INVESTMENTFONDS

Nachhaltigkeitsfonds liegen im Trend

Performance variiert stark - Forderung nach einheitlichen Kriterien für mehr Transparenz

Nachhaltigkeitsfonds liegen im Trend

Nachhaltige Investments liegen seit Jahren im Trend. Die Zahl der Fonds und das verwaltete Volumen steigen stetig. Interesse zeigen vor allem institutionelle Investoren. Private Anleger halten sich bislang noch zurück, obwohl das Interesse vorhanden ist. Ein Grund ist die fehlende Transparenz der Investmentstrategien.la Frankfurt – Die Zahl der Investmentfonds, die in ihren Investmentstrategien ökologische, soziale und ethische Faktoren berücksichtigen, also nachhaltige Anlagen im Blick haben, steigt seit Jahren. Nach der von der Unternehmensberatung KPMG und dem Luxemburger Fondsverband Alfi durchgeführten Studie “European Responsible Investing Fund Survey” gibt es europaweit inzwischen 1 236 nachhaltige Investmentfonds mit einem Anlagevermögen von knapp 130 Mrd. Euro. Gemessen am kompletten europäischen Fondsuniversum ist das jedoch noch nicht allzu viel: Der Anteil nachhaltiger Investments gemessen an der Fondsanzahl in Europa beläuft sich demnach auf rund 2,3 % und gemessen am Volumen auf 1,6 %. Fondsanzahl steigtDas Sustainable Business Institute (SBI), das Daten für den deutschsprachigen Raum, also Deutschland, Österreich und die Schweiz, erfasst, berichtete per Ende März 2012 von 375 nachhaltigen Publikumsfonds in dieser Region. Diese Fonds verwalteten zusammen rund 34 Mrd. Euro. Ende 2011 waren es noch 357 Fonds mit ca. 30 Mrd. Euro.Allein im ersten Quartal dieses Jahres hat das SBI 25 Fonds mit einem verwalteten Volumen von insgesamt 3 Mrd. Euro neu in sein Fondsuniversum aufgenommen. Das ist vergleichsweise viel, waren im ganzen Jahr 2011 doch noch 36 Fonds neu aufgenommen worden. Die neuen Fonds seien entweder frisch aufgelegt worden oder hätten ihre Strategie auf “Nachhaltigkeit umgestellt”, so das Institut. Sieben Produkte seien in dieser Zeit aufgrund von Schließung oder Zusammenlegung mit anderen Fonds aus dem Universum herausgefallen.Von den insgesamt 357 nachhaltigen Fonds sind 205 Aktienfonds, die zum Quartalsende 21,6 Mrd. Euro verwalteten. Diese Produkte unterscheiden sich stark. So sind einige sehr breit aufgestellte internationale Fonds, andere sind spezialisiert auf Regionen oder Branchen bzw. Themen. Daher ist die Bandbreite der Performance sehr groß und reichte in den ersten drei Monaten von + 20 % bis – 2 %, 2011 sogar von + 11 % bis – 60 %.Ähnlich war dies bei den 57 Rentenfonds, in die rund 6 Mrd. Euro investiert sind und die von Januar bis März eine Rendite von + 15 % bis – 4 % aufwiesen. Laut der Fondsgesellschaft Swisscanto wächst die Nachfrage nach nachhaltigen Rentenfonds kräftig und das Angebot kommt kaum hinterher. Die Gesellschaft führt diesen Trend einerseits auf die Turbulenzen an den Aktienmärkten zurück, die viele Anleger leid seien und daher nach festverzinslichen Produkten Ausschau hielten, zum anderen auf den Trend zur Nachhaltigkeit.Neben den nachhaltigen Aktien- und Rentenfonds gibt es noch 68 Mischfonds, in die etwa 5 Mrd. Euro angelegt sind, sowie 16 Dachfonds mit ungefähr 560 Mill. Euro. Die Performance der Mischfonds lag den Angaben zufolge im ersten Quartal zwischen + 19 % und – 3 %, die der Dachfonds zwischen + 9 % und – 2 %. Bei beiden Produktarten ist zu berücksichtigen, dass die Aktienquoten unterschiedlich hoch und daher die Rendite-Risiko-Profile sehr verschieden sind.Trotz der steigenden Zahl nachhaltiger Investmentfonds ist diese Anlageform bei deutschen Privatanlegern noch nicht sehr gefragt, hatte die Union Investment vor einigen Wochen nach einer Umfrage erklärt. Nur 7 % der Befragten besitzen ein solches Investment. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die solche Geldanlagen als attraktiv bezeichnen, von Mitte 2011 bis Anfang 2012 von 31 % auf 38 % deutlich gestiegen. Warum sie dennoch nicht in diese Sustainable Assets investieren, begründeten die Befragten entweder mit dem Fehlen verfügbarer Mittel oder mit der mangelnden Transparenz nachhaltiger Anlagestrategien.Tatsächlich fehlt immer noch ein Kodex für Nachhaltigkeitsfonds, der einheitliche Ansätze für solche Produkte vorgibt. So ergibt sich aus der Studie von KPMG und Alfi auch die Forderung nach vereinheitlichten Definitionen innerhalb der Fondsindustrie und stärkerer Offenlegung der Investmentstrategien. Zwar hat im vergangenen Herbst der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung eine Empfehlung für einen Deutschen Nachhaltigkeitskodex übermittelt und es existieren Initiativen auf EU-Ebene, um einen Rahmen für solche Produkte zu schaffen. Doch bislang ist es für Anleger sehr schwer, die Ansätze der verschiedenen Fonds zu durchschauen und zu vergleichen. OrientierungshilfeDas in Berlin ansässige Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hat daher nun mit Unterstützung des SBI für Privatanleger und Finanzberater eine Orientierungshilfe für die Suche nach dem passenden Nachhaltigkeitsfonds entwickelt. Zum einen soll eine Matrix zur besseren Vergleichbarkeit und Verständlichkeit von nachhaltigen Finanzprodukten beitragen.Diese FNG-Matrix soll dabei helfen, rund 40 Fonds auf ihren Nachhaltigkeitsansatz wie z. B. den Ausschluss von Rüstung oder die Förderung von erneuerbaren Energien abzuklopfen, teilte das Forum mit. Zum anderen wird für jeden einzelnen Fonds eine zweiseitige Information, die alle für die Nachhaltigkeit relevanten Informationen enthält, zur Verfügung gestellt. Die Matrix wie die Nachhaltigkeitsprofile sind den Angaben zufolge auf Grundlage vorangegangener Arbeiten des belgischen Partners Belsif entwickelt worden. Die FNG-Matrix und die Nachhaltigkeitsprofile können auch über die vom SBI betriebene Marktplattform www.nachhaltiges-investment.org eingesehen werden.