Nachfrage nach Derivaten nach Maß steigt
Zertifikate werden wegen ihrer hohen Flexibilität als Finanzinstrumente geschätzt. Das Angebot ist in Deutschland auf 1 Million Anlagezertifikate und Hebelprodukte angewachsen. Die Auswahl ist allerdings für viele Investoren und Berater sehr unübersichtlich. Die HypoVereinsbank bietet als erste deutsche Bank eine Plattform an, die es Anlegern ermöglicht, strukturierte Produkte nach eigenen Wünschen zu erstellen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie HypoVereinsbank (HVB) hat jetzt mit My.onemarkets eine eigene Emissionsplattform für strukturierte Produkte gestartet. Dieser Produktkonfigurator gibt Kundenberatern und Depot-A-Verwaltern die Möglichkeit, über ein internetbasiertes Modul den Wünschen und Bedürfnissen des Privatkunden entsprechend strukturierte Produkte wie Aktienanleihen, Expresszertifikate, Bonuspapiere sowie Reverse-Bonuspapiere und Garant-Anleihen maßzuschneidern und per Knopfdruck ins Depot zu stellen. Die Erstellung des individuellen Produkts ist ab einem Anlagebetrag von 20 000 Euro möglich.Beim Start besteht das Anlageuniversum zunächst aus 135 deutschen und europäischen Blue Chips und aus den drei Standardindizes Dax, MDax und Euro Stoxx 50. Der gesamte Prozess ist vollautomatisch. “My.onemarkets erstellt automatisch in wenigen Minuten die notwendigen Dokumentationen wie beispielsweise das Produktinformationsblatt oder den Flyer. Dadurch kann sich der Berater noch mehr Zeit für die Bedarfsanalyse im Gespräch mit dem Kunden nehmen”, sagt Hendrik Pelckmann, Leiter Produkte Private Banking HypoVereinsbank. Die Transaktion findet allerdings außerbörslich statt, also direkt zwischen der HypoVereinsbank und dem Kunden. Das Produkt erhält zwar eine Wertpapierkennnummer (WKN), ein Listing an der Börse ist bisher aber nicht vorgesehen. Der Verkauf muss also über den Emittenten erfolgen. Die HVB ermöglicht die Rückgabe an Börsenhandelstagen. Laufend aktualisierte Preise findet der Kunde auf der Webseite des Emittenten. Das Tool bringt der HypoVereinsbank offensichtlich auch Vorteile im täglichen Beratungsgeschäft. Neben einer Erweiterung des Service und einer Qualitätsverbesserung in der Beratung verspricht sich der Anbieter auch steigendes Interesse von Neukunden. “Der Konfigurator bringt uns einen Wettbewerbsvorteil. Im ganzheitlichen Beratungsansatz können wir individuelle Lösungen mit unseren Kunden erarbeiten, die zu noch höherer Kundenzufriedenheit beitragen. Solche Lösungen haben wir bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt”, sagt Nicolas Pfahl, Bereichsleiter Privatkunden Südwestdeutschland der HypoVereinsbank. Schweizer VorbilderDie HVB ist der erste deutsche Anbieter von sogenannten Tailormade-Produkten. Sie folgt damit Schweizer Banken, die bereits seit mehreren Jahren über vergleichbare Plattformen, auch Customized Product Tools (CPT) genannt, verfügen. Die UBS, Vontobel und die Credit Suisse gehörten zu den ersten Anbietern im eidgenössischen Nachbarland, bei denen vermögende Privatkunden über die internetbasierten Emissionsplattformen Produkte auf Wunsch strukturieren ließen. Dank des großen Interesses der Privatkunden und des kleinen börsengelisteten Angebots in der Schweiz bieten heute sieben Banken CPT an. Darüber hinaus gibt es drei Metaplattformen, die das Angebot dieser Institute auf einer Plattform vereinen (siehe Tabelle). Vontobel hat ihre Handelsplattform Deritrade jüngst für weitere Emittenten geöffnet und damit eine MultiIssuer-Plattform geschaffen. Der Markteintritt der HVB ist ein Hinweis darauf, dass strukturierte Produkte als maßgeschneiderte Bausteine für das Anlegerdepot immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die “Products on Demand” eignen sich in erster Linie für gut informierte Anleger, Berater und Vermögensverwalter, die eine Marktmeinung und einen hohen Kenntnisstand über die Strukturen besitzen. Die Preistransparenz der Wunschprodukte ist durch die auf dem Markt befindlichen Standardprodukte gewährleistet.