möglichst flexibel zu managen und breit zu diversifizieren. Denn die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen gehört zu den wichtigsten Faktoren, welche die langfristige Wertentwicklung bestimmen.Die Idee einer solchen Multi-Asset-Strategie ist nicht neu. Sie gewinnt aber gerade bei der wechselhaften Großwetterlage am Kapitalmarkt an Bedeutung. Angesichts des ungewohnten Marktumfeldes, in dem sich institutionelle und private Anleger gleichermaßen zurechtfinden müssen, suchen Investoren nach stabilen Ertragsquellen – sei es, um laufenden Verpflichtungen nachkommen zu können, oder um langfristig Vermögen aufzubauen. Denn nur so können sie in allen Anlageklassen und Märkten jederzeit Chancen wahrnehmen. Stetiger WertzuwachsMulti-Asset-Strategien sind nicht darauf ausgelegt, kurzfristig Spitzenrenditen zu erzielen und stets besser abzuschneiden als sämtliche Anlageklassen. Sie sollen Kapitalmarktrisiken streuen, flexibel auf veränderte Marktbedingungen reagieren und somit langfristig stabile Erträge erwirtschaften. Historische Daten zeigen, dass dies gelingen kann: Es gibt Multi-Asset-Portfolios, die auf Sicht der vergangenen 25 Jahre in mehr als 90 % aller Anlageperioden über jeweils ein Jahr positive Wertentwicklungen erzielt haben. Das heißt: Unabhängig davon, wann Investoren ein- und ausgestiegen sind, konnten sie dank der kontinuierlichen Performance einen Wertzuwachs verbuchen.Um Multi-Asset-Strategien so erfolgreich umsetzen zu können, müssen die Portfoliomanager über möglichst große Flexibilität verfügen. Beispielsweise sollten sie ihre Anlageentscheidungen unabhängig von Marktindizes treffen können. Dies ermöglicht ihnen, je nach Börsenumfeld flexibel zwischen verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen umzuschichten und gegebenenfalls Liquiditätspolster aufzubauen.In der Praxis ist der Zeitpunkt zum Einstieg beziehungsweise Verkauf am Kapitalmarkt ähnlich schwer zu bestimmen wie das Wetter der kommenden Tage. Zudem wird es immer komplexer, diversifiziert zu investieren. Denn beispielsweise entwickeln sich die Aktienmärkte der Schwellenländer nicht immer so unabhängig von denen der entwickelten Märkte, wie es anfangs schien. Und selbst zwischen verschiedenen Anlageklassen nehmen die Korrelationen zu. So sind zum Beispiel die Kurse deutscher Staatsanleihen und deutscher Aktien im Jahr 2012 über weite Strecken hinweg gleichzeitig gestiegen – das ist alles andere als üblich. Team muss zusammenhaltenUm solche ungewöhnlichen Entwicklungen am Finanzmarkt richtig einordnen und darauf angemessen reagieren zu können, sollten die Manager von Multi-Asset-Portfolios über Erfahrung, Disziplin und ein exzellentes Risikomanagement verfügen. Portfoliomanager, die Boom- und Krisenzeiten an den Kapitalmärkten aufgrund langjähriger Erfahrung bewerten können, besitzen einen entscheidenden Vorteil: Sie wissen, dass es sich bei bestimmten Entwicklungen um zyklische Phasen handelt und dass nach einem Abwärtstrend wieder ein Aufwärtstrend folgt. Zur Disziplin gehört, dass das Portfoliomanager-Team langfristig zusammenarbeitet. Denn häufige Wechsel im Team können Strategien, die langfristig ausgerichtet sind, konterkarieren.Trotz der großen Anlagefreiheiten, die Multi-Asset-Strategien mit sich bringen, brauchen die Portfoliomanager eindeutige Kontrollmaßstäbe. An dieser Stelle kommt das Risikomanagement ins Spiel. Risikomanager analysieren, welches Risiko die Portfoliomanager in Kauf nehmen müssen, um angemessene Renditen erwirtschaften zu können. Zudem gewährleisten sie, dass genau definierte Risikobudgets, die dem Profil der jeweiligen Investoren entsprechen, nicht überschritten werden. Die Risikomanager sollten eng mit den Portfoliomanagern zusammenarbeiten, ohne jedoch die Unabhängigkeit von deren Einschätzungen anzutasten. Externe Anbieter hinzuziehenDie genannten Voraussetzungen unterstreichen, wie anspruchsvoll Multi-Asset-Strategien umzusetzen sind. Portfoliomanager und Investoren, die nicht im eigenen Hause über die dafür notwendigen Ressourcen verfügen, können einzelne Dienstleistungen wie zum Beispiel das Risikomanagement von externen Anbietern beziehen.Eine andere Möglichkeit besteht darin, auf Komplettlösungen von Drittanbietern zurückzugreifen, zum Beispiel in Form von Multi-Asset-Fonds. Diese erfreuen sich bei Anlegern zunehmender Beliebtheit: 2013 investierten Anleger in die entsprechenden Produkte auf dem deutschen Markt 3,5 Mrd. Euro frisches Kapital, wie Zahlen des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) zeigen. Lediglich Rentenfonds waren demnach noch gefragter. In den Jahren 2012, 2011 und 2010 verbuchten Mischfonds stets positive Nettozuflüsse, während Aktien- und Rentenfonds teilweise herbe Verluste hinnehmen mussten. Für alle BörsenphasenEin Treiber dieser Nachfrage ist vermutlich das volatile Börsenumfeld der vergangenen Jahre. Investoren sollten jedoch bedenken, dass Multi-Asset-Strategien sich aufgrund ihrer langfristigen Ansätze für alle Börsenphasen eignen – ebenso wie man mit der richtigen Kleidung für jedes Wetter gerüstet ist.—-Christian Machts, Leiter Retail-Geschäft Deutschland, Österreich und Osteuropa, BlackRock